Chancen und Gefahren
RFID
Im Handel wird seit Jahren eine Technologie forciert, die Abläufe schneller, effizienter und weniger fehleranfällig machen soll. Das soll Unternehmen, Mitarbeitern und Kunden nützen. Diese Technologie ist aber fast unsichtbar - und das macht Angst.
8. April 2017, 21:58
Im Kaufhaus "Galeria Kaufhof" der Metro Group in Essen wird Radio Frequency Identification, kurz RFID, bereits in der Praxis getestet. In der Herrenmodenabteilung tragen die Kleidungsstücke neben den üblichen Preisschildern zusätzliche Etiketten.
Ein Plakat und Informationsbroschüren sollen darüber aufklären, was es mit den Etiketten auf sich hat: "RFID. Schlüsseltechnologie für das Warenhaus von morgen" steht darauf. Doch die meisten Kunden bemerken die neuen Etiketten nicht oder wissen nicht, dass sich darin Funkchips befinden. Das ist auch kein Wunder, denn RFIDs können so dünn wie ein Blatt Papier sein.
RFID ist eine Technologie, mit der Daten zur Identifikation von Gegenständen, Tieren oder auch Menschen via Funk übertragen werden. Die RFID-Transponder bestehen in ihrer einfachsten Form aus einem kleinen Mikrochip und einer im Kreis geführten Antenne aus dünnem Kupfer. Daran sind die Etiketten auch erkennbar, wenn man sie gegen das Licht hält oder die beiden Papierschichten auseinander reißt.
RFID beschleunigt Lagerverwaltung
Die Metro-Group setzt seit einigen Jahren auf die Funkchip-Technologie und hat für deren Entwicklung und Einführung gemeinsam mit Partnern aus der Industrie, dem Handel und der Computerbranche die Metro Group Future Store Initiative gegründet.
Im Metro Group RFID Innovation Center in Neuss bei Düsseldorf werden eine Reihe von möglichen Anwendungen von RFID in Handel und Logistik demonstriert. Zum Beispiel befinden sich auf einer Palette etwa 200 Waschpulver-Packungen, auf denen jeweils ein RFID-Transponder klebt. Wird die Palette durch ein Tor mit eingebautem RFID-Lesegerät geführt, können 200 Packungen innerhalb einer Minute als angeliefert eingelesen werden.
Im Handel, in der Logistik, in Bibliotheken, für die Identifizierung von Haustieren und dergleichen werden sogenannte passive RFIDs eingesetzt, die keine Batterie enthalten. Sie erhalten die nötige Energie zum Auslesen der auf ihnen gespeicherten Daten durch das Feld des Lesegerätes. Die Reichweite, also die maximale Entfernung, aus der diese RFIDs derzeit ausgelesen werden können, beträgt acht bis zehn Meter.
Risiko durch eindeutige Nummer
Der Handel hat für die Logistik bisher Strichcode-Etiketten eingesetzt, deren Daten mit einem optischen Lesegerät erfasst werden können. Auf dem Strichcode steht eine Produktnummer, die sogenannte EAN. Bei RFIDs ist die EAN-Nummer elektronisch auf einem Chip gespeichert und kann berührungslos und ohne Sichtkontakt ausgelesen werden, was den Prozess beschleunigt. Außerdem hat jeder Chip eine einzigartige Nummer, den sogenannten EPC oder Electronic Product Code, wodurch jeder einzelne Artikel eindeutig identifizierbar wird.
Genau das macht Datenschützern und Verteidigern der Bürgerrechte im elektronischen Zeitalter Kopfzerbrechen. Wird zum Beispiel das RFID-Etikett, das an einem gekauften T-Shirt hängt, nicht entfernt oder deaktiviert, oder ist der Transponder gar im Kleidungsstück eingenäht, dann könnte der Käufer und Träger dieses T-Shirts jedes Mal beim Vorbeigehen an einem Lesegerät registriert werden - zumindest theoretisch.
Datenschützer fordern deshalb, dass Konsumenten informiert werden müssten, wo genau sich ein RFID-Transponder befinde, welche Daten darauf gespeichert seien und wie man ihn entfernen oder deaktivieren könne.
Es kommt darauf an, was man damit macht
Radio Frequency Identification grundsätzlich abzulehnen, wie manche Aktivisten in den USA es tun, wäre jedoch sehr verkürzt. Berührungslose RFID-Karten für den Schilift oder die Parkgarage, die schon seit längerem im Einsatz sind, sind sehr praktisch.
Near Field Communication (NFC) mit einem im Handy eingebauten RFID bietet seit kurzem die Möglichkeit, Fahrkarten für ÖBB und Wiener Linien, Lottoscheine oder Snacks am Bahnsteig zu kaufen und wird in Zukunft noch viel mehr leisten können. Die Selbstentlehnung in der Bibliothek mit RFID im Buchumschlag spart Zeit und das "Internet der Dinge", an dem geforscht wird, könnte viele bequeme Anwendungen bringen.
Wie bei jeder neuen Technologie geht es deshalb vor allem darum, zu wissen, wie sie funktioniert und welche Chancen und Gefahren sie hat. Die EU-Kommission arbeitet bereits an den ebenfalls notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen.
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Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 28. Jänner bis Donnerstag, 31. Jänner 2008, 9:30 Uhr