Feng Shui und das Qi
Leben im Einklang mit natürlichen Energieflüssen
Die Beschäftigung mit der Lebenskraft Qi hat eine lange Tradition in China. In den letzten Jahrzehnten hat die Auseinandersetzung mit der Lebenskraft Qi auch in Europa Einzug gehalten, ebenso wie das Interesse für Feng Shui.
8. April 2017, 21:58
Das Qi ist nach chinesischer Auffassung die immanente Kraft, die den Kosmos, die Natur und den Menschen am Leben hält. Im Westen hat sich für das Qi die Übersetzung "Lebenskraft" oder "Energie" eingebürgert. Wohlbefinden und Gesundheit setzen den ungestörten Fluss des Qi im menschlichen Körper und in der Umwelt voraus.
Das Qi muss daher gepflegt und gefördert werden. Dazu dienen vielfältige Atem- und Körperübungen, sowie auch Feng Shui, die Lehre vom Wohnen und Leben im Einklang mit den natürlichen Energieflüssen. Wörtlich übersetzt bedeutet Feng Shui "Wind Wasser".
Großes Interesse an östlichen Lehren
Diese Lehre hat sich im Laufe von mehreren Jahrtausenden entwickelt und - ebenso wie der Begriff Qi - unterschiedliche Auslegungen erfahren. Kann das Qi nicht richtig fließen, wird der Mensch schwach oder krank. Akupunktur und die traditionelle chinesische Medizin können dann den richtigen Fluss wieder herstellen. In anderen Kulturen gibt es andere Begriffe, andere Vorstellungen und andere Methoden, diese Lebenskraft und Energie zu fördern.
Im Westen interessieren sich heute Experten aus vielen wissenschaftlichen Disziplinen und anwendungsorientierten Fachbereichen für Feng Shui. Zu ihnen gehören Architekten, Baubiologen und Bauökologen, Tischler, Ingenieure, Sozialwissenschafter, Physiotherapeuten, Psychologen und Mediziner.
Wenn Wissen wandert
Viele Faktoren können zu unserem Wohlbefinden in einem Raum beitragen oder dieses Wohlbefinden empfindlich stören. Dazu zählen die Proportionen, Formen, Farben, Materialien und die Akustik. Auch der im Feng Shui zentrale Begriff der Mitte spielt eine Rolle. Dabei ergeben sich viele Parallelen zwischen chinesischen Lehren und westlichem Wissen, das infolge von Technisierung und ökonomischen Druck allerdings häufig nicht mehr genutzt wird.
Wenn Wissen wandert und in andere kulturelle Kontexte übernommen wird, verändert es sich. Einheimisches und Fremdes vermischt sich. Im Westen gibt es über das für Wohn- und Lebensräume angewandte Feng Shui längst auch Feng Shui für das Ich und für das Privatleben. Nach Ansicht von Sinologen lassen sich dafür zwar Quellen im Chinesischen finden, die westliche Praxis unterscheidet sich jedoch von der asiatischen Tradition.
Wirkung ohne Beweis
Die Frage nach der Reinheit der Lehre macht keinen Sinn. Für heftige Debatten sorgt hingegen immer wieder die Frage nach der Beweisbarkeit. Das Qi lässt sich mit naturwissenschaftlichen Methoden ebenso wenig messen wie die in der traditionellen chinesischen Medizin postulierten Meridiane. Dennoch ist Akupunktur inzwischen auch im Westen eine anerkannte Heilmethode und wird mit sehr guten klinischen Erfolgen eingesetzt.
Diesen offenen Widerspruch muss man einfach stehen lassen. Ähnliches gilt für Feng Shui. Gegner lehnen es als Pseudowissenschaft oder Aberglaube ab. Befürworter sehen auf der praktischen Ebene großen Handlungsbedarf. Zugleich eröffnet die Beschäftigung mit Lehren wie jener von Feng Shui ein weites Feld für interkulturelle Philosophie und interkulturellen Dialog.
Hör-Tipp
Salzburger Nachtstudio, Mittwoch, 19. September 2007, 21:01 Uhr
Buch-Tipps
Manfred Kubny, "Qi - Lebenskraftkonzepte in China. Definitionen, Theorien und Grundlagen", Karl F. Haug Fachbuchverlag 2002, ISBN: 9783830471059
Choe Chong-Sok, "Qi, ein religiöses Urwort in China: Von den Knocheninschriften bis zur heutigen Feng Shui-Praxis", Lang 1995, ISBN 9783631488164
Paul Unschuld, "Chinesische Medizin", Beck 2003, ISBN 9783406410567
Paul Unschuld, "Was ist Medizin? Westliche und östliche Wege der Heilkunst", Beck 2003, ISBN 9783406502248
Sonja Löbbert, "Feng Shui für Powerfrauen. Harmonie und Energie in Beruf- und Privatleben, "Langen Müller/Herbig 2001, ISBN 9783784474212
Günther Sator, "Feng Shui: Leben und Wohnen in Harmonie", Gräfe und Unzer 1997, ISBN 9783774264298
Lillian Too, "Feng Shui Total", Goldmann 2005, ISBN 9783442337286
Lillian Too, "Feng Shui: Das Große Buch", Ullmann 2000, ISBN 9783829048743
Lillian Too, "Die Grundlagen des Feng Shui", Dromer Knaur 2000, ISBN 9783426290446
Lillian Too, "Feng Shui fürs Ich. Innere Balance und Persönlichkeitsentwicklung", Dromer Knaur 2006, ISBN 9783426873007