Gesetze im All
40 Jahre Weltraumvertrag
1955 wurde Österreich Mitglied bei den Vereinten Nationen. 1957 begann das Weltraumzeitalter mit dem Start von Sputnik-1, dem ersten künstlichen Satelliten. Die Vereinten Nationen mussten reagieren: Sie verfassten den Weltraumvertrag.
8. April 2017, 21:58
Am 10. Oktober 1967 trat der Weltraumvertrag der UNO in Kraft. Für die Durchsetzung wurde1958 ein eigenes Komitee gegründet, das "Komitee für die friedliche Nutzung des Weltraums" - das "Committee on Peaceful Uses of Outer Space" - kurz UNCOPUOS. Die Suche nach einem neutralen Vorsitzenden für dieses Weltraumkomitee begann. Die Wahl fiel auf Österreich, das den Vorsitz dann 35 Jahre lang Inne hatte. 19 Jahre davon stand Peter Jankowitsch an der Spitze und prägte die internationale Weltraumfahrt maßgeblich.
Wieso Österreich?
Doch warum fiel die Wahl ausgerechnet auf Österreich? "Zum einen, weil es damals wenige wirklich neutrale Staaten in den Vereinten Nationen gab", erklärt Jankowitsch. "Die Schweiz wurde erst später Mitglied. Österreich wurde auch von der Sowjetunion immer wieder als Beispiel angeführt, wie ein neutraler Staat seine Rolle in der Weltpolitik spielen kann". Der Hauptvorsitzende hatte dafür zu sorgen, dass Kompromisse zwischen Ost und West gefunden werden konnten.
Verbot des Gebietserwerbs im All
"Das Verbot des Gebietserwerbs im Weltraum, das war der revolutionäre Durchbruch im Weltraumrecht. Im Gegensatz zum klassischen Völkerrecht ist Gebietserwerb in irgendeiner Form im Weltraum ausgeschlossen", so Peter Jankowitsch. Zum Tragen kam der Weltraumvertrag, als 1969 der erste Mensch seinen Fuß auf den Mond setzte und eine amerikanische Flagge hisste. Ein rein symbolischer Akt, sind sich alle 100 Nationen heute einig, die den Weltraumvertrag ratifiziert haben.
Mondabkommen zahnlos
Die UN-Generalversammlung erklärte später mit dem Mondübereinkommen auch die Bodenschätze des Mondes zum allgemeinen Erbe der Menschheit. "Das Mondabkommen hängt vollkommen in der Luft, nur neun Staaten haben es ratifiziert", sagt der Weltraumjurist Christian Brünner von der Universität Graz. Mit gutem Grund: Einige Staaten planen derzeit die Rückkehr zum Mond und sie wollen sich offensichtlich alle Möglichkeiten für den Abbau von Rohstoffen auf dem Erdtrabanten offen lassen.
Friedliche Nutzung?
Die zweite Kontroverse entfachte sich um die militärische Nutzung des Weltraums. Der Weltraumvertrag - bis heute sind es genau genommen fünf Übereinkommen - verbietet Atombombentests in der Atmosphäre und Truppenstationierungen auf dem Mond. Er setzt auf die "friedliche Nutzung des Weltraums". "Nuklearwaffen sind ausgeschlossen, aber alle anderen Waffensysteme waren nie wirklich verboten. Das ist eine Lücke im Weltraumrecht", so Jankowitsch.
Verantwortung für Touristen?
Eine weitere Lücke betrifft den Weltraumtourismus. Wer ist verantwortlich, wenn ein privates Unternehmen einen Weltraumtouristen ins All schickt? Im Weltraumhaftungsübereinkommen haben sich die Staaten geeinigt, dass der Startstaat die Haftung übernimmt, aber eben nur für staatliche Weltraummissionen - ein Konzept, das überholt ist. Auch die Satellitenlandschaft im All hat sich seit den 1960er Jahren grundlegend verändert.
Mittlerweile ist ein Verkehrsmanagement für den Weltraum gefragt. Die Weltraummächte sind sich einig, dass das Problem Weltraummüll bald in Angriff genommen werden muss. Denn wir müllen den Weltraum zu - mit so genannten "toten Satelliten", mit Schrottteilen bis hin zu kleinen Farbpartikeln.
Prinzipien unendlich wertvoll
Auch wenn sich die Weltraumtechnik mit unvorhersehbaren Folgen weiterentwickelt hat, ist der Weltraumvertrag doch ein Meilenstein geblieben, meint Kai-Uwe Schrogl vom Europäischen Institut für Weltraumpolitik ESPI.
"Der Weltraumvertrag ist 40 Jahre alt. Er hat sehr viele wegweisende Prinzipien. Im Weltraum hätten wir jetzt sicherlich auch das Problem wie in der Arktis, dass alle sagen, diese Umlaufbahn gehört mir, der Mond gehört mir, ich nehme mir diesen Kometen! Die Prinzipien des Weltraumvertrags sind unendlich wertvoll!"
Mehr über den Weltraumvertrag in oe1.ORF.at
Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 8. Oktober, bis Donnerstag, 11. Oktober 2007, 9:05 Uhr
Buch-Tipp
Christian Brünner, Alexander Soucek, Edith Walter (Hg), "Raumfahrt und Recht. Faszination Weltraum. Regeln zwischen Himmel und Erde", Böhlau Verlag 2007
Links
COPUOS
United Nations Office for Outer Space Affairs