Und jetzt zum Wetter - Teil 2
Rätsel Kugelblitz
Der Kugelblitz ist eines der letzten Rätsel der atmosphärischen Physik. Er war und ist umstritten, weil er nur in Augenzeugenberichten existiert und im Labor nicht reproduziert werden kann. Die Augenzeugen wurden bezichtigt Halluzinationen zu haben.
8. April 2017, 21:58
Es ist ein kugelförmiges, fußballgroßes, scharf umrandetes Objekt, das sich drei bis fünf Sekunden lang fortbewegt. Das Objekt leuchtet im rotgelben Farbbereich, blendet nicht. Jedes dritte Objekt endet mit einer Explosion. Ein Kugelblitz.
Der Psychologe Alexander Keul von der Universität Salzburg sammelt Augenzeugenberichte von Kugelblitzen. Er hat mittlerweile eine Datenbank mit mehr als 400 Berichten angelegt.
Übereinstimmende Berichte
Bei ungeklärten Phänomenen verändern sich die Berichte oft. Man denke nur an die vielen unterschiedlichen Berichte von UFOs, von denen man mittlerweile schon entführt worden sein muss, um überhaupt zur Kenntnis genommen zu werden.
Die Kugelblitz-Bericht dagegen sind sehr eintönig, sagt der Psychologe. Der Bericht eines k.& k.-Bahnwärters aus dem Waldviertel klinge genau so wie ein Bericht aus dem Jahr 2006. "Das ist für mich ein Indiz", sagt Keul, "dass immer über dasselbe gesprochen wird."
Erklärungsmodelle
Die Forschung kümmert sich wenig um Kugelblitze, weil sei keine großen Schäden anrichten. Dabei sind sie gar nicht so selten. Die meisten Kugelblitze - fand Keul heraus- wurden in den Sommermonaten zwischen Juni und August gesehen. In zwei Drittel der Fälle treten sie gemeinsam mit starken Gewittern auf. Bei jedem zweiten Kugelblitz regnete es.
Jeder dritte Kugelblitz zeigt sich in Gebäuden. In Österreich ist die Chance einen Kugelblitz zu sehen in Niederösterreich und der Steiermark am größten, fasst Keul seine Erkenntnisse zusammen.
Also ganz wegdiskutieren kann man das Phänomen nicht mehr, auch wenn das noch immer versucht wird. Gängige Erklärungen sind, dass es sich um ein Blendungsbild handelt oder um eine elektromagnetische Störung des Gehirns. "Doch dann wurden wir eine vielfältige Palette von Objekten haben. Halluzinationen sind nicht 0815!", sagt Keul. Eine andere Überlegung ist, dass es sich um glühendes Plasma handelt, um einen Rest vom Blitzkanal, der sich abgeschnürt hat. Eine chemische Hypothese vermutet, dass etwas verbrennt und es gibt absurde Theorien von schwarzen Löchern.
Blitzdaten
Für den Blitzforscher Gerhard Diendorfer vom Blitzortungssystem ALDIS sind Kugelblitze nur ein Randphänomen. Er hat genug mit den "normalen Blitzen" zu tun. In Österreich blitzt es im Jahresschnitt zwischen 100.000 und 280.000 Mal. Das sind aber nur die Blitze, die zu Boden gehen. Bei Gewittern gibt es eine Menge Blitze, die innerhalb der Gewitterwolken entladen werden.
ALDIS liefert die Blitzdaten an die Meteorologischen Dienste, an Flugwetterdienste, an den ORF, an Versicherungen und an die Energieversorger- weil Blitze eine der Hauptursachen für Störungen im Versorgungsnetz sind. Am meisten Blitze werden in Österreich der Steiermark und in Unterkärnten verzeichnet, rund fünf Blitze pro Quadratkilometer und Jahr. Österreich ist ein Gewitterzentrum in Europa, gemeinsam mit Slowenien und Norditalien.
Noch sind nicht alle Geheimnisse geklärt
Aber auch diese "normalen" Blitze geben noch viele Rätsel auf. Ein Blitz besteht aus Ruckstufen, und davon ist jede 20 bis 50 Meter lang. Es ist nicht bekannt, wieso diese Ruckstufen entstehen. Ein großes Rätsel ist auch, warum manche Blitze so stark verästelt sind und andere nicht. Selbst wie ein Blitz grundsätzlich entsteht, ist noch immer nicht ganz geklärt.
Die Gewittersaison ist eindeutig der Sommer. Es gibt aber auch vereinzelt Gewitter im Winter, wenn sich das Wetter rapide ändert oder Schneestürme auftreten. Diese besonders stromstarken Winterblitze sind wenig erforscht: das hat einen guten und einfachen Grund, erklärt Diendorfer. In der Hochburg der Blitzforschung, in Florida, gibt es keine Winter.
Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 26. Mai bis Donnerstag, 29. Mai 2008, 9:05 Uhr
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