Adorno-Double gesucht
Teddy-W.-Adorno-Show
Im Rahmen der MAK Nite zeigen die beiden Elektronik-Musiker Thomas Dèzsy und Christoph Korn eine große "Teddy-W.-Adorno-Show". Im Rahmen dieser Mischung aus Hommage und Demontage wird zudem ein Adorno-Doppelgänger gesucht.
8. April 2017, 21:58
Adorno-Wordrap
Schräg, schräger, am schrägsten! Wenn das "Museum für angewandte Kunst" am Dienstagabend zur großen "Teddy-W.-Adorno-Show" lädt, sollten puristische Philosophie-Liebhaber lieber zu Hause bleiben.
Die beiden Elektronik-Musiker Thomas Dèzsy und Christoph Korn haben ihr Adorno-Spektakel im Rahmen der MAK-Nite als Mischung aus Hommage und Demontage angelegt. Übersteuerte Ton-Collagen kommen dabei ebenso zum Einsatz wie historische Adorno-O-Töne und skurrile Dias aus Thomas Dèzsys Lichtbildarchiv.
Adornos Lieblings-Dessert...
Am Beginn des Abends werden die Künstler "Engadiner Nusstorte" verteilen, des Philosophen Lieblings-Dessert. Adorno war, wenn man Thomas Dèzsy glauben darf, ein ganz ein Süßer:
"Die Engadiner Nusstorte hat Adorno immer im Café Laumer eingenommen", so Dèzsy. "Das ist ein kleines Eckcafé in Frankfurt, wo heute viele alte Tanten sitzen. Da saß dieser gescheite Mann und hat eine Engadiner Nusstorte gegessen. Die hat einen eigenartigen Marzipan-Deckel, der mir schon fast zu süß vorkommt."
...ist in Wien unbekannt
Im Café Laumer zu Frankfurt mag die "Engadiner Nusstorte" Mehlspeistiger auch 35 Jahre nach Adornos Tod noch verzücken - in den Konditoreien Wiens, so beklagt Thomas Dèzsy, scheint die schmackhafte Süßspeise so gut wie unbekannt zu sein.
"Ich war grad' im Café Oberlaa und wollte eine Engadiner Nusstorte bestellten, und man hat mir gesagt, man könne nur die Torten von der Produktliste herstellen", so Dèzsy. "Meine Mutter macht Engadiner Nusstorte, allerdings nicht das Rezept mit dem Marzipan."
Falsche Bedürfnisse
Was sind und woher rühren falsche Bedürfnisse? Adorno hat diese Frage nicht zuletzt in seinen kritischen Anmerkungen zur Kulturindustrie zu beantworten versucht: "Es bedarf kaum vieler Worte, um zu sagen: das, was man heute Kulturindustrie, Bewusstseinsindustrie, gesteuerte Massenkultur nennt, nirgends besser studieren konnte, als in Amerika, wo diese Form der dirigistischen Kultur der Massenmedien schon damals am weitesten fortgeschritten war."
"Die Sprache von Adorno ist in eigenartiger Weise grausam", meint Dèzsy. "Sie metzelt fast sadistisch an verschiedenen Sachen herum".
Adorno-Doubles gesucht
In Frankfurt am Main erfreuen sich "Theodor-W.-Adorno-Ähnlichkeitswettbewerbe" seit den neunziger Jahren einer gewissen Beliebtheit. Thomas Dèzsy könnte sich ähnliches auch für Wien vorstellen - wobei das Angebot an Adorno-Doubles in Wien eher dünn zu sein scheint.
Adorno-Doppelgänger aus Wien und Umgebung mögen sich also am Dienstagabend ab 20:00 Uhr im Wiener MAK einfinden - Halbglatze, traurige Teddy-Augen und eingehende Kenntnis der "Negativen Dialektik" sind erbeten.
Tipp
MAK Nite
"Die Teddy-W.-Adorno-Show"
Eine musikalische Annäherung
Thomas Dèzsy, Wien - Elektronik
Christoph Korn, Frankfurt - E-Gitarre
Dienstag, 20. Jänner 2004, 20:00 Uhr
Links
MAK
Die Frankfurter Schule
Links zu Adornos 100. Geburtstag
Adorno-Links