Große ausländische Investoren

Rumänien in der EU

Seit knapp einem Jahr ist Rumänien bei der EU, die Bilanz fällt gemischt aus: Wegen politischer Streitigkeiten ist der Reformeifer gebremst, Korruption ist immer noch ein Thema. Trotzdem wächst die Wirtschaft um rund sechs Prozent.

Hypotheken- und Kreditgeschäfte boomen in Rumänien.

Seit knapp einem Jahr ist Rumänien bei der EU, die Bilanz fällt gemischt aus: Wegen politischer Streitigkeiten ist der Reformeifer gebremst. Trotzdem wächst die Wirtschaft, die Arbeitslosigkeit sinkt, die Löhne steigen. Insgesamt sind allein letztes Jahr Auslandsinvestitionen von neun Milliarden Euro ins Land geflossen.

Große Einkommensunterschiede

Das rumänische Wirtschaftswachstum schwächt sich momentan etwas ab, wird heuer aber immer noch rund sechs Prozent betragen, schätzen Ökonomen. Die Löhne sind im letzten Jahr um 20 Prozent gestiegen. Beim Einkommen gibt es aber große Unterschiede: Während ein Facharbeiter rund 300 Euro im Monat verdient, verdienen Banker, Rechtsanwälte oder Ingeneure ähnlich viel wie in Österreich, weil es zu wenige von ihnen gibt und die Nachfrage groß ist.

Der wichtigste Motor für die Wirtschaft ist der EU-Beitritt, sagt Ella Kallai, Professorin an der Universität in Klausenburg in Siebenbürgen, Rumänien sei zwar ein Nachzügler in der EU, hole aber schnell auf.

Österreich als Großinvestor

Die rumänische Wirtschaft ist fest in ausländischer Hand. Österreich ist der größte ausländische Investor in Rumänen, rund 1.500 Unternehmer sind vertreten, gemeinsam erwirtschaften sie ein Drittel des Bruttoinlandproduktes. Die zwei größten Investitionen sind die Übernahme des Mineralölkonzerns Petrom durch die OMV und der Banca Commerciala Romana durch die Erste Bank, aber auch österreichische Immobilien- und Baufirmen und Versicherungen sind stark vertreten.

Die größte Hoffung: Bis 2013 erwartet Rumänien rund 30 Milliarden Euro an Fördergeldern von der EU - großteils für Infrastruktur und Landwirtschaft. Österreichs Handelsdelegierter in Bukarest, Walter Friedl, glaubt, dass ein Großteil davon an österreichische Firmen gehen wird, die EU-Projekte umsetzen: Gute Chancen sieht er im Bereich Infrastruktur, zum Beispiel seien 1.800 Kilometer Autobahn in Planung.

Trotz des hohen Wirtschaftswachstums mussten Renault, OMV und Erste Bank Personal abbauen. Renault hat die Belegschaft in fünf Jahren halbiert, auf 12.000 Mitarbeiter. Bei der BCR will die Erste Bank bis Ende 2008 2.500 Jobs streichen. Aber nicht alle Mitarbeiter werden arbeitslos, sagt BCR-Vorstand Manfred Wimmer. Funktionen werden ausgelagert, und die Leute sind dann eben nicht mehr Angestellte der Bank, sondern von anderen Firmen, die mit der Bank zusammenarbeiten.

Mit Schmiergeld geht manches leichter

Rumänien gilt als Land, in dem Korruption herrscht, aber heute seien Schmiergeld und Korruption für Unternehmer kein Thema, sagt der Handelsdelegierte Friedl. Der Unternehmer Freinademetz in Siebenbürgen sieht das anders: Es ist nicht unbedingt nötig, aber mit Schmieren geht manches leichter, meint er. Dass bei der Vergabe von öffentlichen Ausschreibungen und Geldern geschmiert wird, macht auch der EU Sorgen, deshalb könnten heuer rund ein Viertel der EU-Fördergelder für Landwirtschaft auf Eis gelegt werden, bis es eine Behörde gibt, die die Gelder fair und zuverlässig verteilen kann.

Viele Rumänen haben ihr Glück im Ausland versucht. Sie überweisen rund fünf Milliarden Euro nach Hause, das sind heuer fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Aber: Trotz aller Probleme und vieler unvollendeter Reformvorhaben, denken viele junge Rumänen nicht mehr ans Weggehen, denn jetzt geht's aufwärts. Also: Wer gescheit ist, sucht sein Glück daheim in Rumänien.

Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 23. November 2007, 9:45 Uhr

Links
Wirtschaftskammer Österreich - Rumänien-Info
BCR - Erste Bank Rumänien
Renault Rumänien
OMV
Xventure - Freinademetz Offroad Rumänien
Tourismus Info Rumänien
Siebenbürgen

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