Im Netzwerk des Verkehrs

Security Check

Die Ampeln schalten auf Grün. In beiden Richtungen. Der Hackangriff hat ein Verkehrschaos zur Folge. Zumindest in Action-Hollywood. In Wien wacht ein Rechnersystem in der Verkehrsleitzentrale über die Sicherheit auf Wiens Straßen. Ein Lokalaugenschein.

Der markante Backsteinbau am Schlickplatz im neunten Bezirk in Wien beherbergt das Polizeihauptquartier, die WEGA und die Verkehrsleitzentrale. Hier werden 1.200 Ampelanlagen in Wien von einem zentralen Rechnersystem koordiniert. Das Gebäude gleicht einem Hochsicherheitstrakt. Nur berechtigte Personen haben Zutritt. In der Zentrale der Bundespolizeidirektion Wien versteht man keinen Spaß. Ohne Genehmigung geht gar nichts. Selbst wenn man eine Bezugsperson nennen kann und abgeholt wird, heißt das noch lange nicht, dass man die Luft der Leitzentrale tatsächlich schnuppern darf.

Vor der großen Glasfront ist Schluss. Man ist auf Datenschutz bedacht und will nicht, dass Funksprüche von externen Menschen gehört werden. Schallgedämmt sitzen Polizisten hinter dem Glas vor einem digitalisierten Wienplan. Die Ampelanlagen sind mit kleinen Quadraten eingezeichnet. Über eine Kommandozeile am unteren Rand wird jeder Ausfall sofort gemeldet. Die Verkehrskameras, deren Bildausschnitte rechts und links vom Plan aufgefädelt sind, werden im Bedarfsfall gezoomt und geschwenkt und rücken die Hauptverkehrsrouten besser ins Bild.

Abgeschlossen

Die vier Verkehrsleitrechner sind ein in sich geschlossenes System, das auch keine verwundbare Internetanbindung hat. Die Kommunikation mit den Ampelanlagen läuft über 90 Kilometer Kupferkabel direkt von der Leitzentrale über Rangierknoten zu den Anlagen.

Die Steuerungsdaten werden unverschlüsselt verschickt - zwar in einer nicht handelsüblichen Programmiersprache, aber sie wären ein Schlupfloch für findige Hacker, die sich mit dem Laptop in das Kupferkabelnetz einklinken. Unwahrscheinlich bleibt diese Möglichkeit dennoch, da die Ampelanlagen auf dem Steuerungstableau mit Sicherheitsschaltungen versehen sind.

Das so genannte "Doppelgrün", Grün in beiden Richtungen, ist auf der Sperrmatrix ausgeschlossen. Die Ampel verfällt eher in gelbes Blinken, bevor sie "feindliche Richtungen" aufeinander prallen lässt.

Noch mehr Autonomie

Die Platinen in den Ampelanlagen auszutauschen wäre eine weitere Möglichkeit, das System zu manipulieren, doch da rechnet sich der Aufwand bei 1.200 Anlagen nicht. Heute versorgt der Leitrechner die Ampeln mit Programmen und Weiterschaltimpulsen. Im Laufe des nächsten Jahres werden die Rechner auf ein neues Programm umgerüstet, das den Ampelanlagen noch mehr Autonomie gibt. Somit werden die Möglichkeiten, das System von außen zu manipulieren, minimiert.

Doch vor Hardwarefehlern ist auch das beste System nicht gefeit. Der Ausfall eines Rechners sorgte im Frühsommer für ein dreistündiges Verkehrschaos am Gürtel. Die Möglichkeit eines massiven Ausfalls besteht also immer, wenn auch nicht durch Hacker.

Hör-Tipp
Matrix, Sonntag, 14. Oktober 2007, 22:30 Uhr

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