Vicco von Bülow ist Loriot
Klassiker aus der heilen Welt
Vicco von Bülow zählt zu den profiliertesten und populärsten Persönlichkeiten des deutschen Theaters und Fernsehens. Bekannt wurde er als Loriot mit zahlreichen Cartoons, Sketchen und Bühnenstücken. Am 12. November 2008 feierte er seinen 85. Geburtstag.
8. April 2017, 21:58
Er ist Zeichner und Dichter, Kabarettist und Filmemacher, Regisseur, Musiker, Ehrendoktor der Universität Wuppertal und ein begnadeter Interpret seiner eigenen Werke. Sein Werkverzeichnis umfasst weit über 50 Bücher. Er arbeitete für den "Stern", die Illustrierte "Quick", er schrieb Theaterstücke, Sketches, nahm Schallplatten auf und für seinen Song "Ich wünsch mir eine kleine Miezekatze" erhielt er 1973 sogar eine Goldene Schallplatte.
Der noble Humanist, den manche Deutsche sogar für den idealen Bundespräsidenten hielten, habe - so Rhetorikprofessor Walter Jens über seinen Bruder im Geiste - den Deutschen immer gezeigt, dass man "tiefsinnig und zugleich verwundert lächeln kann". Und Ruedi Bettscharft vom Schweizer Diogenes Verlag gesteht sogar: "Ich habe keine Bibel im Hause, aber ich habe die Loriot-Bücher stets griffbereit".
Der Feingeist
Victor von Bülow gilt als der Feingeist unter den deutschen Humoristen. Die Komik seiner ironischen Sketche und Kinofilme ist einzigartig und unnachahmbar. Wer kennt sie nicht, Loriots lustige Sketches vom sprechenden Hund, der Eheberatung, dem schiefen Bild oder der Weihnachtsfeier der deutschen Vorzeigefamilie Hoppenstedt? Sie sind ebenso unverwechselbar wie seine knollennasigen Cartoonfiguren.
Loriot oder Pirol
Seine ersten cartoonistischen Versuche hatte er bereits mit dem Pseudonym "Loriot" unterzeichnet, dem französischen Namen des Pirols, des Wappentiers seiner Familie. Sie wurden erstmals 1950 im "Stern" veröffentlicht. Dabei nahm er die Arbeit für diese Zeitschrift nur unwillig an, denn eigentlich strebte er nach Höherem.
Mit seinen knollennasigen Figuren wurde er jedoch schnell bekannt. Sie wurden zum Markenzeichen und erlangten Kultstatus, nicht nur der Gestalt wegen, sondern vor allem wegen der absurden Lächerlichkeit in der Darstellung und der stilvollen Erhabenheit im Kommentar.
"In Deutschland wird der Komiker erst wichtig, wenn man ihm auch seine tragische Seite nachweisen kann", sagte Loriot einmal in einem Interview. Welche tragischen Abgründe die sogenannte "heile Welt" für den Einzelnen bereit hält, darüber berichtet Loriot meisterhaft in seinen Miniaturen.
Cartoonist, Autor, Regisseur und Schauspieler
Bernhard Victor "Vicco" Christoph Carl von Bülow wurde am 12. November 1923 in Brandenburg an der Havel in eine preußische Offiziersfamilie hineingeboren. Nach Abschluss seines Studiums 1949 an der Kunstakademie in Hamburg arbeitete er als Werbegrafiker. Ab 1950 karikierte er für den "Stern". 1954 erschien sein erster Cartoonband "Auf den Hund gekommen".
Ab 1967 folgte die satirische Prosa, sowie die TV-Zeichentrick-Produktionen "Cartoon" und "Stanwell". 1971 entstand der Entwurf zum legendären TV-Hund "Wum", der als Maskottchen der Sendung "Aktion Sorgenkind" Karriere machte. Es folgte unter anderen die fünfteilige TV-Serie "Loriot", in der Victor von Bülow sowohl als Hauptdarsteller wie auch als Autor und Regisseur aktiv war.
1987 entstand mit "Ödipussi" der erste abendfüllende Kinofilm von Loriot. Auch bei dieser Produktion war er Hauptdarsteller, Regisseur und Autor. Der Streifen wurde mit dem Ernst-Lubitsch-Preis für die beste deutschsprachige Filmkomödie des Jahres ausgezeichnet. Die zweite Spielfilmproduktion "Papa ante portas" erschien 1991 in den Kinos. Im selben Jahr feierte er mit den Theaterstücken "Karneval der Tiere", sowie "Peter und der Wolf" große Erfolge.
Zahlreiche Auszeichnungen
Auch mit anderen Genres, etwa als Opernregisseur oder Rezitator, hat der Grandseigneur der deutschen Komik sein vielfältiges Talent ebenso wie seine persönliche Vorliebe für kultivierte Unterhaltung beweisen können. Seine Arbeit wurde mit den renommiertesten Preisen und Auszeichnungen der deutschen Medienlandschaft bedacht.