Kann der Geist den Körper heilen?
Glaube und Gesundheit
Ob mit Verfahren, die Gehirnaktivitäten während der Meditation sichtbar machen, oder durch Herzfrequenzmessungen während des Betens, die Wissenschaft ist der gesundheitlichen Wirkung des Glaubens auf der Spur. Allerdings mit widersprüchlichem Erfolg.
8. April 2017, 21:58
Das Phänomen "Glaube" war und ist schwer fassbar. Philosophen, Theologen und andere Wissenschaftler kommen zu den unterschiedlichsten Definitionen. In den letzten Jahren beschäftigt sich auch die Medizin immer mehr mit dem Glauben und seiner Wirkung. So erscheinen immer wieder wissenschaftliche Studien, die sich mit der Auswirkung des Glaubens auf die Gesundheit beschäftigen. Leben religiöse Menschen länger oder gesünder als Andere? Werden gläubige Menschen schneller gesund oder weniger krank?
Diese und andere Fragen stehen im Mittelpunkt der Forschungsinteressen. Ob mit bildgebenden Verfahren, die die Gehirnaktivitäten während der Meditation sichtbar machen, oder durch die Messung von Atmung- und Herzfrequenz während des Betens, die Wissenschaft ist der gesundheitlichen Wirkung des Glaubens auf der Spur. Allerdings mit unterschiedlichem und widersprüchlichem Erfolg. So kommen manche Studien, die sich mit dem Gebet beschäftigen, zu dem Schluss, dass Beten eine heilende Wirkung hat, andere Studien zeigen wiederum das Beten keine gesundheitsfördernde Effekte hat.
Was ist Religion?
Als Religion bezeichnet man eine Vielzahl unterschiedlicher kultureller Phänomene, die menschliches Verhalten, Denkweisen und Wertvorstellungen beeinflussen. Eine einheitliche wissenschaftliche Definition des Begriffs existiert nicht und gilt aufgrund der Wertungsproblematik unter Wissenschaftlern als äußerst schwierig. Fast alle Religionen weisen jedoch gemeinsame Elemente wie die Kommunikation mit transzendenten Wesen im Rahmen von Heilslehren, Symbolsysteme und Rituale auf.
Im Deutschen sind die Begriffe Religion und Religiosität zu unterscheiden. Der Ausdruck Religion ist erst seit Ende des 18. Jh. gebräuchlich. Religion bezeichnet demgemäß ein System - also das Äußerliche, Strukturelle, Gemeinschaftliche - während Religiosität auf das Subjektiv-Individuelle bezogen ist, insbesondere auf das Erleben des Einzelnen.
Der Philosoph Erich Fromm bildet eine weite, sozialpsychologische Definition von Religion. Er sieht Religion als jedes von einer Gruppe geteilte System des Denkens und Handelns, das dem einzelnen einen Rahmen der Orientierung und ein Objekt der Hingabe bietet.
Widersprüchliche Studienergebnisse
Bestimmte Gebets- und Meditationsformen können Wunder wirken, zumindest auf das Herz- und Kreislaufsystem. Denn wer regelmäßig Rosenkranzgebete oder meditative Mantras spricht, der verlangsamt seine Atemfrequenz und stärkt dadurch Herz und Lunge. Zu diesem Ergebnis kamen die italienischen Wissenschaftler Luciano Bernardi und Kollegen in ihrer vergleichenden Studie über den Einfluss von rhythmischen Sprachformeln auf das Herz- Kreislaufsystem
Menschen, die meditieren oder Rosenkranz beten, versinken in einen tranceähnlichen Zustand. Um den neurologischen Mechanismus dieses Zustandes zu erklären, haben Wissenschaftler nun die Gehirnaktivitäten buddhistischer Mönche untersucht. Das Ergebnis: Während zuvor aktive Gehirnregionen "einschlafen", erscheinen andere Regionen signifikant stimuliert.
Eine der bisher größten Studien zur Religiosität und Gesundheit kommt zu dem Schluss: Beten hat keinen Nutzen für die Genesung. Für einige Experten bleibt aber die Frage nach dem Sinn dieser Untersuchungen. Ob Gott existiert oder nicht, kann die Studie nicht beantworten. Und auch die Frage, ob Gebete Kranken unter Umständen helfen können, bleibt offen. Aber die bisher größte wissenschaftliche Untersuchung zum Zusammenhang von Religiosität und Gesundheit zeigt, dass zumindest unter den gegebenen Bedingungen Gebete nicht zur Genesung von Patienten beitragen. Im Gegenteil: Wissen die Patienten, dass für sie gebetet wird, kam es dieser Studie zufolge sogar gehäuft zu Komplikationen. Über die Resultate wird nun reichlich spekuliert.
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- Glauben sie an die heilende Wirkung des Gebetes?
- Kann der Geist die Gesundheit des Körpers beeinflussen?
- Kann eine bestimmte Lebenseinstellung gesundheitsfördern wirken?
Hör-Tipp
Radiodoktor-Medizin und Gesundheit, Montag, 17. September 2007, 14:20 Uhr