Der Dramatiker Rolf Hochhuth über sein Schaffen

Gegen das "Unter den Teppich kehren" und die Kritik

Der Dramatiker Rolf Hochhuth sieht sich nicht als Moralist, sondern als Defätist. Trotzdem oder gerade deswegen möchte er provozieren und die Menschen zum Denken und Handeln bewegen. Hochhuth möchte der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten.

Rolf Hochhuth über das Böse, Moral und Revolution

In den Medien nannte man ihn den "kategorischen Moralisten der Deutschen". Marcel Reich-Ranicki attestierte ihm einmal "ein Gespür für Themen". Und gerade die besonders sensiblen Materien haben es Rolf Hochhuth angetan.

Bereits sein erstes dokumentarisches Drama "Der Stellvertreter" sorgte für einen Skandal - und war gleichzeitig ein Riesenerfolg. Der Literat stellte im Stück die Frage nach der Mitschuld der katholischen Kirche und dem damaligen Papst Pius XXII. am Holocaust in den Raum.

Theater als Spiegel der Gesellschaft

Das Theater ist für Rolf Hochhuth der Ort, an dem der Gesellschaft der Spiegel vorgehalten werden kann, an dem Verfehlungen, moralisches Fehlverhalten und das "Unter den Teppich-Kehren" historischer Tatsachen aufgedeckt werden kann. Er setzt sich auch unermüdlich für die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus ein.

Die Recherchen und das Drama "Juristen", in dem die Rolle ehemaliger NS-Richter in der Bundesrepublik Deutschland untersucht wurde, führte 1978 zum Rücktritt des baden-württembergischen Ministerpräsidenten und ehemaligen Marine-Richters Hans Filbinger.

Hochhuth als Ziel von Kritik

Als Ankläger war Hochhuth natürlich auch selbst Ziel von Kritik. Im Jahr 2000 etwa wurde seine Erzählung "Eine Liebe in Deutschland" in Baden-Württemberg als Pflichtliteratur für berufliche Gymnasien gestrichen, mit der Begründung, dass es zu wenig Sekundärliteratur dazu gäbe. Hochhuth interpretierte die Aktion als eine Art "Rache" an ihm, da er in dieser Erzählung die NS-Vergangenheit Filbingers thematisierte.

Er erfuhr aber auch viel Unterstützung. Bei einem Interview, das er 2002 anlässlich der Premiere seines damaligen Stückes "McKinsey kommt" am Volkstheater in Wien gab, sagte der Dramatiker: "Ich fühlte mich eigentlich bestätigt, weil es immer Leute ersten Ranges gab, die mich vehement in Schutz genommen haben." Als es etwa bei der Österreichpremiere des "Stellvertreters" im Wiener Volkstheater zu Handgreiflichkeiten kam, verteidigten der damalige Chefdramaturg Friedrich Heer und Theaterdirektor Leon Epp Hochhuths in dessen Abwesenheit.

Aufklären, aufrütteln, aufregen

Rolf Hochhuth bleibt der am meisten gespielte und umstrittene deutsche Dramatiker der Gegenwart. Er möchte mit seinem Theater die Menschen aufklären, aufrütteln und aufregen. Zumindest letzteres gelingt Hochhuth mit seinen Stücken regelmäßig, weil er wählt die Themen der Zeit wählt, die die Menschen beschäftigen.

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