Bewacherin des Wassers
Im Land der Regenbogenschlange
Eine Reise, die Ursula Burkert im Juni 1998 in Australien unternommen hat, führte entlang der Traumzeitpfade der australischen Aboriginies. Einer der Sacred Sites der Ureinwohner ist der Uluru, den die Weißen Ayers Rock nennen.
8. April 2017, 21:58
Das bekannteste Wahrzeichen Australiens im Zentrum des Kontinents ist der größte Sandsteinmonolith der Erde, der Ayers Rock, der heilige Berg der Ureinwohner Australiens, der Aboriginies. Sie nennen ihn Uluru. Für sie ist er nicht der Felsen von Sir Henry Ayers, der im vorigen Jahrhundert Premier von Südaustralien war und wie die meisten weißen Einwohner kein besonderer Freund der Aboriginies.
Für die Ureinwohner Australiens ist Uluru der Ort ihrer mythischen Helden, der Traumgestalten der Vorzeit. Die Regenbogenschlange wohnt dort, die dafür sorgt, dass die heilige Quelle des Uluru nie versiegt. Aber auch die Erdmuttergestalt Pulari hat dort ihre Heimat gefunden. Heute ist der Uluru der Tummelplatz von Hunderttausenden Touristen, die alljährlich dorthin pilgern - ohne allerdings sein Geheimnis zu entschlüsseln.
Farbenschauspiel
Zeitig am Morgen muss man aufbrechen, will man am Abend den riesigen Sandsteinmonolith, der je nach Tageszeit, Wolkenkonstellation und Lichtenstrahlung sein Äußeres verändert, blutrot im untergehenden Sonnenlicht erstrahlen sehen. 450 Kilometer muss man sich durch eine flache, brütend heiße Wüstenlandschaft mit Steinbrocken, Spalten und Kratern durchkämpfen, bis man den Uluru-Nationalpark erreicht. Und schließlich ist man am Ziel: Mit bis zu 5.000 anderen, die sich an der Kreuzung aller Traumzeitpfade mit Pulari, der Erd-Mutter eins fühlen wollen, wird man des einzigartigen Spektakels gewahr: Uluru leuchtet in den wenigen Minuten des Sonnenunterganges auf, um dann langsam von Violett über Blau bis Schwarz zu changieren.
Zum Schutz der Sacred Sites, der heiligen Plätze der Aboriginies, dürfen sich Touristen nur mehr unter Anleitung von geschulten Guides im Uluru-Nationalpark aufhalten. Vier Gebiete rund um den Ayers Rock sind mit Maschendrahtzäunen abgesperrt, da dürfen Weiße nicht hinein, denn viele Hohlen und Felsspalten sind Sacred Sites, heilige Stätten, der nur von Aboriginies und nur zu bestimmten Zeiten betreten werden dürfen.
Bewacherin von Maggie Springs
Hier ist der Wohnort der Regenbogenschlange, was man auch an den vielen Felsmalereien erkennen kann. Die Regenbogenschlange sorgt - einem alten Aboriginies-Mythos zufolge - auch dafür, dass "Maggie Springs" nicht austrocknet. "Maggie Springs" oder in der Sprache der Aboriginies "Mutitjulo" ist ein kleiner See auf dem Uluru, der immer über Wasser verfügt, obwohl es keine Quelle gibt. De Weißen suchen noch für eine naturwissenschaftliche Erklärung für dieses Phänomen, den Aboriginies - hier lebt der Stamm der Pitjantjatjara - genügt es zu wissen, dass man sich hier im Reich der Regenbogenschlange am Schnittpunkt aller Traumzeitpfade befindet.
George erzählt von der Regenbogenschlange, der Hüterin des Wasserschatzes: Wenn Wassersuchende an die Felsen des Uluru stoßen, müssen sie bestimmte Worte rufen. Dann hebt die Schlange den Kopf um nachzusehen, wer da komme. Dadurch schwappt etwas von dem Wasser, das die heilige Schlange hütet, über, und fließt hinunter zu den Wassersuchenden. Dann legt sie wieder den Kopf auf das Wasserdepot, damit nichts von dem kostbaren Nass verdunsten kann.
Wüste so weit da Auge reicht
Nach einem schweißtreibenden Aufstieg, den man nur dank der mitgebrachten Wasserflaschen übersteht, erreicht man das Plateau des Uluru. Sein Umfang beträgt acht Kilometer. Ungeahnte Weiten tun sich auf: Wüste, Geröll, Sand so weit das Auge reicht in den verschiedensten Schattierungen von Ocker bis Rot. Tiefe Furchen hat die Erosion in de kahlen Bergzüge geschnitten. Dornig verkrüppelte Sträucher sind die einzige Vegetation.
Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 21. Oktober 2007, 10:06 Uhr
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