Der Präsident der fließenden Übergänge

Willy Astors "Wortstudio"

Bei ihm bleibt kein Buchstrabe neben dem anderen, er ist nur "vorlaut deluxe": Willy Astor, der gelernte Maschinenbautechniker, der als Münchner "aloneunderholer" auszog, um die Sprache gewaltig durchzuschütteln.

Leider machen Leute

Innerhalb der deutschsprachigen Humorlandschaft ist Willy Astor ein Phänomen. Eigentlich will er gar kein Kabarettist sein, trotzdem lachen die meisten über seine Witze. Das liegt in erster Linie an seiner Vorliebe, Begriffe von ihrer ursprünglichen Bedeutung zu befreien, um sie dann im neuen Licht des Humoristen erstrahlen zu lassen. Unter dem Motto "Tausend und einer lacht" erzählte er schon Prominenten-Märchen, die preisgeben, warum Brook "schielt" oder was Stallone zu Sylvester trägt.


Willy Astor fischte im Laufe seiner mittlerweile schon bald 20-jährigen Bühnenkarriere immer wieder im Silbensee der deutschen Sprache, bis er Wortkreationen wie Swatchwatchsketch, Radkäppchen oder "Lunge, komm bald wieder" zutage förderte und um selbige eine Geschichte erfand.

Zu Besuch auf den Spirituosen

Für sein "Wortstudio" begab sich Willy Astor vergangenen Sommer auf die Spirituosen, um dort seine Literwochen zu verbringen. Ein knallharter Einsatz, dem der Entertainer ein Lied gewidmet hat, dessen Geschichte aus Namen von hochprozentigen Getränken gemixt ist. Astors neuer Blickwinkel auf von ihm zweckentfremdete Begriffe ist nicht immer tiefsinnig, aber zumeist doch recht komisch. Die Devise des Künstlers: Jeder Gedanke - und mag er noch so absurd sein – muss gnadenlos zu einem wortgewaltigen Ende gebracht werden. Auch wenn die Pfade der Logik längst schon verlassen worden sind, hält der Münchner eisern durch und nimmt sein Publikum mit auf doch recht absurde Reisen.

Der Junge vom Münchner Hasenbergl

Der Gegenpart zu seiner oft sehr verdrehten Gedankenwelt ist Willy Astor selbst. Er verkörpert nicht den ausgeflippten Komiker, der auf der Bühne tobt, sondern den sympathischen jungen Mann von nebenan. Bei seinen Auftritten verzichtet er vollkommen auf die großen Effekte. Er hat weder ausgeklügelte Lichtspiele noch andere diffizile Showelemente anzubieten. Denn wenn er sein Publikum schon an Grenzen führen soll, dann an die des Lachvermögens. Hauptsache "Tausenundeinerlacht", sagt er, und begibt sich als Jäger des verlorenen Satzes auf Motivsuche. Für die wertgeschätzten Freunde guten Humors hat er in seinem neuen Programm unter anderem auch als vergessener Sohn Mannheims eine Hiphop-Parodie auf Fasermacker anzubieten und eine Ode an das Österreich.

Hör-Tipp
Contra, Sonntag, 10. Juni 2007, 22:05 Uhr

Veranstaltungs-Tipp
Willy Astor, "Wortstudio", 13. bis 17. Juni 2007, Kulisse,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (10 Prozent).

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