Von Harlem bis Herräng

Der Botschafter des Lindy Hop

Ende der 1920er Jahre entstand im Savoy Ballroom in New York eine neue Tanzkultur. Maßgeblich an der Verbreitung des "Lindy Hop" beteiligt war Frankie Manning. Heute lehrt der 94-Jährige beim größten Swing-Tanz-Festival "das Gefühl für die Musik".

1926 eröffnete in Harlem, New York, der Savoy Ballroom, ein Treffpunkt für Tanzbegeisterte ohne Rücksicht auf die Hautfarbe. Zur Zeit der Rassentrennung und der wirtschaftlichen Krise entwickelten Tänzerinnen und Tänzer, im Zusammenspiel mit den Big Bands, aus verschiedenen Tanzstilen einen dynamischeren, freieren Tanz: Aus dem "Break Away" wurde der "Lindy Hop" - eine Anspielung auf die Atlantiküberquerung von Charles Lindbergh und auf das Gefühl der Schwerelosigkeit bei dem Tanz.

Frankie Manning, 1914 geborener Sohn einer leidenschaftlichen Hobbytänzerin, wurde 1933 in die damals beste Lindy-Hop-Truppe, "The Whitey Lindy Hoppers", aufgenommen. Sein expressiver Stil, seine vorwärts gebeugte Haltung, seine außergewöhnliche Gabe, die Musik der Big Bands tänzerisch zu interpretieren, machten den Lindy Hop zu dem, was er heute noch ist: die Krönung des Swing-Tanzes. Als er bei einem Tanzwettbewerb den ersten "Air Step" der Tanzgeschichte zeigte, war er der König des Savoy und der "Manning Style" geboren.

Die Kongaroos

Nachdem Manning aus dem Krieg zurückgekehrt war, gründete er die Kongaroos, ebenfalls eine Lindy-Hop-Showtanztruppe, mit der er einige Jahre tourte, doch die Swing-Ära war am Verblassen. Die Nachkriegs-USA schienen sich die Big Bands nicht mehr leisten zu können, kleinere Ensembles spielten nun Bebop, Musik zum Zuhören - tanzbar war das nicht. Count Basie und all die anderen Big-Band-Stars der 1930er Jahre verschwanden. 1958 wurde der Savoy Ballroom geschlossen, Frankie Manning begann, bei der Post zu arbeiten und wandte sich seiner Familie zu.

Erst in den 1980er Jahren begannen europäische Swingtänzer, sich für Lindy Hop zu interessieren. In New York lernten sie Norma Miller kennen, neben Manning eine der Protagonisten der einstigen Szene (nicht zuletzt tanzten die beiden in dem Film "Hellzapoppin'" aus dem Jahr 1941), die sie mit Frankie bekannt machte. "Hellzapoppin'" war ihre Inspirationsquelle gewesen, doch sie kannten nicht die Namen der Steps. Frankie Manning begann, sie zu unterrichten. Wenig später wurde er zum damals neu gegründeten Herräng Dance Camp eingeladen - als Special Guest.

Manning als Lehrer

Seither bringt er einer wachsenden Zahl von Menschen bei, was vor gut 70 Jahren entstand. Er ist der letzte noch Lebende aus einer Ära, in der die schwarze Bevölkerung von Harlem wenig Geld in harten Jobs verdiente - zur Entspannung wurde getanzt, abends, nachts.

Heute ist Frankie Manning der Botschafter jener Zeit, er reist über den Globus, 45 Wochen pro Jahr unterrichtet er. Die junge Nachfolgerschaft will Lindy Hop weiter entwickeln, man tanzt zu Hip Hop und anderem - bei solchen Ereignissen steht einer im Publikum und applaudiert am lautesten.

Hör-Tipp
Tonspuren, Freitag, 6. Juni 2008, 22:15 Uhr

Mehr dazu in oe1.ORF.at

CD-Tipp
"Frankie Manning's Really Swingin' Big Band Favorites", Living Traditions, ASIN: B000006FDD

Links
Frankie Manning
Herräng 2008