Dieter Mucke, Staatspreisträger für Kinderlyrik 2003

"Phrasenfritzen"

Soll Lyrik für Kinder harmloses, rhythmisches Beschwichtigen vor dem Einschlafen sein? Oder ist sie eher was für die vorlesenden Erwachsenen? Was halten Sie zum Beispiel von diesem Gedicht...

Wortmüll kann die Umwelt auch
So wie jeder Müll verschmutzen
Und aus Abfall eine Sprache
Ist zu nichts mehr zu benutzen
Jedenfalls zu nichts Gescheitem.
Ihre Hohlheit haßt Gedanken -

Nicht zu Unrecht; denn ein scharfes
Denken ist für Phrasen tödlich
Macht den Wortmüll und die falsche
Sprache in der Tat unmöglich
Läßt sich nicht von ihr verschütten
Gleitet unerhört und frech
Wie der Glutpunkt des Schneidbrenners
Einem Büchsenberg durchs Blech.

Und zwar nicht aus Langeweile
Sondern aus Notwendigkeit
Wissend, dass die hohlen Worte
Schurken dienen jederzeit
Die erhöht und aufgeblasen
Bloß auf ihrem Blechthron sitzen
Weil so untertänigst flinke
Phrasenfritzen um sie flitzen.

Die Preisträger

Preisträger dieses Jahres ist der gebürtige Leipziger Dieter Mucke, der in der DDR zeitweise aus politischen Gründen inhaftiert war. Einen Anerkennungspreis bekommt der auf Schwyzerdütsch schreibende junge Autor Lorenz Pauli.

Seit zehn Jahren wird, alle zwei Jahre, der Österreichische Staatspreis für Kinderlyrik vergeben. Bisher erhielten die Auszeichnung: Hans Manz, Josef Guggenmos, Frantz Wittkamp, Friedl Hofbauer, Georg Bydlinski und Gerald Jatzek.

Sprechen Sie mit den Preisträgern!

Sagen Sie Ihre Meinung. Stellen Sie Ihre Fragen. Rainer Rosenberg hat beide Autoren in der Sendung zu Gast. Sie erreichen sie unter der kostenfreien Nummer 0800 22 6979.