Die große Chance für Österreichs Wirtschaft?
Euro 2008
Für die Fußball-Europameisterschaft sollen 200 Millionen Euro öffentlicher Gelder investiert werden. Dem stehen erhoffte Einnahmen von rund 320 Millionen Euro gegenüber - einmalig und in wenigen Branchen. Die Imagewerbung ist dagegen von unschätzbarem Wert.
8. April 2017, 21:58
Über eine halbe Million Fans in den heimischen Stadien, über eine Million ausländische Besucher in Österreich und bis zu 250 Millionen Zuschauer vor den Fernsehapparaten - und zwar pro Spiel. Allein diese Zahlen zeigen, welches Potenzial die Euro 2008 für Österreich in sich birgt. Die öffentliche Hand gibt rund 200 Millionen Euro großteils für den Ausbau der Fußballstadien aus.
Kurzfristiges Wachstum
Das Institut für Sportökonomie hat in einer Studie errechnet, dass die EM Österreich 2008 ein zusätzliches Wirtschaftswachstum von 0,15 Prozent bringt, das sind rund 320 Millionen Euro. Davon profitieren vor allem die Bauwirtschaft und der Tourismus - die Bauwirtschaft mit knapp 140 Millionen Euro durch den Aus- bzw. Umbau der vier Stadien, der Tourismus durch die zusätzlichen Österreich-Besucher - im schlechtesten Fall geht man von 600.000 zusätzlichen Übernachtungen durch die Euro aus, im besten Fall von über einer Million.
Mit deutlich steigenden Umsätzen können darüber hinaus die Werbebranche, die Getränkeindustrie, Sicherheitsfirmen und der Telekom-Bereich rechnen. 6.000 neue Arbeitsplätze entstehen so, aber nur für relativ kurze Zeit.
Angst vor Verlagerungseffekten
Für den Handel ist die EM ein zweischneidiges Schwert. Bei Großereignissen kann es nämlich zu so genannten Verlagerungseffekten kommen - das heißt, bestimmte Güter werden verstärkt nachgefragt, andere dafür weniger, sagt Ökonom Helmenstein.
Luxus-Boutiquen in den Austragungsstädten fürchten, dass die massive Präsenz von Fußballfans ihre Stammkunden vergraulen könnte, der Kongresstourismus sieht in der Zeit der EM kaum Platz für sich, Theater fürchten einen Publikumsrückgang. Die lauteste Kritik betrifft jedoch die rigide Lizenzierung durch die UEFA, den europäische Fußballverband. Es gibt nur wenige Großsponsoren und nur die dürfen offiziell mit der Euro werben: So darf in den Fanmeilen nur eine Biermarke ausgeschenkt werden, nämlich die des dänischen Hauptsponsors Carlsberg, österreichische Biermarken kommen nicht zum Zug. Für Studienautor Helmenstein bietet die Euro aber dennoch genug Möglichkeiten, österreichische Betriebe und Marken zu präsentieren.
Image-Motor für Österreich
Die Euro kann dazu beitragen, dass Image Österreichs im Ausland zu modernisieren, sagt Peter Schnedlitz, Marketingexperte der Wirtschaftsuniversität. Kultur und Musik, Schifahren und Bergwandern sind schon ein bisserl verstaubt.
Nützen die heimischen Gastronomiebetriebe und Geschäfte die Euro jedoch aus, um das schnelle Geld zu machen, kann es auch zu einem Imageverlust kommen, warnt Bundeskoordinator Heinz Palme.
Ein positives Österreich-Bild reicht aber nicht aus, um die Tausenden potenziellen Österreich-Urlauber auch wirklich ins Land zu bekommen. Da muss massiv geworben werden und zwar in jenen Ländern, in denen man Euro-bedingt die meisten Österreich-Urlauber erwartet, sonst kann die positive Wirkung schnell wieder verpuffen.
Ob Tourismus, Handel oder andere Wirtschaftszweige - Voraussetzung für alle positiven nachhaltigen Effekte ist ein relativ reibungsloser Ablauf der Europameisterschaft - Bilder von randalierenden Fans, Straßenschlachten und brennenden Autos könnte nämlich zum Gegenteil dessen führen, was man durch die Euro08 eigentlich transportieren will - ein junges, dynamisches und erfolgreiches Österreich-Image auf der ganzen Welt.
Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 7. Dezember 2007, 9:45 Uhr
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