"Teuflisches" von Luigi Boccherini

Harmonischer Garten mit Diabolischem

Eine Dorfkirche nahe Mailand: Dort befindet sich derzeit Fra Bernardo und wirkt an Diabolischem mit - und zwar an der CD "La casa del Diavolo". Hier nimmt "Il Giardino Armonico" u. a. "Teuflisches" von Boccherini auf, das vielleicht schon bald in Ö1 präsentiert wird.

Es ist bereits einige Jahre her, als einige junge italienische Musiker mit ihren Interpretationen der Musik des "prete rosso", des rothaarigen Priesters Antonio Vivaldi Aufsehen erregten: Mittlerweile ist "Il Giardino Armonico" - der harmoische Garten - wie sich die Gruppe um den Blockflötisten Giovanni Antonini nennt, zu einem Synonym für sprühendes, leidenschaftliches Musizieren geworden.

Wenn die Mailänder z. B. Vivaldis Concerto "La Tempesta di mare", der Seesturm, spielen, braust das Meer auf, gehen die Wogen hoch, ächzen die Spannten des Schiffes und spritzt die Gischt förmlich ins Gesicht. Quasi in Barock-Rock-Manier malen die Italiener Vivaldis Musik mit kräftigen Farben und breitem Pinsel. Kantige, expressive, affektreiche Klanggemälde, die das Konzertpublikum zu enthusiastischem Applaus und Bravorufen animieren, die Plattenverkäufe beinahe in jene der Pop-Alben hochschnellen lassen.

In the studios

Einige Jahre mussten die "filomusici", die Musikliebhaber, ohne Neuerscheinung am Plattenmarkt von "Il Giardino Armonico" auskommen. Diese Durststrecke wurde im Vorjahr durch unsere Produktion "Gloria beendet. Mit gespitzten Ohren kann man auf dieser CD u. a. als Erstaufnahme mit "Il Giardino Armonico" und dem Wiener Kammerchor Vivaldis berühmtem "Gloria" lauschen.

Derzeit sind wir gerade in Palazzo Pignano, einem kleinen Ort in der Nähe von Mailand, um Orchesterwerke aufzunehmen. Hier ist es eigentlich noch ziemlich kalt, stürmisch und es schüttet in Strömen. Offenbar die passende Stimmung zum Titel der entstehenden CD.

"La casa del Diavolo"

Und die heißt: "Die Behausung des Teufels". Damit die Produktion nicht allzu diabolisch wird, nehmen wir - zur Sicherheit - in der schönen Dorfkirche (mit Heizung ausgestattet!) auf. Am Mittwoch ließ Giovanni Antonini mit seinen Musikern nach Noten aus Christoph Willibald Glucks Oper "Orfeo ed Euridice" quasi wirklich die Furien in der Kirche tanzen.

Ein wahrhaft furioser Tanz: Immer wieder unterbrochen durch höllische Bläserakkorde, immer wieder weitergetrieben durch offenbar unermüdliche Streicherpassagen. Giovanni lässt sein Orchester die volle dynamische Bandbreite auskosten, fordert seinen Musikern das äußerste an Expressivität ab.

Boccherinis "teuflische" Sinfonia

Und danach: "La Casa del Diavolo", eine Sinfonia von Luigi Boccherini, der als Cellist in Spanien Karriere machte. Auf eine wuchtige, kontrastreiche Einleitung in Art einer barocken Ouvertüre folgt ein Allegro bei dem die Mailänder zeigen können, was auch ein Orchester an Virtuosität zu leisten vermag.

Nach dieser "teuflischen" Sinfonia von Boccherini wird noch eines der schönsten Concerti des Teufelsgeigers Francesco Maria Veracini folgen: "Il pianto di Arianna", die in Musik gesetzte Klage der Arianna, die um ihren geliebten Theseus trauert. Vielleicht kann ich Euch einen Ausschnitt aus dieser Produktion bereits am kommenden Montag in "Ö1bis zwei" vorstellen!

Links
Il Giardino Armonico
ORF-Shop: "Gloria"