Große Bilder, große Gefühle

Unterwegs nach Cold Mountain

Mit "Unterwegs nach Cold Mountain" kommt diese Woche nach "Open Range" und "The Missing" der dritte Film der neuen Western-Welle in die Kinos: Jude Law und Nicole Kidman als Liebespaar in den Wirren des amerikanischen Bürgerkriegs.

Der britische Regisseur Anthony Minghella, Oscar-belohnt für seinen "Englischen Patienten", setzt auch hier auf große Bilder und große Gefühle. Einem in Amerika sehr populären Roman von Charles Frazier folgend, schildert Minghella hier eine tragische Love-Story vor kriegerischem Hintergrund:

Ein Soldat der Südstaaten (Jude Law) desertiert verwundet, um sich quer durch das Land zur Frau seines Lebens zu schleppen, die er zuvor nur ein einziges Mal gesprochen hat. Es ist eine Odyssee durch eine Welt der Verwüstung.

Schrecken und Idylle

Wie sich der Soldat vor Kopfgeldjägern retten muss, wieder in eine Armee gepresst wird und zuletzt von einer Kräuterfrau gerettet wird, das schildert Regisseur Minghella in einer sorgsam strukturierten Abfolge von Schrecken und Idylle. Gegengeschnitten in die Abenteuer des Soldaten sind die Erlebnisse der fernen Frau: Die bekommt mittlerweile Unterstützung von einer resoluten jungen Bäuerin (Renee Zellweger), die ihr beisteht, wenn versprengte Soldaten sie zu vergewaltigen drohen.

Als wäre die Parallelführung dieser beiden Handlungsfäden nicht schon komplex genug, wechselt Minghella auch zwischen filmischer Gegenwart und vereinzelten Rückblenden in die Vergangenheit.

Traditionals vom Urgestein

Resultat ist ein weit ausschwingendes Filmepos von nie nachlassender Kraft, dem eine sorgsame Musikkulisse voll neu eingespielter amerikanischer Traditionals eine zusätzliche Ebene verleiht.

Betreut hat den Score ein Urgestein der amerikanischen Musikgeschichte: T-Bone Burnett, der schon bei Bob Dylans legendärer "Rolling Thunder Revue" dabei war und auch am Score des Films "O Brother Where Art Thou?" der Brüder Coen mitgewirkt hatte - ebenfalls einer Bearbeitung der Homer'schen Odyssee übrigens.

Kontroversielle Kritiken

Bei der Kritik ist Minghellas Zweieinhalb-Stunden-Film kontrovers beurteilt worden: Während die einen Parallelen zu den großen Film-Epen eines David Lean zogen und sich an Charles Laughtons "Nacht des Jägers" erinnert fühlten, taten andere den Streifen als überlang und langweilig ab.

Zwiespältig auch die Sicht der Oscar-Juroren: Zwar ist "Cold Mountain" gleich siebenfach nominiert worden, doch in keiner so genannten Hauptkategorie, also weder als Bester Film noch für die Beste Regie, was Insider darauf zurückführen, dass Minghella sein Bürgerkriegsdrama zur Gänze in Rumänien gedreht und auf amerikanische Technik-Assistenz dabei weitgehend verzichtet hat. Solche Argumente sollten niemanden irritieren: Wer sich seinen Sinn für großes Kino bewahrt hat, liegt bei "Unterwegs nach Cold Mountain" richtig.

Unterwegs nach Cold Mountain
USA, 2003
mit: Jude Law, Nicole Kidman, Renée Zellweger, Natalie Portman, Donald Sutherland
Drehbuch und Regie: Anthony Minghella