Versagen gibt es nicht

Rudi bei Arno Stern

Der Radiohund hat dem Zeichnen und Malen eigentlich abgeschworen, weil er sich nur Frust eingehandelt hat. Heute wird sich das allerdings ändern, denn er trifft den Maldiener Arno Stern. Und der sagt ihm, dass man nicht immer schön malen muss.

Rudi Radiohund: Ich war dieses Wochenende in einem Atelier bei Arno Stern. Dieser Mann hat sich fast sein ganzes Leben mit dem Malen beschäftigt.
Arno Stern: Wer denn? Ich selbst? Ich male überhaupt nicht, ich habe noch nie gemalt, ich bin kein Künstler, ich bin ein Malspieldienender.

Rudi: Jaja, richtig gehört. Arno Stern hat keinen Bock auf selber Malen. Seine Leidenschaft ist es, ein Maldiener zu sein. Diesen - seinen Beruf - hat er quasi selbst erfunden. Mehr oder weniger aus einem Zufall heraus ist er auf diese Idee gekommen.
Arno: Kurz nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges, als 22-Jähriger, ist mir eine Arbeit angeboten worden in einem Kinderheim für Kriegsweisen, die ich beschäftigen sollte. Ich sollte die Kinder beschäftigen, mit wenigen Mitteln, die uns zur Verfügung standen und das Einfachste ist gewesen, sie zeichnen zu lassen. Das war so ein Treiben, ein Geschehen, dass ich mir gar nicht hätte vorstellen können. Übertraf alles, was man sich überhaupt nur denken kann. Das war eine große Begeisterung und ich erfuhr, was ich gar nicht wusste, dass Kinder so eine Freude haben können am Hervorbringen einer bunten Spur. Am Abend war ich so wie betrunken, von so vielen Spuren und so vielen Gebärden, dass ich gar nicht essen konnte. Ich saß am Tisch und die Ellbogen aufgestützt und hielt mir den Kopf fest und wusste nicht mehr, wo ich war. So drehte sich alles um mich herum, so viele Spuren und so viel Kinder, die auf die Leiter stiegen, um oben zu malen oder auf dem Boden knieten, um unten zu malen. Dann brauchten sie Farbe und einen neuen Pinsel und so weiter, das war also ein Treiben wie in einem - wirklich wie ein Herde ist das gewesen. Es war also eine sehr lebendiges Geschehen.

Rudi: Daraufhin hat sich Arno Stern entschlossen, sogenannte Malorte entstehen zu lassen. Und ich war am Wochenende in einem solchen Malort. In der Mitte steht eine schmale, lange Palette mit Farben, Pinseln und Wassergläsern. An den Wänden hängen die Blätter. Jeder soll aufhören nachzudenken und einfach drauflosmalen.