Der heiße Planet
Venus Express
Die Sonde "Venus Express" kreist jetzt rund ein Jahr lang um den heißen Planeten. Die Daten, die sie zur Erde schickt, sollen den Blick auf den Schwesterplaneten der Erde völlig verändern. Im Blickpunkt steht die Atmosphäre der Venus. Eine erste Bilanz.
8. April 2017, 21:58
Heiße Planeten sind ein heißes Forschungsthema, meint Gerhard Schwehm, der Hauptabteilungsleiter für Planetare Missionen der ESA, der Europäischen Weltraumagentur. Vor kurzem erst wurde der bisher heißeste Planet entdeckt. Er ist so groß wie Saturn und über 2000 Grad heiß. Auf der Venus herrschen bis zu 500 Grad Celsius.
Im Sonnensystem gibt es drei Planeten, die sich sehr ähnlich sind: Mars, Erde und Venus. Die Erde hat für uns das angenehmste Klima durch die richtige Entfernung von der Sonne. Auf dem Mars ist es an den Polen bis zu minus 140 Grad kalt. Die Venus hat eine sehr dichte Wolkendecke, die die Sonnenstrahlen einfängt, aber die Hitze nicht mehr durchlässt. Zudem besteht die Atmosphäre zu fast 96 Prozent aus Co2. Das wirkungsvollste Treibhaus im Sonnensystem.
Erste Ergebnisse
"Für uns ist interessant, wo die Kreuzwege sind. Was kann auf der Erde auch passieren? Warum hat sich die Erde in eine andere Richtung entwickelt?", fragt sich Wolfgang Baumjohann vom Institut für Weltraumforschung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz. "Venus Express" soll mehr über diesen Scheideweg in Erfahrung bringen.
"Jetzt ist es noch zu früh, vom großen Durchbruch zu sprechen", so Baumjohann. "Aber wir haben wichtige Ergebnisse. Die Profile zeigen uns wie viel Gas von welcher Sorte mit welcher Temperatur in welcher Höhe der Atmosphäre ist." Damit lassen sich vorerst keine Schlagzeilen machen, aber robuste Klimamodelle.
Tornados auf der Venus
Venus Express lieferte schon eine Sensation: im Juni 2006 zeigten Aufnahmen ein Sturmsystem in der Venusatmosphäre, einen Doppelwirbel am Südpol. Die spektakulären Tornados entstehen durch die Superrotation. Die Atmosphäre bewegt sich 60 Mal schneller als die feste Oberfläche der Venus. Mit den Bildern können die Wissenschafter nun nachvollziehen, dass es auch kältere Luftschichten auf der Venus geben muss und wohin die Luft fließt.
Ein wichtiger Punkt fürs Klima, denn Meeresströmungen, die auf der Erde das Wettergeschehen bestimmen, gibt es auf der Venus nicht. "Es mag früher Wasser gegeben haben, möglicherweise ist es verdampft. Wir müssen noch die genaueren Untersuchungen abwarten, ob geringe Reste in der Atmosphäre vorhanden sind", so Baumjohann.
Magnetometer aus Graz
Venus Express hat ein Magnetometer aus Graz an Bord. "Wir haben die ersten Ergebnisse, mit denen wir viel besser verstehen können, wie Teile der Venusatmosphäre vom Sonnenwind mitgerissen werden." Die Venus hat nämlich kein Magnetfeld, das sie vor den Sonnenstürmen schützt.
Was also machen die Grazer mit einem Magnetometer? Sie messen das Magnetfeld der Sonne, denn die auf die Venus einstürzenden Sonnenwinde haben sehr wohl ein kräftiges Magnetfeld. Diese Wechselwirkung zwischen einer Sonne und einem Planeten ist nicht zuletzt interessant, um auch das Weltraumwetter, das die Erde beeinträchtigt, zu verstehen.
Auf der Suche nach Vulkanen
Die Oberfläche der Venus gibt noch einige Rätsel auf. Gibt es Vulkanismus auf der Venus? Im Sonnensystem wäre das keine Besonderheit. Die Wissenschafter nehmen an, dass es auch auf dem Mars bis in jüngste Zeit aktive Vulkane gab, der Jupiter Mond Io soll ebenfalls heftige Vulkanausbrüche erlebt hat. Im Saturn-Gebiet ist der Mond Titan aktiv und Enceladus spuckt Eis. Im Sonnensystem sind viele Körper aktiv. Das wollen die Forscher näher studieren, sie sind allerdings noch auf der Suche nach aktiven Vulkanen auf der Venus.
Rover auf der Venus?
Die Venus Forschung wird nach dieser Mission vor der wirklich großen Herausforderung stehen: auf der Venus zu landen. 1970 gelang das den Russen mit "Venera-7" zwar kurz, bevor die Sonde verglühte. Einen Rover auf dem heißen Planeten zu haben, würde die Forschung aber wirklich voranbringen. Noch gibt es allerdings kein Material, das der Hitze standhält.
Hör-Tipp
Dimensionen, Montag, 11. Juni 2007, 19:05 Uhr
Buch-Tipp
Dieter B. Hermann, "Die große Kosmos Himmelskunde. Planeten, Sterne, Galaxien - moderne Astronomie ganz verständlich", Kosmos Verlag, ISBN 9783440109281