Bis ans Ende der Welt

Master and Commander

Der Kassenerfolg des "Fluchs der Karibik" scheint die Lust an Seeabenteuern geweckt zu haben: "Master and Commander", mit größtmöglicher Authentizität im historischen Detail erstellt, ist von einer flotten Parodie jedoch weit entfernt.

Rau ist die See, kühn der Kapitän und gegen den Feind geht man mit Kanonen in Stellung. Wir befinden uns in den napoleonischen Kriegen des frühen 19. Jahrhunderts:

Vor der Küste Brasiliens versucht eine britische Fregatte ein ihr technisch weit überlegenes französisches Kriegsschiff zu besiegen. Gegen den Rat seines besonnenen Schiffsarztes bricht der Kapitän die Verfolgung auch dann nicht ab, als die Manöver Todesopfer fordern.

20 Bände Seeabenteuer

Erdacht hat sich dieses Seeabenteuer der vor drei Jahren verstorbene Brite Patrick O'Brian. Seine insgesamt 20-bändige Buchreihe um den raubeinigen Kapitän Jack Aubrey genießt im angloamerikanischen Raum Kultstatus, ist hier zu Lande aber kaum bekannt.

Die Vorzüge der Romane finden sich auch in der Filmversion wieder, die der Australier Peter Weir ("The Truman Show") aus dem O'Brian-Band "Manöver um Feuerland" gefertigt hat: großer epischer Atem, verbunden mit größtmöglicher Authentizität im historischen Detail.

Takelage und Kanonen

Von technischen Einzelheiten des Schiffsbaus bis zur primitiven medizinischen Betreuung der Matrosen, von der Struktur der Takelage bis zu den verheerenden Folgen von Kanoneneinschlägen an Bord bleibt kein Aspekt unberücksichtigt, und wenn Regisseur Weir bei den spektakulären Taifun-Szenen auch mit dem Trick-Computer nachgeholfen hat, so bleibt die Inszenierung stilistisch doch einem düsteren Realismus verpflichtet.

"Moby Dick" und "Bounty" lassen grüßen

Dramaturgischer Kern des Geschehens ist der Konflikt zwischen dem bis zum Starrsinn autoritären Kapitän und seinem nachdenklichen Schiffsarzt, der ihm auch schon einmal Hochmut vorwirft.

Man kennt die Konstellation aus Romanen wie "Moby Dick" oder aus der Geschichte um die "Meuterei auf der Bounty": Hier gewinnt sie nicht zuletzt durch die zurückhaltend-intensive Darstellung von Russell Crowe als Kapitän und Paul Bettany als Arzt - die beiden spielten schon in "A Beautiful Mind" gemeinsam - an Kraft.

Seefahrt für Erwachsene

Wenngleich "Master and Commander" sicher nicht, wie der Kritiker der "Chicago Tribune" meinte, "der beste Film seiner Art überhaupt" ist, so lässt sich dieser genauen und ernsthaften Seegeschichte doch einiges abgewinnen. Spaßsuchende seien nachdrücklich gewarnt: Dies sind Seeabenteuer für Erwachsene.

Master & Commander - Bis ans Ende der Welt
(Master & Commander - The Far Side Of The World)
USA, 2003
mit: Russell Crowe, Paul Bettany, Billy Boyd
Drehbuch und Regie: Peter Weir