Christine Mielitz inszeniert Wagners "Holländer"
Spezialistin für Ausgefallenes
In Wien ist sie längst keine Unbekannte mehr: Christine Mielitz. Derzeit inszeniert die erfolgreiche Kupfer-Schülerin Wagners "Fliegenden Holländer" an der Staatsoper.
8. April 2017, 21:58
"Österreich ist ein guter Boden für mich", sagte sie einmal in einem Interview: Die erfolgreiche Regisseurin Christine Mielitz. Bereits seit 1991 arbeitet die Schülerin Harry Kupfers hier, wo sie an der Volksoper mit Schostakowitschs "Lady Macbeth von Mzensk" debütierte.
Derzeit inszeniert Mielitz, eine gesuchte Spezialistin für selten gespielte und sperrige Werke des 20. Jahrhunderts, Richard Wagners "Fliegenden Holländer" in der Urfassung an der Staatsoper. Premiere ist am 5. Dezember. Als ihr größter künstlerischer Erfolg in Wien gilt bisher die Staatsopern-Inszenierung von Benjamin Brittens "Peter Grimes" aus dem Jahr 1996.
Neuer Staatsoper-"Parsifal"
Mit dem Wagnerschen Erlösungsgedanken wird sich Christine Mielitz auch bei ihrer "Parsifal"-Regie auseinandersetzen, die im kommenden April an der Staatsoper zu sehen sein wird.
"Meistersinger" zum Volksopern-100er
Zu ihrem 100. Geburtstag begann die Volksoper ihre Jubiläumssaison 1998 mit einer höchst erfolgreichen "Meistersinger"-Inszenierung von Mielitz.
Die gefragte Regisseurin galt später übrigens auch als Kandidatin für die künstlerische Leitung der Wiener Volksoper.
Bis Mai 2002 Meininger Intendantin
Christine Mielitz war von 1998 bis Mai 2002 Intendantin des Südthüringischen Staatstheaters Meiningen. Vor zwei Jahren hatte sie dort mit der Aufführung von Wagners "Ring des Nibelungen" in einem Bühnenbild von Alfred Hrdlicka an vier aufeinander folgenden Tagen große Aufmerksamkeit erweckt.
Das "Wagnis Wagner", im Vorfeld von kurios bis fast größenwahnsinnig abgetan, wurde zu einem durchschlagenden Erfolg - trotz oder weil darin kein Platz für Arriviertes und Althergebrachtes war.
"Provinz nur dort, wo man sie zulässt"
Ende Mai des Vorjahres verließ Mielitz Meiningen, um am 1. August als neue Operndirektorin in Dortmund zu beginnen. "Ich habe bereits ein gut geführtes Haus übernommen und gebe es mit Traum-Einspielergebnissen weiter", so Mielitz bei der Verabschiedung aus Meiningen, wo die Auslastung rund 88 Prozent erreichte.
"Provinz findet nur dort statt, wo die Leute Provinz zulassen", sagte Mielitz damals. In Dortmund hatte sie davor mit Wagners "Meistersingern" ihre Einstandsproduktion, bei der sie nach eigenen Angaben viel von der Volksopern-Jubiläumsproduktion übernahm - und die beim Publikum auf viel Gegenliebe stieß.
Salzburg-Erfolg mit Zemlinskys "Kandaules"
Dazwischen führte sie im Vorjahr bei den Salzburger Festspielen Regie bei Alexander Zemlinskys "Der König Kandaules" - ebenfalls in einem Bühnenbild von Hrdlicka. Und hatte großen Erfolg mit dieser Arbeit.
Mielitz war u. a. auch beim Wiener "Klangbogen"-Festival 2001 mit ihrer Arbeit zu Verdis "Luisa Miller" im Theater an der Wien vertreten.
Durch Vater früh zum Musiktheater
Christine Mielitz wurde in Chemnitz geboren. Ihr Vater, Geiger und Konzertmeister bei der Staatskapelle Dresden, führte sie früh an das Musiktheater heran. Mielitz studierte Opernregie in Ost-Berlin bei Götz Friedrich und Hans-Jochen Irmer. 1973 war sie Assistentin von Harry Kupfer an der Staatsoper Dresden.
1980 entstanden ihre ersten eigenen Inszenierungen, 1985 wurde sie Oberspielleiterin der Dresdner Semperoper, 1992 Oberspielleiterin an der Komischen Oper Berlin. In rund zwei Jahrzehnten hat Mielitz mehr als 50 Opern-Inszenierungen erarbeitet.
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