Zum 80. Geburtstag von Maria Callas
Maria Callas, La Divina und Tigerin
Der Nachruhm von Maria Callas, der "Tigerin", übertrifft bis heute alles bisher Dagewesene. Und da die heutigen Kränze, die man Künstlern flicht, flach und silbern sind, sind bald CDs mit Aufnahmen aus der Frühzeit von La Divina zu erwarten.
8. April 2017, 21:58
Die Kränze, die die moderne Nachwelt dem Künstler flicht, sind meist flach und silbern. Ein Paradebeispiel ist der jüngste CD-Output in Sachen Maria Callas.
Zwar ist die graeco-amerikanische Diva der italienischen Oper in ihrer Glanzzeit in den 50er Jahren dank ihrer legendären Popularität nicht nur auf den Kulturseiten, sondern auch auf den Titelseiten der Zeitungen zuhause gewesen, ebenso in der Yellow Press und in den Klatschspalten. Dennoch: Ihr Nachruhm übertrifft alles bisher Dagewesene.
"Jahrhundert-Tosca" zum 80er
Jetzt wirft nicht nur ihr 80. Geburtstag Anfang Dezember (am 2., 3. oder 4. Dezember, je nach Quelle) seine discografischen Schatten voraus, sondern auch das bevorstehende Auslaufen des Urheberrechtsschutzes ihrer ersten "EMI"-Aufnahmen:
Die "Jahrhundert-Tosca" unter Victor de Sabata mit Giuseppe di Stefano und Tito Gobbi, im August 1953 in Mailand aufgenommen, wurde von ihrem Exklusiv-Label "EMI" erstmals zum Budget-Preis auf den Markt geworfen. Ebenso wie Bellinis "Puritaner" aus demselben Jahr - ebenfalls mit di Stefano als Partner, aber mit Tullio Serafin, ihrem langjährigen Mentor der frühen Jahre, am Pult. Ganz im Gegensatz zu ihrer einstigen Konkurrentin Renata Tebaldi, der "Taube", die von ihrem Label "Decca" schon jahrzehntelang ins Budget-Preiseck gestellt wurde.
Billigpreis-Labels starten
Billigpreis-Labels wie "Naxos" stehen bereits in den Startlöchern, die Ernte des ersten "EMI"-Callas-Produktionsjahres 1953 einem neuen Massenmarkt zu erschließen.
Neben der "Tosca" und den "Puritanern" sind auch "Lucia di Lammermoor" sowie "Cavalleria rusticana" mit di Stefano unter Tullio Serafin auf neuen Labels zu erwarten.
Schwarzpressungen aus der Frühzeit
Davor war es umgekehrt: Schon zu ihren Lebzeiten, also bis 1977, sind viele Schwarzpressungen (Piratenmitschnitte) ihrer Aufführungen - vor allem aus der Frühzeit ihrer Karriere - erschienen und der Illegalität wegen sozusagen nur unter dem Ladentisch verkauft worden.
Nebenbei gesagt hat Maria Callas in ihren späten, einsamen Jahren in Paris selbst gerade solche Aufnahmen immer wieder gerne gehört.
Callas-Boom in den 80er und 90ern
In der CD-Ära der 80er und 90er Jahre ist durch einen ständig anwachsenden Boom dieser Callas-Live-Mitschnitte die Legende immer präsenter geworden. Bis ihre Exklusivfirma "EMI" das Heft insofern in die Hand nahm, dass sie in den letzten Jahren immer exzessiver selbst Live-Mitschnitte aus zweifelhafter Quelle und in minderwertiger Klangqualität veröffentlichte.
Mit dem Ergebnis, dass dieser neue Teil des "EMI"-Repertoires den ursprünglichen, original für das Label produzierten, bereits an Umfang übertrifft.
Legendäre "Aida" aus Mexiko City
Ganz aktuell ist hier die "Aida" aus Mexiko City aus dem Jahr 1949 mit dem legendären hohen Es im Triumphakt zu nennen. Ihre Partner waren damals Mario del Monaco und Giuseppe Taddei.
Weiters die "Sonnambula" aus Köln (1957), das London-Debüt der Callas mit "Norma" (1952) und die eher nicht so interessante Londoner "Tosca" aus dem Jahre 1964.
Die Prae-"EMI"-Ära
Darüber hinaus sind viele Konzert-Mitschnitte neu bei "EMI" erschienen. Darunter auf zwei CDs zwei absolut idente Programme aus Stuttgart und Hamburg - unter demselben Dirigenten und mit nur vier Tagen Zeitunterschied im Jahr 1959 aufgenommen.
Hör-Tipp
Die Ö1 Callas-Geburtstagssendung in "Apropos Oper" am Dienstag, den 2. Dezember um 15:06 Uhr, gestaltet von Gottfried Cervenka, konzentriert sich auf die Zeit bis 1953, dem ersten Produktionsjahr von Maria Callas bei ihrem Exklusiv-Label "EMI".
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EMI Classics