Diabetiker sind immer auch Herz- und Gefäßpatienten

Diabetes - Epidemie unserer Wohlstandsgesellschaft?

In Österreich leiden mehr als 500.000 Personen an Diabetes und dies vor allem aufgrund der gesundheitsschädigenden Lebensgewohnheiten in unserer "Wohlstandsgesellschaft".

In den letzten Jahren ist vor allem die Zahl der Typ-2-Diabetiker weltweit sprunghaft angestiegen. In Österreich gibt es bereits über 500.000 Zuckerkranke, 90 Prozent der Betroffenen leiden am sogenannten Typ-2-Diabetes.

Gefährliche Spätfolgen

Fatalerweise verursacht ein zu hoher Blutzuckerspiegel keine Schmerzen oder andere spürbare Beschwerden. "Daher leiden die meisten Betroffenen zum Zeitpunkt der Diagnose der Zuckerkrankheit schon an schwerwiegenden Spätschäden wie Gefäßverkalkungen, Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenversagen sowie Nerven- und Netzhautschäden", bedauert Guntram Schernthaner, Leiter der 1. medizinischen Abteilung der Krankenanstalt Rudolfsstiftung.

Gefahr für das Herz

Zuckerkrankheit ist nicht nur ein Leiden der Bauchspeicheldrüse. "Diabetiker sind immer auch Gefäß- und Herzpatienten", erklärt der Leiter der 2. Med. Abteilung an der Wiener Rudolfstiftung Jörg Slany. "Deshalb sollte bei Diabetikern besonders gut auf Blutzuckereinstellung, Blutdruck und Cholesterin geachtet werden."

Daher der Appell des Kardiologen Slany: "Diabetiker sollten - gemeinsam mit ihren Ärzten - genau so auf ihr Herz achten, wie Personen, die schon einen Herzinfarkt hinter sich haben."
Wünschenswert wäre ein Blutdruckwert von weniger als 130/80. Der Gesamt-Cholesterinwert sollte weniger als 175 Milligramm pro Deziliter Blut betragen. Davon sollte der Wert am "bösen" LDL-Cholesterin 100 Milligramm nicht überschreiten.

Diabetiker-Betreuung lückenhaft

Obwohl bereits eine Vielzahl an effizienten Therapiemöglichkeiten zur Verfügung steht, werden etwa 80 Prozent der Typ-2-Diabetiker in Österreich unzureichend behandelt.

"Es wird zu lange mit den herkömmlichen Antidiabetika in der Form von Pillen behandelt", erklärt Guntram Schernthaner die Situation. "Dadurch", so der Diabetologe weiter, "haben die Betroffenen einen zu hohen Blutzuckerspiegel. Typ-2-Diabetes ist eine fortschreitende Erkrankung. Nach einigen Jahren kommt man damit nicht mehr aus. Die Patienten müssen auch auf Insulin eingestellt werden.“

Übrigens: In Österreich spritzen kaum mehr als 10 Prozent der Typ-2-Diabetiker Insulin. Dies sind deutlich weniger, als in anderen europäischen Ländern.

Neue Initiative ins Leben gerufen

Um diese prekäre Situation bei der Diabetes-Therapie zu verbessern, wurde kürzlich eine österreichweite Initiative gegründet, die Anfang nächsten Jahres starten wird.

Ein Netzwerk von 700 niedergelassenen praktischen Ärzten wird bei rund 10.000 Diabetikern den Ist-Zustand der Diabetestherapie und Komplikationen ermitteln. Nach Auswertung dieser Daten durch Fachärzte soll dann die Versorgung von Diabetikern optimiert werden.

Neues Insulin

Bei der Blutzuckereinstellung bei Typ-2-Diabetikern auf einen HbA1c-Zielwert von weniger als 7 Prozent soll nun auch ein neues Insulin helfen. Das Insulin Glargin wirkt fast völlig gleichmäßig über 24 Stunden lang, das heißt der Patient braucht es im besten Fall nur einmal am Tag zu injizieren.

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Konsument extra, "Leben mit Diabetes", Ratgeber für Betroffene und Angehörige, ISBN 3901359796

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