Ehre, Mut und Opferbereitschaft à la Hollywood

Last Samurai

Publikumsliebling Tom Cruise hat es nach Japan verschlagen: Als ehemaliger Bürgerkriegssoldat soll er die kaiserlichen Armeen in moderner Kriegsführung unterweisen - und lernt von den japanischen Schwertkämpfern Opfermut und Ehre.

Wie einer, enttäuscht von den eigenen Leuten, eine anfangs feindliche Kultur kennen und schätzen lernt, wie er sich dann einreiht in ihren Kampf gegen die Nation, der er eigentlich selbst angehört, das haben bereits historische Persönlichkeiten wie Lawrence von Arabien vorgelebt, Filme wie "Der mit dem Wolf tanzt" bezogen daraus ihre Kraft und noch der alte "Winnetou"-Roman von Karl May nutzte - streng genommen - dieses Muster. Auch der Film "Last Samurai" variiert jetzt dieses Thema, fügt ihm aber kaum nennenswert Neues hinzu.

Rettung in Japan

Tom Cruise spielt hier einen verbitterten amerikanischen Bürgerkriegshelden namens Nathan Algren, den seine Enttäuschung mehr als ihm gut tut zur Flasche greifen lässt.

Neuen Sinn im Leben findet er erst wieder, als er als Armee-Lehrer ins ferne Japan abkommandiert wird und dort die - anfangs befremdliche - Bekanntschaft mit dem titelgebenden letzten Samurai macht. Er lernt von ihm Opfermut und Ehre und bekommt schließlich die Frau jenes japanischen Soldaten zur Gemahlin, den er im Kampf getötet hatte.

Bilderbuch-Japaner

Wie ein Amerikaner sich in der Fremde mit dortiger Kultur anzufreunden beginnt, darin läge - gerade in der jetzigen weltpolitischen Situation - auch ein progressives Element. Regisseur Edward Zwick, spätestens seit seinem Bürgerkriegs-Epos "Glory" für seinen Hang zu Heroismen berühmt, ertränkt die mögliche Kritik freilich in Pathos und Klischees.

Bei ihm sind Japaner, ganz wie im Bilderbuch, höflich und undurchdringlich, beweisen sich gern beim rituellen Harakiri und wissen einen ritterlichen Gegner wohl zu schätzen.

Opulente Schlachten

Die Schlachten, bei denen Schwertkämpfer im Feuer der damals aufkommenden Maschinengewehre keine Chance mehr haben, inszeniert Zwick mit einiger Opulenz, ohne freilich die epische Wucht ähnlicher Szenen aus den "Herr der Ringe"-Filmen auch nur annähernd zu erreichen.

Tom Cruise ist für die Rolle des Bürgerkriegsveteranen um mindestens 15 Jahre zu jung und lässt sich auch sonst von seinen japanischen Partnern (Ken Watanabe!) an die Bambuswand spielen.

Der erste Samurai

Im Übrigen ist dieser "letzte Samurai" in Wirklichkeit der erste: Ausladende Western-Epen rund um den amerikanischen Bürgerkrieg erreichen uns demnächst nämlich serienweise: von "Unterwegs nach Cold Mountain" bis zu einer Neuverfilmung des Kampfes um "The Alamo". Heldenmut und Patriotismus haben wieder Saison - vielleicht kein Zufall in unruhigen Zeiten wie diesen.

Last Samurai
USA, 2003
mit: Tom Cruise, Ken Watanabe, Jiroyuki Sanada, Koyuki
Drehbuch und Regie: Edward Zwick