Eine unentwegte Entdeckungsreise
Die Gasselhöhle bei Ebensee
Im Salzkammergut, hoch über dem Ort Ebensee, steigen Wanderer durch eine unscheinbare Öffnung in das Innere des Gasselkogels ein. Dort eröffnet sich die erstaunliche Tropfsteinwelt der Gasselhöhle mit mehreren unterirdischen Räumen.
8. April 2017, 21:58
Achtzig Meter tief ist er, der Perger Schacht oder Tiefe Abgrund. Ein riesiges Loch im Berg, das den Schauteil der Gasselhöhle beim oberösterreichischen Ort Ebensee von jenem Höhlenbereich abteilt, der den Forschern vorbehalten ist.
Für die ersten Höhlenkundler, die 1919 eingestiegen sind, war das Loch im Berg unüberwindlich, doch inzwischen hat der Verein für Höhlenkunde Ebensee den Schacht durch Seile und Holzsteige gesichert. Von hier aus starten die Expeditionen der Höhlenforscher in die dunklen Gefilde der Gasselhöhle.
Extremsport Höhlenforschung
Entlang des tiefen Abgrundes des Perger Schachtes tastet man sich, mit zwei Karabinern an den Seilen angedockt, Schritt für Schritt das glitschige Holzbrett entlang.
Höhlenforschung ist ein Extremsport. Um die Schlünde zu überklettern, und sich durch die Schluffe - die Engstellen in den mit Tropfsteinen bewachsenen Höhlenwänden - zu schrauben, muss man körperlich und geistig fit sein. Wasserdichte Anzüge, Handschuhe, Helme und zwei Lichtquellen pro Forscher sind unabdingliche Ausrüstung fürs Höhlenklettern.
Neue Höhlen entdeckt
Die Gasselhöhle macht in jüngster Zeit mit Aufsehen erregenden Entdeckungen von sich reden. Am späten Nachmittag des 31. März 2007 erkletterten vier Ebenseer erstmals einen Raum, den sie "Große Sintervulkanhalle" tauften. 45 Meter lang, 17 Meter breit und 10 Meter hoch ist die Halle und mit übermannshohen weißen Boden- und Deckenzapfen durchwachsen, Höhlenneuland, das noch nie ein Mensch zuvor betreten hat. Die Tropfstein-Säulen sind bis zu sieben Meter hoch, und die Halle mit unzähligen Sinterbecken und einem See ausgefüllt.
Einen Tag später wurde einer der neu entdeckten Schächte befahren. Dabei erkannten die Forscher, dass dieser in den großräumigen "Fledermausdom" mündete. "Fledermausdom" nannten die Höhlenforscher den Raum, weil unzählige Fledermausleichen den Boden der Halle übersäen.
"Mount Everest" von Ebensee
Nach der Entdeckerfreude folgt die wissenschaftliche Arbeit: Die Höhle wird vermessen, ein Plan gezeichnet. 1.750 Meter erforschte Höhlengänge zählt man inzwischen. Johannes Mattes, einer der Ebenseer Höhlenforscher, erzählt: "Um überhaupt in dieses Höhlenneuland vordringen zu können, mussten wir den als unüberwindbar geltenden Bergmilchkamin, einen sehr engen, nassen, 30 Meter vertikal aufwärts verlaufenden Schluff bewältigen."
Die Belohnung ist das begeisterte Staunen, berichtet Höhlenforscher Dietmar Kuffner mit leuchtenden Augen: "Ganz hingerissen sind wir von einem Tropfstein zum anderen gegangen. Es ist ein großartiges Gefühl, die Schritte auf unbekanntes Land zu setzt. Andere müssen dazu auf den Mount Everest, und wir haben das hier in Ebensee!"
Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 1. Juli 2007, 10:06 Uhr
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Gassel-Tropfsteinhöhle