Therapien von Allergien

Wenn Waffen zum Bumerang werden

Tränende Augen, Niesen, Juckreiz, Atemnot bis hin zum lebensbedrohlichen Schock: Allergien nehmen ständig zu. Jeder fünfte Österreicher ist bereits betroffen.

Ein Spray mit Kuhstall-Staub könnte Kleinkindern Schutz vor Allergien bieten. In den USA ist eine neuartige, nebenwirkungsfreie Impfung gegen Pollenallergie entwickelt worden. In London kann weltweit erstmals Katzenallergikern effektiv geholfen werden.

Entstehungstheorien

Über die Ursachen der Allergien gibt es verschiedene Theorien. Die derzeit gängigste Erklärung bietet die so genannte Hygiene- Hypothese. Sie besagt, dass unser Immunsystem wegen übergroßer Hygiene unterfordert ist. Gewissermaßen aus Langeweile stürze es sich deshalb auf harmlose Stoffe als Ersatzfeinde. Für diese Hypothese sprechen die so genannte Kuhstall - Studien. Fazit: Stallstaub stimuliert das Immunsystem der Kinder und schützt sie so vor Allergien.

Die gängigste Allergie-Therapie mit Langzeitwirkung ist die spezifische Immuntherapie. Bei dieser Behandlung werden dem Allergiker die Extrakte, auf die er allergisch ist, gespritzt. Dadurch wird er unempfindlich gegen diese Substanzen.

Der Nachteil: Es dauert Jahre und es kann zu allergischen Nebenwirkungen kommen, bis hin zum so genannten anaphylaktischen Schock, mit radikaler Blutdruckabsenkung und Herzstillstand.

Erfolge im Kampf gegen "Ragweed-Allergie"

Weltweit wird daher intensiv an einer Verbesserung der spezifischen Immuntherapie gearbeitet. Und zwar indem man die Allergene so verändert, dass sie einerseits die bedrohlichen Nebenwirkungen verlieren und anderseits effektiver werden.

Nun ist dem amerikanischen Mediziner Peter Creticos von der Johns Hopkins University in Baltimore/Maryland ein entscheidender Fortschritt gelungen. Er hat einen neuen nebenwirkungsfreien Impfstoff für "Ragweed", das Traubenkraut, entwickelt.

Ragweed ist in den USA der Allergieauslöser Nummer 1. Es breitet sich auch in Europa rasant aus. Creticos hat bestimmte künstlich hergestellte Bakterien-Stückchen in das Ragweed-Allergen eingebaut. Die erhöhen die Wirksamkeit und verringern die Nebenwirkungen. Mit den neuen gentechnologisch hergestellten Allergenen hat er Allergikern mit nur sechs Injektionen dauerhaft helfen können.

Peptide gegen Katzenallergie

Ähnlich den Arbeiten von Peter Creticos sind die des englischen Immunologen Mark Larché vom Imperial College der Universität London. Er hat einen nebenwirkungsfreien Impfstoff gegen Katzenallergie entwickelt. Dazu hat er winzige Allergenstückchen, so genannte Peptide, hergestellt. Das Prinzip könnte auch für Impfungen gegen andere Allergien oder Krankheiten wie Multiple Sklerose eingesetzt werden.

DNA-Impfstoffe

Der Salzburger Immunologe Josef Thalhamer geht in der Erzeugung der Impfstoffe einen Schritt weiter. Er arbeitet mit so genannten DNA Impfstoffen. Damit wird dem Körper nicht mehr ein Produkt geboten, sondern sozusagen nur mehr das Rezept, nach dem er das Produkt selber herstellt.

Der Vorteil: Das Rezept lässt sich nach Bedarf gut variieren. Der Nachteil: Langzeitfolgen sind nicht erforscht. Man ist erst im Tierversuch.

Systemische statt spezifische Therapien

Die spezifischen Immuntherapien haben alle einen großen Haken: Sie wirken - wie der Name sagt - eben nur spezifisch für eine bestimmte Allergie. Das verursacht enorme Kosten für die Therapien. Deswegen gehen Anstrengungen auch in die Richtung, systemisch einzugreifen, also dort, wo die für die Allergie typischen Antikörper ausgeschüttet werden. Das sind die so genannten B-Zellen.

Die produzieren die IGE-Moleküle: Stoffe, die ursprünglich in der Abwehr von Parasiten eine Rolle gespielt haben, heute aber - so scheint es- nur mehr als Allergieauslöser wirken. Hier anzusetzen, wäre denkbar. Es wird intensiv daran geforscht.

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Allergie.at