Zum 30. Todestag von Julius Patzak

Ein Wiener Original mit Weltkarriere

Er war ein Künstler, wie er heute kaum möglich wäre, ein Sänger, der als Autodidakt Weltkarriere gemacht hat: Julius Patzak, der vor 30 Jahren gestorben ist. Und er war einer, der im Tenorfach alles gesungen hat.

Er galt als musikalisches Allround-Genie ebenso wie als unverwechselbares Wiener Original: Julius Patzak. Er war ein Künstler, wie er in unserer Zeit kaum möglich wäre, ein Sänger, der als Autodidakt Weltkarriere gemacht hat und im Tenorfach buchstäblich alles gesungen hat, was man sich nur vorstellen kann.

Vor 30 Jahren, am 26. Jänner 1974, ist Julius Patzak in seinem Landhaus in Rottach-Egern am Tegernsee, wo seinerzeit auch Leo Slezak zuhause war, gestorben.

Von Oper bis Lied und Oratorium

In erster Linie hat er Mozart, daneben aber ebenso italienische und französische Rollen (sein Wiener Debüt hatte er mit dem Radames in "Aida"!), Wagner, Strauss (Richard ebenso wie Johann oder Oscar) gesungen. Und er war immer auch der zeitgenössischen Musik gegenüber aufgeschlossen. Ebenso galt er als Spezialist für Oratorien - und war selbstverständlich einer der gefeiertsten Liedersänger seiner Zeit.

Wiener-Lied ohne "Schmalz"

Das Lied aber hörte bei ihm nicht bei Schubert, Brahms oder Wolf auf. Als gebürtigem Wiener lag ihm sein Leben lang ganz besonders auch das Wiener Lied am Herzen, das er mit einer Natürlichkeit und "Schmalzlosigkeit" gesungen hat, wie kaum ein Zweiter.

Auch Erfolge als Dirigent

Und wenn er als Sänger auch Autodidakt gewesen ist, sein ursprünglicher Berufswunsch, nämlich Dirigent zu werden, setzte eine gründliche Ausbildung voraus, die er immerhin bei Eusebius Mandyczewski und Franz Schmidt genossen hat. Julius Patzak ist im Laufe seiner Karriere daher immer wieder auch als Dirigent in Erscheinung getreten und hat hier ebenfalls stets große Erfolge erzielt. Seine unfehlbare Musikalität, die es ihm ermöglicht hat, selbst schwierigste Werke der Moderne sozusagen vom Blatt weg zu singen, war legendär.

Zentren München und Wien

Die beiden wichtigsten Zentren seiner Karriere waren in den 30er und 40er Jahren die Münchner Oper, nach dem Krieg dann die Wiener Staatsoper. Eine seiner bedeutendsten Partien war die Titelrolle in Pfitzners "Palestrina". In dieser Partie ist er auch in der "Apropos Oper"-Sendung zu hören: Und zwar an der Seite des im vergangenen Dezember verstorbenen Hans Hotter, der diesen Monat 95 Jahre alt geworden wäre.