Viele Prostituierte arbeiten illegal

Sex als Beruf

NGOs schätzen derzeit die Zahl der in der Prostitution tätigen Frauen auf 5.000 bis 7.000. Etwa 80 Prozent von ihnen sind Migrantinnen und arbeiten meist illegal. Das hängt vor allem mit der problematischen Rechtslage zusammen.

"Es geht nicht um Klischees."

Alleine in Wien geht das städtische Gesundheitsamt davon aus, dass tausende Männer täglich die Dienste von Prostituierten in Anspruch nehmen. Genaue Zahlen gibt es weder hierfür, noch für die Anzahl der Frauen und auch Männer, die in dem Gewerbe arbeiten. Einerseits, weil es nach wie vor zu einem der größten Tabus gehört und andererseits, weil es keine Einigkeit gibt, wie viele Frauen illegal in dem Gewerbe arbeiten.

Das Gesundheitsamt schätzt die Zahl vorsichtig auf insgesamt 3.000 Frauen, die in der Prostitution tätig sind. NGOs gehen von einer Zahl von 5.000 bis 7.000 aus.

Wien ist Zentrum von Österreichs Prostitution

Der illegale Straßenstrich hat sich mittlerweile in fast alle Bezirke Wiens ausgeweitet. Die Bundeshauptstadt ist die Hochburg, sowohl der legalen, wie auch der illegalen Prostitution in Österreich.

Um legal in der Prostitution zu arbeiten, brauchen die Frauen und Männer eine Meldung in Österreich, sie müssen der Behörde mitteilen, wo sie arbeiten und dann müssen sie die nach dem Bundesgesetz vorgeschriebenen amtsärztlichen Untersuchungen vornehmen lassen. Alle anderen Bestimmungen werden von den neun Bundesländern unterschiedlich geregelt.

Wöchentliche Untersuchung ist Pflicht

Prostituierte, die in Wien legal in der Prostitution arbeiten, müssen sich einmal in der Woche am Gesundheitsamt - im STD Ambulatorium zur Diagnose und Behandlung sexuell übertragbarer Krankheiten - untersuchen lassen.

Nur mit der Bestätigung, dass sie gesund sind, dürfen sie ihre Arbeit weiter ausüben. In Wien sind gerade einmal 1.500 Prostituierte registriert. Die Mehrzahl der Illegalen ist krank, weiß die Sozialarbeiterin Elisabeth Mayer vom STD Ambulatorium.

Das Krankheitsrisiko steigt

Es sind Krankheiten wie Syphilis, Gonoroeh und Tripper. Das Gros der Gesellschaft glaubt, dass diese Krankheiten längst ausgestorben sind. Ein großer Irrtum. Nach wie vor ist das Thema "Safer Sex" sehr brisant.

Elisabeth Mayer sagt, dass die Nachfrage der Kunden, ungeschützten Verkehr zu haben, stetig steigt. Der große Preisverfall der letzten Jahre hätte bewirkt, dass Frauen sich auf dieses Risiko vermehrt einlassen würden. Die Bezahlung ist ganz einfach besser.

Problemgruppe Migrantinnen

Nicht selten werden Prostituierte, die illegal in dem Gewerbe arbeiten, von der Sittenpolizei erwischt. Für die, die in Wien gemeldet sind, kommt es zu einer Verwaltungsstrafe und sie werden dem Gesundheitsamt gemeldet.

Eine Problemgruppe sind Migrantinnen. Die unabhängige NGO LEFÖ geht von einem Anteil von bis zu 80 Prozent Migrantinnen aus, die in der Prostitution tätig sind.

Rechtslage vor und nach 2006

Für eine Registrierung wird eine Meldung in Österreich benötigt; seit dem neuen Fremdenrecht von 2006 gibt es für Angehörige von Drittstaaten - also Menschen, die weder aus EU- oder EWR Staaten, noch aus der Schweiz kommen - keine längere Aufenthaltsgenehmigung mehr. Mit dem Fremdengesetz von 1997 war es möglich, über ein Prostituiertenvisum oder ein Tänzerinnenvisum eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen.

Gesetz drängt viele in die Illegalität

Das neue Visum D+C ist auf maximal sechs Monate Aufenthalt in Österreich innerhalb eines Jahres begrenzt. Katastrophale Auswirkungen hatte diese Zurückstufung für die Menschen, die bis zu dieser Gesetzesänderung schon Jahre in Österreich lebten.

Da die wenigsten von ihnen über Nacht ihre Sachen packten und das Land verließen, drängte es viele Frauen und Männer in die Illegalität ab. Wenn sie erwischt werden, droht Drittstaatangehörigen die Abschiebung aus Österreich.

LEFÖ

Die unabhängige Organisation LEFÖ arbeitet seit 13 Jahren mit Migrantinnen in der Sexarbeit zusammen. Die Mitarbeiterinnen fordern einerseits eine Änderung des Fremdenrechts und andererseits setzten sie sich für die Legalisierung von Prostitution als Erwerbsarbeit ein.

Prostitution ist "sittenwidrig" und damit rechtlos
Nach österreichischer Rechtssprechung ist Prostitution "sittenwidrig". Die Frauen können deshalb weder ein Dienstverhältnis als Sexarbeiterinnen eingehen noch können sie als Selbständige ihr Honorar einfordern, da ihre Tätigkeit nicht als Erwerbsarbeit anerkannt ist.

Als Prostituierte ist man in Österreich in einer rechtslosen Situation, muss aber die staatlichen Pflichten erfüllen. Steuern zahlen gehört da ebenso dazu wie die gesetzliche Registrierung. Unter diesem Aspekt stellt sich die Frage der Registrierung für viele der Prostituierten erst gar nicht.

Mehr Rechte würden vor Ausbeutung schützen

LEFÖ weist dezidiert darauf hin, dass es bei der Debatte um Prostitution um eine fremdenrechtliche, arbeitsrechtliche und um eine Frauenfrage geht. Je mehr Rechte die Frauen hätten, desto mehr könnten sie sich gegen Gewalt, gegen Ausbeutung und gegen Diskriminierung schützen.

Hör-Tipp
Moment, Donnerstag, 12. Juli 2007, 17:09 Uhr

Links
LEFÖ
STD-Ambulatorium