"Das Morgen ist wichtig!"

Eine gefeierte Sängerin, die im Heute lebt

Sie lebt im Heute und nicht in der Vergangenheit: Star-Mezzo Agnes Baltsa. An der Wiener Staatsoper, ihrem "Traumhaus", wird sie seit nunmehr 35 Jahren gefeiert. Und 2006 soll sie hier die Kundry singen. Baltsa ist diesmal in der "Opernwerkstatt" zu Gast.

Mit allen großen Tenören unserer Zeit hat Agnes Baltsa die Carmen gesungen, zuletzt mit Neil Shicoff im vergangenen Mai an der Wiener Staatsoper: "Der Bursche ist eine Sensation, ein ganz gefährlicher Bursche...!", so die Künstlerin.

Im Gespräch im Wiener Volkstheater am 20. Mai vor einem begeisterten Publikum beleuchtete Peter Dusek die unglaubliche Karriere der gefeierten Mezzosopranistin: die Primadonna - ein Begriff, den sie gar nicht mag - , blickt aber eigentlich nicht gerne auf Vergangenes zurück.

"Das Morgen ist wichtig!"

Die Gegenwart und vor allem die Zukunft sind ihr wichtig. "Ich bin dankbar für alles was war, aber ich kann doch nicht in einer Scheinwelt leben. Das Morgen ist wichtig!" Sie hat an allen großen Opernhäusern gesungen und war sich dabei stets der Verantwortung bewusst, die sie dabei auf sich nimmt. Die Wiener Staatsoper bezeichnet sie als ihr Traumhaus, an dem sie seit nunmehr 35 Jahren gefeiert wird.

Mit Karajan produzierte sie ihre erste Schallplatte. 2006 soll sie in Wien im "Parsifal" die Kundry singen, hat aber dabei wegen der Inszenierung noch so manche Bedenken. "Gut, man kann nicht zum hundersten Mal das Gleiche inszenieren, aber man muss im Rahmen bleiben, sonst muss man ein anderes Stück machen", meint Baltsa.

Keine Sehnsucht nach Sopran-Partien

Agnes Baltsa strebt auch nicht nach Sopran-Partien, sie ist in ihrem Fach sehr glücklich und zufrieden. "Hier bin ich zu Hause und nicht eine unter vielen". In Mozarts "Don Giovanni" würde sie gerne die Titelpartie singen, denn: "Das ist eine Superrolle, nicht immer diese Weiber, die nur jammern und jammern ... "

Den einzelnen Stufen ihrer bisherigen Karriere ordnet sie drei Partien zu: Eboli in "Don Carlos", "Carmen" und nunmehr die Küstnerin in "Jenufa".

Mehr als nur schöne Töne

Es ist wunderbar, schöne Töne zu produzieren, aber der Ausdruck und die Gestaltung der Rollen sind Agnes Baltsa wichtiger:

"Das Leben besteht nicht nur aus rosa Farben, es hat auch noch andere Schattierungen." Besonders in der Küsterin kommt dies zum Ausdruck: "Das ist eine tragische Figur, sie ist ein Opfer der Gesellschaft". Dies zu gestalten, findet Baltsa interessant und aufregend.

Kräfte tanken in Griechenland

In ihrer kargen Freizeit beschäftigt sie sich nicht nur mit Klassik, auch die heutige Pop-Szene findet sie interessant. Neue Energien sammelt sie in ihrer Heimat Griechenland, wo sie auf der Insel Lefkas, ihrem Geburtsort, die Ferien am Strand verbringt. Sie ist zwar mit Haut und Haar Griechin, fühlt sie sich aber jeweils dort zu Hause, wo sie gerade singt: "Die Menschen geben mir das Gefühl, ich bin zu Hause."

In einem TV-Krimi spielte Agnes Baltsa neben Otto Schenk als Kommissar eine Primadonna. Und in einem Fernsehfilm würde sie durchaus gerne wieder mitwirken, erzählt sie.