Geistig und körperlich gesund

Mythos Altern

Immer mehr Menschen werden immer älter. Gegenwärtig werden Frauen in Europa durchschnittlich 80 Jahre alt, Männer 73 Jahre. In zwanzig Jahren wird jeder dritte Europäer älter als 60 Jahre sein.

Überbevölkerung, Baby-Boom, Geburtenrückgang, Überalterung - Schlagworte für demografische Phänomene. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht von der alternden Gesellschaft gesprochen wird, von der Zukunft der sozialen Sicherungssysteme, vom Generationenvertrag.

Die Demografische Revolution

"Dabei ist von vielen unbemerkt die Bevölkerung Europas zur Jahrtausendwende an einem Wendepunkt ihrer demografischen Geschichte angelangt", sagt Josef Kytir von der Direktion Bevölkerung der Statistik Austria. Gegenwärtig befinden wir uns am Ende der so genannten 'Demografischen Revolution'.

Diese Revolution liegt darin, dass die Menschen in Europa dem 19. Jahrhundert begonnen haben ihre Kinderzahl zu beschränken. "Früher gab es in einer Familie etwa vier bis sechs Kinder", meint Kytir.

Niedrige Kinderzahl und hohe Lebenserwartung

Das ist allerdings nur eine Seite der demografischen Revolution, die andere ist der Rückgang der Sterblichkeit. Vor 130 Jahren erreichte nur ein Drittel der Neugeborenen das erste Lebensjahr. Heute sterben höchsten vier oder fünf von tausend Neugeborenen vor dem ersten Lebensjahr.

"Das ist die wahre demografische Revolution: Eine Gesellschaft mit niedriger Kinderzahl und einer hohen Lebenserwartung", sagt Kytir.

Durchschnittsalter 100

Laut James Vaupel, Direktor am Max-Planck-Institut für demografische Forschung, steigt nicht nur das Durchschnittsalter an, sondern auch das maximal erreichte Alter. In den vergangen 160 Jahren ist die Lebenserwartung in den Industrienationen pro Jahr um drei Monate gestiegen - und es gibt keine Anzeichen dafür das dieser Anstieg langsamer wird.

Glaubt man daher den Vorhersagen der Demografen, dann werden heute geborene Kinder durchschnittlich 100 Jahre alt werden.

Körperlich und geistig gesund bis ins hohe Alter

Eine überraschende Aussage zu diesem Thema kommt von Gerhard Hofecker vom Ludwig-Boltzmann-Institut für Gerontologie in Wien. Er meint: "Im Allgemeinen stirbt der Mensch nicht am Alter. Wer vor dem 100. Lebensjahr stirbt, stirbt nicht am Alter, sondern an einer Krankheit."

Denn je besser die medizinische Versorgung eines Landes ist, umso älter werden die Menschen. Heute 60-jährige Männer dürfen hoffen, im Durchschnitt noch weitere 20 Jahre zu leben, 60-jährige Frauen weitere 24 Jahre.

Und das nicht nur bei körperlicher Gesundheit, sondern auch bei geistig reger Aktivität. Denn Studien haben herausgefunden, dass Intelligenz nicht als eine einzige, homogene Fähigkeit zu sehen ist. So verfügt auch der alternde Geist noch über ein beträchtliches Potential.