Sie geben uns beste Noten

Ö1 Radiotagebuch 2007

Regelmäßig gibt Ö1 ein Tagebuch in Auftrag, um ergänzend zum Radiotest eine qualitative Standortbestimmung zu erhalten. Zu den wichtigsten Ergebnissen zählen die positive Hörerbindung, die Verjüngung des Publikums und das Interesse an Wortsendungen.

In regelmäßigen Abständen macht Ö1 eine "Tagebuch-Untersuchung", um ergänzend zum Radiotest eine qualitative Standortbestimmung zu haben. Der Radiotest ist eine rein quantitative Messung, zeigt also die Reichweiten und Marktanteile der Radioprogramme bei verschiedenen Bevölkerungsgruppen.

Das ist wichtig, denn - wie bereits oft festgestellt - ein Sender, der nicht gehört wird, verfehlt seinen Zweck. Aber speziell für einen Sender wie Ö1 ist die Messung der Reichweite allein als "Beweis" für den Erfolg zu wenig. Bei Ö1 kommt es auch darauf an, wie wird das Programm vom eigenen Publikum aufgenommen, mit welcher Aufmerksamkeit werden Sendungen gehört und wie werden sie beurteilt.

Die Reichweite bei "bekennenden" Ö1 Hörerinnen und Hörern nennt man "Intensivreichweite" (IRW), den Grad der Aufmerksamkeit nennt man "Volle Zuwendung" (woraus sich dann der "Zuwendungsindex" errechnen lässt) und die Beurteilung wird mit einer Notenskala von 0 - 5 gemessen, wobei null die niedrigste und fünf die höchste Note darstellt. Und damit zu den Ergebnissen:

Die Noten

Der Notendurchschnitt aller 106 beurteilten Sendungen beträgt 4,4, was bei einer Höchstnote von 5 einen sehr hohen Wert darstellt. Die Noten von 77 Sendungen liegen bei 4,4 und darüber, nur 29 Sendungen haben Noten unter 4,4, und nur eine Sendung liegt unter 4,0. Das ist mit einer Note von 3,4 und wenig überraschend das "Kunstradio". Diese sehr kontroversiellen Inhalte sind einerseits schwer zu vermitteln, andererseits muss es auch Programmflächen geben, bei denen Reichweitenüberlegungen keine Rolle spielen.

Die höchstbewerteten Sendungen
Die zwölf am höchsten bewerteten Sendungen sind: "Contra", "Imago", "Menschenbilder", "Ambiente", "Betrifft: Geschichte", "Dimensionen", "Gedanken", "help", "Im Gespräch", "Literatur am Feiertag", "matrix" und "Mittagsjournal". Interessant ist, dass das unlängst eingestellte Ö1 Quiz "gehört. gewusst" offenbar sehr beliebt war und notenmäßig weit vorne liegt. Allerdings werden die an ihre Stelle getretenen "Gedanken" noch besser beurteilt. In Zukunft wird es beide Sendungen geben, das Quiz allerdings auf seinen alten Sendeplatz zurückkehren.

Der Zuwendungsindex
Die zwölf Sendungen mit dem größten Zuwendungsindex (Verhältnis Reichweite und Zuwendung) sind: "Menschenbilder", "Contra", "gehört. gewusst", "Guglhupf", "Nachtjournal", "Sonntagsjournal", Ö1 extra", "Salzburger Nachtstudio", "Morgenjournal", "Im Gespräch", "Betrifft: Geschichte" und "Abendjournal". Dabei ist interessant, dass "Ö1 extra", die Sendungen aus dem Programm des RadioKulturhauses, so aufmerksam verfolgt werden und für Ö1 ein Gewinn sind. Außerdem fällt auf, dass es sich größtenteils um längere Wortsendungen handelt, die Länge also nicht abschreckt.

Die Reichweiten
Die zwölf Sendungen mit der größten Reichweite sind: "Morgenjournal", "Kultur aktuell", "Mittagsjournal", "Morgenjournal II", "Guglhupf", "Leporello", "Guten Morgen Österreich", "Du holde Kunst", "help", "Ambiente" "Gedanken für den Tag" und "Patina". Weitere Musiksendungen liegen auf dem 15. ("Klassik-Treffpunkt"), 16. ("Pasticcio") und 20. Platz ("Matinee").

Selbstverständlich hängen hohe wie niedrige Reichweiten in erster Linie mit den "guten" oder "schlechten" Sendplätzen zusammen. Am Abend und in der Nacht werden geringere Reichweiten erzielt - egal was man spielt. Was die Musiksendungen betrifft, so ist ein deutlicher Wandel in den Hörgewohnheiten festzustellen. Waren früher Musiksendungen in Bezug auf Reichweiten und Noten eine "sichere Bank" und nur mit den Journalen in Reichweiten-Konkurrenz, so sind heute viele und durchaus anspruchsvolle Wortsendungen im Vormarsch. Das Berieselungsbedürfnis hat abgenommen - zumindest beim Ö1 Publikum. Die Verfügbarkeit von Musikkonserven hat stark zugenommen, während die Wortsendungen als originäre Leistungen eines Radioprogramms wahrgenommen werden. Es gibt viele Beispiele für Wortsendungen im Programm von Ö1, die intensiver genutzt werden als Musiksendungen.

Die Zusatzfragen
Ganz wichtig beim Radiotagebuch ist die Möglichkeit von Zusatzfragen, die uns wertvolle Antworten liefern. Zum Beispiel stellt sich heraus, dass unser Publikum im Morgenjournal Live-Studiogäste sehr gut findet und dass es bei der Fußball-Europameisterschaft überwiegend nur die Resultate hören will, nicht aber Live-Berichte.

Oder die idealen Sendelängen, die ein intensiver Streitpunkt unter den europäischen Kultursendern sind, weil vielfach behauptet wird, dass auch ein gebildetes Publikum nicht länger als ein paar Minuten konzentriert zuhören kann und will. Das Ö1 Publikum empfindet 60 Minuten als die ideale Länge von Musiksendungen und 45 Minuten für Wortsendungen. Und die Mischung von Wort- und Musiksendungen finden 78 Prozent unseres Publikums "gerade richtig". 66 Prozent finden "Wissenschafts- und Bildungssendungen auf Ö1" sehr wichtig.

Was das Angebot von "Qualitätsmusik jenseits der Klassik" betrifft, so gibt es für 16 Prozent zu viele derartige Sendungen; für 36 Prozent zu wenige. Und 47 Prozent finden das Angebot "gerade richtig".

Für fünf Prozent gibt es zu viele Wiederholungen auf Ö1, für 15 Prozent zu wenige und 55 Prozent finden die Menge an wiederholten Sendungen gerade richtig. Für 38 Prozent der Leute hat Ö1 zu wenige Kindersendungen, für 8 Prozent zu viele - und 50 Prozent finden die Menge gerade richtig.

80 Prozent des Ö1 Publikums haben einen "persönlichen Internetzugang". Das ist erstaunlich, weil der Durchschnitt in Österreich bei 70 Prozent liegt. Beim Tagebuch 2003 waren es übrigens nur 69 Prozent. 63 Prozent nutzen das Internet täglich oder fast täglich.

Insgesamt sind die Ergebnisse des "Radiotagebuchs 2007" also sehr zufriedenstellend. Aber um Erfolgsbeweis und Zufriedenheit geht es uns nicht in erster Linie, sondern die Ergebnisse sind eine wichtige Richtschnur für zukünftige Programmgestaltung und Schemaadjustierung, wie sie bei Ö1 für 2009 wieder vorgesehen sind.

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