Kein Pessimismus ohne Optimismus

Haus, Friedens, Bruch

Margit Schreiner legt ihre Bücher immer als inneren Monolog an. Diesmal ist es eine Schriftstellerin, die gnadenlos, messerscharf und bitterböse über "Gott und die Welt" herzieht. Und auch diesmal ist Autobiografisches mit Fiktion gekonnt vermischt.

Christa Nebenführ im Gespräch mit Margit Schreiner

Der innere Monolog ist Margit Schreiners bevorzugte literarische Verfahrensweise, diese Methodik behält sie auch in ihrem neuen Buch "Haus, Friedens, Bruch" bei. Und auch dieses Buch lässt Assoziationen zu ihrer eigenen Biografie zu - nicht nur, weil die Protagonistin ebenfalls Schriftstellerin ist.

Ein Schriftsteller muss sein wie seine Leser. Dann hat er auch Probleme wie seine Leser und muss keine Probleme erfinden, die ja doch niemanden interessieren, weil niemand außer dem Schriftsteller sie hat. Ein Schriftsteller kann gar nicht genug Probleme haben.

Auf die ewige Frage von Journalisten, was denn nun autobiografisch und was Fiktion sei, pflegt Margit Schreiner zu antworten: "99 Prozent ist wahr und 99 Prozent ist erfunden."

Doch kein Krimi

Eigentlich wollte Schreiner einen Krimi schreiben, sie sei aber an der Konventionalität dieses Genres gescheitert, wie sie im Gespräch mit Christa Nebenführ erzählt: "Ein Krimi bleibt letztlich - ganz krass gesagt - ein Klischee. Der Aufbau ist ganz konventionell, es muss einen Mord geben, einen Mörder und einen Detektiv", meint Schreiner. Die Detektive seien zwar sehr verschiedene Typen, aber "trotzdem gelingt es ihm immer, diesen einen Fall zu lösen, obwohl er damit 'das Böse' nicht aus der Welt geschafft hat."

Das Tragische und das Komische

In Schreiners Büchern treffen immer wieder das Tragische und das Komische aufeinander, denn sie meint: "Es gibt nichts Tragisches ohne das Komische und umgekehrt." Dass sie zum Tragischen neige, liege vielleicht daran, "dass ich vom Optimisten zum Pessimisten gereift bin, wie wahrscheinlich sehr viele Menschen." Als Kind sei jeder ein Optimist, denn man wisse ja nicht, was so im Leben alles auf einen zukomme. Die ersten Enttäuschungen belehren einen allerdings eines "Besseren". "Ich habe große Mühe gehabt, um die Vorteile des Pessimismus kennenzulernen", erzählt Schreiner, "die nämlich darin bestehen, dass man nicht mehr so enttäuscht wird, wie man enttäuscht wird, wenn man ein Optimist ist".

Ziemlich zu Beginn von "Haus, Friedens, Bruch" ist zu lesen: "Jetzt wird alles anders". Das Resümee könnte lauten: "Sehr viel anders wird's nicht werden", meint Schreiner und ergänzt: "Und wenn, dann eventuell eine Spur schlechter als vorher, denn der Mensch wird ja nicht jünger und gesünder."

Was Schreiner aber in ihrem Buch transportieren wollte - und letztendlich bei allem Pessimismus tröstet - ist, dass der Mensch "auf jeder Stufe seines Lebens - und sei sie noch so misslich - etwas findet, das ihm Kraft, Freude und Lust gibt." Diese Freude und Lust, aber auch die Wut, wollte sie in ihrem Buch zum Ausdruck bringen.

"Das Buch der Woche" ist eine Aktion von Ö1 und Die Presse.

Hör-Tipps
Kulturjournal, Freitag, 17. August 2007, 16:30 Uhr

Ex libris, Sonntag, 19. August 2007, 18:15 Uhr

Mehr dazu in oe1.ORF.at

Buch-Tipp
Margit Schreiner, "Haus, Friedens, Bruch", Verlag Schöffling & Co., ISBN 9783895612770