Plädoyer für Ein-Topf-Gerichte

Viel Schmutz, viel Arbeit

Scheiner will ein Guglhupfrezept und ich meinen Geschirrspüler nicht ausräumen. Was nichts macht, denn einräumen möchte ich ihn nachher auch nicht. Natürlich will ich aber saubere Teller und Töpfe. Ein Elend in der Küche nimmt seinen Lauf.

Das ideale Lieblingsrezept ist jenes, das schnell geht, wenig Mist macht und gut schmeckt. Haha. Oder Guglhupf. Meint zumindest Scheiner, den ich vorhin am Gang getroffen habe. Ich selbst halte Kuchenbacken für eine unendliche Patzerei. Ich habe nämlich ein schwieriges Verhältnis zu meinem Geschirrspüler. Er räumt sich partout nicht selbst ein und aus. Ich weiß, jemand anderes betet jeden Abend vor dem Schlafengehen gen Himmel für Weltfrieden und einen Geschirrspüler, und ich, die einen hat, bin auch nicht glücklich. Ich bin verwöhnt, was beklage ich mich.

Koche ich für andere, dann kann man hernach in meiner Küche großartige Stapelkünste bewundern. Irgendwann entgleitet mir nämlich das Strategische und es versinkt hernach in Zeitdruck und Multitasking. Alles wird geschoppt und gestapelt. Leute, die während des Kochens gleich alles wieder wegräumen, sind mir fast schon zuwider, machen mich unterschwellig aggressiv. Ekelhaft streberhaft ist das.

Ich meine, natürlich - ich seh' schon den Vorteil. Ich bewundere zum Beispiel auch Menschen, die für alles Listen führen. Herrlich! Doch ich? Ich kann das nicht. Ich will sie nicht machen, ich will sie nicht haben und ich will sie nicht am Leben erhalten! Ich bin eher der Typ, der für Material sorgt. Ich werde nervös und trotzig wie ein kleines Kind, wenn ich Dinge sortieren oder festhalten soll. Ganze Zellen und Fasern stellen sich da auf in mir, und der Rest beginnt sich zuzuhalten, was er eben hat, und sich leise in den Wahnsinn einzusummen. Somit braucht man gar nicht versuchen, mich darauf hinzuweisen, ich könnte doch und wäre es nicht nett? Jetzt den Geschirrspüler einräumen? Jetzt!? Ich koche!

Um nicht komplett im greifbaren Chaos zu versinken, bin ich eine Anhängerin des Ein-Topf-Gerichtes, das auch aus der Ein-Schüssel gegessen wird; mit dem Ein-Löffel am besten. Der Individualismus und die Bequemlichkeit sind der Untergang jeglicher Tischkultur. Ich bin mir der Schande bewusst, vielen Dank. Da ich über Jahre hinweg mir und der Welt bewiesen habe, mit einer kompletten Besteckgarnitur umgehen zu können, ohne mich zu Ent-Augen oder Ähnliches, gönne ich mir das.

Dabei wurde mir schon unterstellt, ich hätte das meiste Geschirr und die meisten Töpfe in meinem ganzen Freundeskreis. Das liegt wohl nur daran, dass ich einerseits dem Hang zum Zwänglichen habe und andererseits stark interessiert bin. Der Drang, Küchenutensilien zu besitzen, deren Verwendungszwecke mir gänzlich neu und unbekannt sind, ist da und immer aktiv. Ist das Stück dann auch noch in Aktion, herabgesetzt oder im Abverkauf erhältlich, gibt es ehrlich kein Halten mehr.

Vielleicht besitze ich daher auch einen Geschirrspüler. Die Magie der Neuzeit und der Technik? Eher die Gegenwart der Faulheit. Das Ein- und Ausräumen müsste ich allerdings noch üben. Geschirr zu beschmutzen, kann ich allerdings schon prächtig.

Doch vergessen darf nicht Scheiners Guglhupf-Rezeptwunsch bleiben. Vielleicht möchten Sie das Ihre hier posten?