Trigeminusneuralgien
Chronische Gesichtsschmerzen
Trigeminusneuralgien verursachen die stärksten chronischen Gesichtschmerzen. Mit deutlich eingeschränkter Lebensqualität konsultieren Betroffene oft jahrelang Ärzte oder Spitäler, ehe sie eine Diagnose und somit auch eine effiziente Therapie erhalten.
8. April 2017, 21:58
In Österreich leiden rund 700.000 Personen an chronischen Schmerzen. Die Ärmsten unter den Schmerzpatienten sind jene Personen, die an immer wieder kehrenden Gesichtsschmerzen - im speziellen an der Trigeminusneuralgie - leiden.
Einerseits zählt diese Erkrankung zu den schmerzhaftesten überhaupt. Andererseits dauert es oft Jahre bis Betroffene einer wirksamen Therapie zugeführt werden.
Der lange Weg zur Therapie
Während ihres Weges durch die einzelnen Fachdisziplinen nehmen die Betroffenen im Schnitt etwa 4.000 Tabletten zu sich. Außerdem werden jedem dieser Gesichtsschmerzpatienten statistisch betrachtet 1,5 meist gesunde Zähne gezogen. Nach durchschnittlich 5,5 Jahren Erkrankungsdauer haben Betroffene drei bis vier Operationen mit kieferorthopädischen Korrekturen oder HNO-ärztliche Eingriffe mit Sanierung der Nasennebenhöhlen oder Entfernung (unschuldiger) Polypen hinter sich.
In etwa 83 Prozent der Fälle ist der Hausarzt die erste Anlaufstelle. Weitere ca. 13 Prozent der Betroffenen begeben sich in zahnärztliche Behandlung und nur 2,5 Prozent suchen einen Neurologen auf, der für diese Schmerzform eigentlich der richtige Arzt wäre.
Viele mögliche Ursachen - langwierige Suche
Hinter chronischen Gesichtsschmerzen können jedoch auch andere Ursachen stecken wie z.B. Neuralgien und Neuropathien anderer Kopf- oder Gesichtsnerven, virale Infektionen wie Herpes Zoster, Migräne oder organische Erkrankungen. Auch Herzerkrankungen können sich durch Gesichtsschmerzen bemerkbar machen - dies gilt auch für hormonelle Schwankungen bei Frauen.
Die Trigeminusneuralgie
Man unterscheidet zwischen der idiopathischen und der symptomatischen Form der Trigeminusneuralgie.
Die idiopathische Trigeminusneuralgie betrifft meist über 50-Jährige. Typisch sind heftige Schmerzattacken ohne erkennbare Ursache.
Bei der symptomatischen Form führen krankhafte Veränderungen wie entzündliche Prozesse, Durchblutungsstörungen, Verwachsungen, aber auch Tumore im Ausbreitungsgebiet des Trigeminus-Nerven zu Gesichtsschmerzen.
Symptome einer Trigeminusneuralgie
Typisch sind heftige Schmerzen in einer Gesichtshälfte. Diese dauern Sekunden oder maximal wenige Minuten und wiederholen sich bis zu 100 mal am Tag. Betroffene beschreiben diese Schmerzen als Blitze, die an einer bestimmten Stelle immer wieder "einschlagen".
Dazwischen liegen Intervalle völliger Schmerzfreiheit. Begünstigt werden diese Attacken durch äußere Faktoren wie z. B. kalter Luftzug, Kauen oder Zähneputzen. Im Fachjargon spricht man auch von Triggering. Aufgrund ihrer Heftigkeit kommt es bei den Anfällen oft auch zu Verkrampfungen der Gesichtsmuskulatur - den sogenannten "Tic douloureux".
Die moderne Therapie von Gesichtsschmerzen
Die Therapie der Trigeminusneuralgie stützt sich auf 2 Säulen. Allen voran steht die medikamentöse Therapie. Ziel ist die Verhinderung der Schmerzattacken. Um die krankhaften Impulsübertragungen zu blockieren werden Antiepileptika verabreicht. Im günstigsten Fall können die quälenden Schmerzen damit verhindert werden. Übliche Schmerzmittel helfen nicht.
Wenn alle gängigen medikamentösen Behandlungsversuche versagt haben, besteht unter Umständen die Möglichkeit, die Ursache chirurgisch zu beheben. So besteht unter anderem die Möglichkeit mittels Thermoläsion die Aktivität der Schmerzfasern zu drosseln. Dabei wird der zentrale Nerven-Knotenpunkt von außen mit einer Nadel punktiert und teilweise zerstört. Die Zerstörung der Nervenfasern kann aber auch chemisch - durch die so genannte perkutane retroganglionäre Glycerol - Injektion oder mechanisch, mittels Ballon-Kompression vorgenommen werden.