Platz für Innovationen

Metalab

Was braucht ein Startup-Unternehmen, um Innovationen zu schaffen? Ein schickes Büro, risikofreudige Investoren und fachliche Beratung, wo noch mehr Geld zu holen ist? Oder ein bißchen Werkzeug, viel Freiraum und Anregung durch andere kreative Köpfe?

Wer am 27. Juli 2007 spätabends zufällig oder aufgrund eines Geheimtipps ins Wiener Museumsquartier gekommen war, konnte eine ungewöhnliche Show erleben: Auf die Fassade des historischen Gebäudetrakts wurden riesige Graffiti gesprüht - allerdings nicht mit Spraydosen, sondern mit Licht.

"Laser Graffiti" nennt sich diese Methode, die vom Graffiti Research Lab in New York entwickelt wurde. Man schreibt oder zeichnet dabei mit einem starken Laserpointer auf eine Wand, der Laser wird mit einer Webcam getrackt, mit einer speziellen Software nachgezeichnet und mit einem Beamer an die Wand projiziert.

Im Museumsquartier waren aber nicht die Künstler des Graffiti Research Lab für die Aktion verantwortlich, sondern Mitglieder des Wiener "Metalab". Weil ihnen die Software für die geplante Aktion aber zu langsam war, schrieben Florian Hufsky und Michael Zeltner binnen weniger Tage einfach eine neue.

Bastelstube für Technikfreaks

Hacken, Basteln, Tüfteln und ad hoc technische Probleme lösen ist die Spezialität der Mitglieder des Metalab, das genau dafür gegründet wurde.

Die passenden Räumlichkeiten für ihre Aktivitäten haben die Hacker, Bastler und Technikfreaks nach längerer Suche vor einem Jahr gefunden: ein 200 Quadratmeter großes Souterrain-Lokal in der Rathausstraße im 1. Wiener Bezirk, das verkehrsgünstig liegt und ausreichend Platz für verschiedenste Aktivitäten bietet. Einige Wochen wurde von den Mitgliedern tatkräftig renoviert, installiert, dekoriert und eingerichtet. Seither ist im Metalab täglich Betrieb. Programmieren, basteln mit Mikroelektronik, Videos produzieren, Seife herstellen, Bier brauen, diskutieren, lesen, Roboter bauen - das alles und mehr kann man im Metalab machen. Es wird auch regelmäßig gemeinsam gekocht, es gibt Vorträge und Workshops und natürlich auch Feste.

Werkzeug und Wissen

Die Vorteile des gemeinsamen "Labors" sind, dass es ausreichend Platz bietet, teures Werkzeug gemeinsam genützt werden kann und Wissen ausgetauscht wird. Für jedes Problem, so erzählen die Vereinsmitglieder, würde sich in Kürze eine Lösung, für jede Frage eine Antwort finden. Weil die rund 100 Mitglieder unterschiedliche Ausbildung, Erfahrungen und Interessen haben, gibt es auch ständig neue Anregungen für Projekte und bilden sich immer wieder neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit und gegenseitigen Unterstützung.

Freiraum für Innovationen

Ein kreativer Freiraum und ein anregendes Netzwerk bieten die ideale Umgebung für Innovationen und das ist genau das, was Paul Böhm, IT-Security-Fachmann, Initiator des Metalab und neuerdings Förderer von Startups, sich gewünscht hat.

Einige Projekte, die in den vergangenen Monaten im Metalab entstanden sind, hätten das Zeug zu neuen Produkten, meint Paul Böhm. Er träumt sogar davon, die Förderung von Innovation und die Unterstützung von jungen Unternehmern im IT-Bereich umzukrempeln. So genannte Inkubatoren für Startup-Firmen, die zwischen Hochschulen und Wirtschaft angesiedelt und betriebswirtschaftlich organisiert sind, würden nicht zu jenem Maß an Innovation führen, das für Österreich nötig wäre, kritisiert Paul Böhm. Viel wichtiger wäre es, Dinge einfach auszuprobieren, aus dem Chaos zu schöpfen und aus Fehlern zu lernen. Das Einzige, was noch fehlen würde, seien kleine, unbürokratisch vergebene Fördermittel, die den Technikfreaks bei der Umsetzung ihrer Ideen in erste Prototypen helfen würden.

Hör-Tipp
Matrix, Sonntag, 12. August 2007, 22:30 Uhr

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