Ich gewinne immer!

Ein (un)möglicher Härtefall

Amerika ist das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Eine alte Weisheit, die die Coen-Brüder in ihrer Scheidungskomödie in vielerlei Hinsicht ernst nehmen und dennoch einen Mordspaß daraus machen. Im Mittelpunkt: ein unbesiegbarer Scheidungsanwalt (George Clooney) und seine Gegenspielerin Catherine Zeta-Jones.

Zähne zeigen ist angesagt! Und so sieht man den Scheidungsanwalt Miles Massey (George Clooney) in den ersten Minuten des Films "Ein (un)möglicher Härtefall“ beim Zahnarzt. Clooneys Gebiss in Großaufnahme, den Mund weit aufgerissen. Das kann er ja, der Herr Scheidungsanwalt. Den Mund weit aufreißen, großartige Reden schwingen, die selbst schlimmste Ehebrecher zu über jeden Verdacht erhabene Bürger machen. Miles ist der Mann, zu dem man geht, wenn ein Seitensprung auf Video dokumentiert ist und dennoch die Chancen intakt sind, den Scheidungsprozess zu gewinnen. Kurz gesagt: Miles ist ein Star unter den Anwälten mit dem entsprechenden Bewusstsein: "Ich gewinne immer!“

Herausforderung in Rot

Keineswegs neu, dass Erfolg auf Dauer langweilig ist. Vor allem wenn man keine richtigen Gegner mehr hat. Eine wirkliche Herausforderung muss her! Eine, die im rosaroten Unschuldskostüm vor Gericht auftritt. Eine, die das Handwerk des Heiratsschwindels famos beherrscht. Eine, die den legendären Massey-Ehevertrag, der noch nie geknackt wurde, in die Knie zwingt. Marylin Rexroth (Catherine Zeta-Jones) heißt diese Herausforderung, die aus Miles Massey einen anderen Menschen machen wird. Zuerst wird sie vor Gericht besiegt, doch dann macht die Liebe diesen Erfolg zum puren Abenteuer. Denn freilich: eine Marylin Rexroth vergisst nicht. Wenn er auf die "Freundschaft“ anstößt, dann gibt Marilyn einen Toast auf den "Sieg“ aus.

Leichter durchschaubar

Mit "Ein (un)möglicher Härtefall“ wagen sich die Brüder Ethan und Joel Coen erstmals ins Genre der Screwball-Comedy und an großes Hollywood-Kino heran. Freilich: der düster-skurrile Humor, mit dem die Coens in der Vergangenheit ("Fargo“, "Hudsucker Proxy“, "The Big Lebowsky“) den amerikanischen Alltag durchforstet haben, fehlt hier ein wenig. Auch die dramaturgisch gefinkelte Wendungen, mit denen die Coens selbst dann noch überraschen konnten, wenn man sie ohnehin schon erwartet hatte, wurde gegen eine leichter durchschaubare Angelegenheit ausgetauscht.

Kanone oder Asthma-Spray?

Doch man sollte diesen Film an Beispielen seines Genres messen und dabei läuft er - zumindest wenn man die Gegenwartsproduktion betrachtet - zu guter Form auf. Denn an Bissigkeit fehlt es keineswegs: Hunde bekommen die Namen von Ex-Männern, als Hochzeitsgeschenke werden elektrische Gesäßwärmer und in der täglichen Suppenpraxis unbrauchbare Bärenlöffel verabreicht. Hauptsache aus Silber. Coolen Männern, wie sie das Kino seit Jahrzehnten zu ausgewachsenen Klischees herangezüchtet hat, wird der Garaus gemacht: ein Detektiv als Karikatur seines Fachs und ein Killer, der den Asthma-Spray schon mal mit der Kanone verwechselt. Und wem das noch nicht genügt, der kann in einem Wartezimmer Platz nehmen und sich eine Zeitschrift zu Gemüte führen, die mit einer höchst bemerkenswerten Story aufmacht: "Wozu brauch ich eine Familie, wenn ich einen künstlichen Darmausgang habe“. Man kann sich gut vorstellen, wie die Coens auf einem abgewetzten Sofa herumlümmeln und sich zu derartigen Pointen köstlich amüsieren. Setzen wir uns doch einfach ein wenig dazu.

Ein (un)möglicher Härtefall
(Intolerable Cruelty)
USA, 2003
mit: George Clooney, Catherine Zeta-Jones, Geoffrey Rush, Billy Bob Thornton
Drehbuch: Ethan und Joel Coen, Robert Ramsey, Matthew Stone
Regie: Joel Coen