Die Geschichte eines obdachlosen Clowns
Justus Neumann für Erwachsene
Der Multikünstler Justus Neumann präsentiert sein neues Projekt im Dschungel Wien. Ein Clown kämpft gegen die Autorität und wählt die Position des Außenseiters. Im Ö1 Künstlerzimmer sprach er über die Entstehung dieses Projekts und seinen Hintergrund.
8. April 2017, 21:58
Justus Neumann im Gespräch mit Maria Rennhofer
Justus Neumann, der in Österreich geborene aber seit vielen Jahren in Australien lebende Schauspieler, Regisseur, Autor und Gestalter von Soloprogrammen, stellt seine neue Produktion "Catapult" vor. Das Theaterstück wird ab 6. September im Dschungel Wien gezeigt.
Im Rahmen dieser Produktion, präsentiert sich Neumann erstmals als Clown. Die Traumvorstellung des Clowns sei aber nicht leicht umsetzbar gewesen. Er, der strategische Schauspieler, hat sich zunächst in die Rolle des unbekümmerten Clowns versetzten müssen. Fast wie ein Kind würde der Charakter im Stück agieren. Er selbst sieht die Figur als ein Mischmasch eines Clowns und eines Wiener "Sandlers".
Ein gesellschaftskritisches Stück
In Bezug auf den Untertitel des Projekts, "Drei hundsgemeine blecherne Musiker schikanieren einen Clown bis er umfällt", beschreibt er die Handlung des Theaterstücks. Der Clown, bzw. der "Wiener Sandler", ist ein leidenschaftlicher Sammler, der, so Neumann, mit der Welt abgeschlossen hat und zu dieser keinen Zugang findet.
Zum Ausgleich seiner Abgeschlossenheit sammelt er Gegenstände. Diese Situation erinnere an die Obdachlosen in Wien, so Neumann. Aus seinem Sammelsurium konstruiert er seine eigene Welt. Im ersten Teil des Stückes präsentiert der Clown seine Schätze und möchte, durch einen Seifenblasentrick, seine Freiheit "erspielen".
Anstatt der ersehnten Freiheit, wird er abgeführt. Im zweiten Teil wird der gesellschaftliche Außenseiter gezwungen, Shakespeares "Sommernachtstraum" aus dem Stegreif zu spielen. Er versucht abermals gegen die Autorität anzukämpfen. Ihm wird zum Schein die Wahl gelassen. Bei Nichterfüllen seiner "Pflichten", wird er jedoch durch einen falschen Ton in der Arie der "Königin der Nacht" bestraft. Er verkraftet diesen Ton seelisch nicht, versucht jedoch weiter gegen das System zu kämpfen. Die Autorität ist jedoch stärker als er, wodurch der Clown letztendlich vor Erschöpfung tot zusammenbricht. Er ist machtlos und scheitert.
Seine Idee, ein Weg
Die Idee solcher Konzepte geht, so Neumann, auf ein Video vor über 20 Jahren mit dem Bildhauer Alexander Calder zurück. Calder stellt in diesem Video seinen Einmannzirkus vor. Diese Begegnung bildet auch die Basis des Zirkusprojektes "Catapult" und der Figur des Clowns.
Justus Neumann ist wegen seiner damaligen familiären Situation und einem selbst ernannten "Freijahr" nach Australien gezogen. Dort habe er als scheuer Jungschauspieler über seine Karriere und sein weiteres Leben nachgedacht. In Australien kam es zu einer Tournee mit dem Einpersonenstück "Kill Hamlet". Auf dieser Tournee fand er einen festen Wohnsitz. Nach vier, fünf Jahren und finanzieller Knappheit kam Neumann zurück nach Wien. Ein Freund, Ernst Beinstein, finanziert Neumanns erste Produktion in Wien.
Die Faszination seiner Projekte liegt für Neumann in seiner Unabhängigkeit. Die Möglichkeit, die Themen, die ihn beschäftigen, momentan zu bearbeiten, zeigt sich auch an der Vielseitigkeit seiner inszenierten Stücke. So hat Neumann "Gilgamesch", die Bibel, "Die letzen Tage der Menschheit" und "Don Quichotte" inszeniert. Stets fließen seine jeweiligen Interessen in die Stücke mit ein.
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