Klimawandel und Tourismus im Alpenraum
Veränderung im Tourismus?
Im alpinen Raum ist der Tourismus die wichtigste Einkommensquelle. Durch Klimaveränderungen wird das Buchungsverhalten von Touristen aber immer unkalkulierbarer. Eine Diskussion über Strategien für den Umgang mit klimabedingten Veränderungen.
8. April 2017, 21:58
Die Montafoner leben in einem lang gestreckten Tal, das östlich, südlich und westlich von hoch aufragenden Bergen begrenzt ist. Rund 18.000 Einwohner leben hier in zehn Gemeinden, die größte davon ist Schruns. 19.000 Betten für Gäste aus dem In- und Ausland wurden im Laufe der Jahre geschaffen.
Im modernen Schrunser Gemeindeamt trifft sich regelmäßig ein Zukunftsforum, das für die Region ein Leitbild und Umsetzungsstrategien erarbeitet hat. Heute sitzen mit Pietro Beritelli, er ist Tourismusexperte an der Universität St. Gallen und berät die Gemeinden des Montafon, wie sie sich auf die mit dem Klimawandel verbundenen Entwicklungen vorbereiten können, drei Einheimische am Tisch: Heike Ladurner, die Geschäftsführerin des Hotels Zimba, der regionale Tourismusdirektor Arno Fricke und der Montafoner Forstbetriebsleiter Hubert Malin.
Klimabegünstigt
Pietro Beritelli meint, dass bislang das Montafon klimabegünstigt gewesen sei. Es habe ausreichende Niederschläge im Winter und auch im Sommer gegeben.
"Das ist ein Pluspunkt. Genügend Wasser, genügend hohe Lagen, das sichert den Wintersport. Auf der anderen Seite, wenn man sich den Sommer anschaut, da wird es feuchtere Sommer geben, mit denen man leben wird müssen", Beritelli.
Sorge um Arbeitsplätze
Heike Ladurner sorgt sich um die Auslastung ihres 134-Betten-Hotelbetriebs in Schruns und um die damit verbundenen Arbeitsplätze. Statt allgemeiner Panikmache wünscht sie sich von den Medien eine sachliche und differenziertere Berichterstattung.
"Das größte Problem, das wir diesen Winter mit dem Wort Klimawandel hatten, waren die Presseberichte, denn die haben den Tatsachen überhaupt nicht entsprochen", erzählt Ladurner. "Wir hatten genug und auch ständig Schnee. Gezeigt wurden Bilder, auf denen Skifahrer im Gras gestanden sind."
Dringend handeln
Forstbetriebsleiter Hubert Malin ist für die Erhaltung des Waldbestandes im Montafon zuständig. Seine Ehefrau besitzt ein Hotel. So kennt der bedächtig wirkende Forstbetriebsleiter, beide Interessen, die Sorge um die Natur, wie auch die Sorge um das Einkommen durch den Tourismus.
"Der Klimawandel lässt sich nicht mehr abstreiten und wir werden mit den größeren, extremeren Klimaveränderungen leben müssen. Wir müssen dringen handeln. Wir können zwar nicht das Weltklima und dessen Veränderungen ändern, wir können aber in unserem Bereich, im Sinne einer nachhaltigen Nutzung, etwas ändern", glaubt Malin.
Ein ökologisch vertretbarer Tourismus
Arno Fricke ist stolz drauf, dass es schon vor mehreren Jahren Mobilitätsstrategien für einen ökologisch vertretbareren Tourismus entwickelt worden sind, lange bevor CO2-Ausstoß und Klimawandel breit diskutiert wurden.
"Zum Beispiel wird im Winter der Skizug aus dem süddeutschen Raum ins Montafon geführt", so Fricke. "Für österreichische Gäste offerieren wir seit Jahren in Zusammenarbeit mit der ÖBB das so genannte Wedelweis-Ticket."
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