Kanadische Jazz-Ikone

Jazz-Legende Oscar Peterson ist tot

Der legendäre kanadische Jazzpianist und -komponist Oscar Peterson ist tot. Er verstarb am Sonntagabend im Alter von 82 Jahren in seinem Haus bei Toronto an Nierenversagen. Peterson hatte bereits 1993 einen Schlaganfall erlitten.

Oscar Peterson ist tot. Der Jazzpianist und -komponist starb am Sonntag in seinem Haus in Mississauga nahe Toronto, meldete der kanadische Fernsehsender CBC am Montag. Der 82-Jährige erlag einem Nierenversagen. Angehörige und Freunde waren in seinen letzten Lebensstunden bei ihm.

"Ich werde spielen, bis ich vom Schemel falle", versprach der kanadische Jazz-Pianist 1993. Das war kurz nach seinem Schlaganfall, der die Fangemeinde des Kanadiers weltweit erschütterte. Sein Versprechen hat er - fast - gehalten.

"Überschäumende Spielfreude" bescheinigten ihm Kritiker ebenso wie ein ungebrochenes Talent zur Improvisation, Ideenschwung, Virtuosität und technische Perfektion. Die Grundlage seines Welterfolgs war - auch noch im hohen Alter - seine eiserne Disziplin. Schon als Junge übte Oscar Emmanuel Peterson, der in Montreal als eines von fünf Kindern eines Gepäckträgers der Canadian Pacific Railways aufwuchs, acht Stunden am Tag. Er kenne nur einen Musiker, der ohne Proben auskomme, pflegte Peterson dem Nachwuchs mit auf den Weg zu geben. "Der heißt Gabriel und hat Flügel."

Vorbild Louis Armstrong

Als Kind wollte der schwarze Kanadier Trompeter werden wie sein großes Vorbild Louis Armstrong. Eine Lungen-Tuberkulose machte diesem Traum zwar ein Ende, doch während des einjährigen Krankenhausaufenthaltes entdeckte Peterson seine Liebe zum Klavier. Am Piano hat er später nicht nur Armstrong begleitet. Stars wie Ella Fitzgerald, Dizzy Gillespie, Count Basie, Nat King Cole und Duke Ellington, Stan Getz und Charlie Parker wurden Partner und Freunde.

Seine Karriere als Berufsmusiker begann Peterson mit 17 Jahren. Als einziger Schwarzer spielte er mit dem Johnny Holmes Orchestra in Montreal und Umgebung zum Tanz auf - und musste immer wieder rassistische Beleidigungen, selbst von einigen Kollegen, hinnehmen.

Internationaler Durchbruch

1947 leitete er erstmals ein eigenes Trio. Der internationale Durchbruch kam zwei Jahre später, als Norman Granz ihn für die legendäre Konzertreihe "Jazz at the Philharmonic" in die Carnegie Hall nach New York einlud.

Es gibt kaum eine größere Ehrung für Musiker, die Peterson nicht zuteil geworden wäre. Immer wieder wurde er mit Grammys ausgezeichnet, darunter 1997 für sein Lebenswerk. In mindestens acht verschiedene Hall of Fame des Jazz und anderer Musikrichtungen wurde er eingetragen. Mehr als ein Dutzend Universitäten verliehen ihm Ehrendoktor-Würden.

Stolz über kanadische Herkunft

Das Heimatland ehrte Peterson, der sich stets voller Stolz über seine kanadische Herkunft äußerte, mit zahlreichen Orden. Jahr für Jahr führten ihn seit Anfang der 60er Jahre Konzertreisen in die Bundesrepublik. Mit zu den besten der unzähligen Schallplatten Petersons rechnen Kenner heute noch drei Live-Mitschnitte aus dieser Zeit. Die entstanden in Villingen im Schwarzwald bei Kirschwasser, Wodka und Sekt. Damals trat das Oscar Peterson Trio noch regelmäßig bei voller Konzertgage in der Villa des deutschen Millionärs und Tongeräte-Herstellers Hans Georg Brunner-Schwer vor nicht mehr als 50 geladenen Gästen auf.

Der frühere US-Präsident Bill Clinton verweist gern und mit Stolz darauf, sämtliche Peterson-Platten in seiner Sammlung zu haben. Nicht nur er, Millionen Fans in aller Welt lagen dem schwergewichtigen, aber leichthändigen Meisterpianisten zu Füßen. Millionen Fans werden nun um einen großen Musiker trauern.

Trauer um Oscar Peterson

Mit Trauer und Anteilnahme haben Jazzfreunde in aller Welt die Nachricht vom Tod des legendären kanadischen Pianisten und Komponisten Oscar Peterson aufgenommen.

"Dies ist einer der traurigsten Tage meines Lebens", sagte der amerikanische Klavierspieler Hank Jones, der selbst zu den größten Jazzmusikern gezählt wird.

Der kanadische Jazzer Oliver Theophilus Jones sprach von "einem schrecklichen Verlust". Es sei aber ein Trost, "dass er so sterben konnte, wie er es wollte - mit der Familie an seiner Seite".

Der US-Musiker Billy Taylor, ebenfalls Pianist und Komponist, betonte, dass Peterson mit seinem virtuosen und zugleich höchst präzisen Klavierspiel "den Weg aufgezeigt hat für praktisch jeden Jazzmusiker, der nach ihm kam".

"Er war ein Gigant", sagte der fast 90-jährige Bandleader Dal Richards aus Vancouver. "Und zwar nicht nur im Jazz, denn Oscar war auch ein perfekter Gentleman." Die britische Jazz-Pianistin Marian McPartland, die schon 1940 mit Peterson auftrat, nannte ihn "den besten Techniker am Piano, den ich jemals erlebt habe".