Für eine bessere Welt

Geist über Materie

Die Wurzeln der Meditation liegen in der Religion. Doch die physiologische Wirkung ist naturwissenschaftlich messbar und unabhängig von religiösen Bekenntnissen und spirituellen Präferenzen. Was macht die Wirkung der Meditation aus?

Die Anfänge der Meditationsforschung reichen zurück bis ins frühe 20. Jahrhundert. Bill Bushell ist medizinischer Anthropologe und studiert seit 20 Jahren die Literatur über Meditationsforschung. Die allerersten Pioniere, so Bill Bushell, stammten aus Europa.

Die französische Ärztin Therese Brosse studierte Meditation schon in den 1930er-Jahren. Sie machte EKG-Aufzeichnungen von Meditierenden. Dann in den 1950er Jahren gab es wieder einen prominenten französischen Forscher, Henri Gastault. Er war ein führender Neurologe. Diese Leute machten den Anfang und kamen zu dem Schluss, dass Meditation positive Auswirkungen hat. Doch man hat ihnen kaum Beachtung geschenkt.

Tierversuche und transzendentale Meditation

Bensons eigene Anfänge in der Stressforschung beginnen Ende der 1960er Jahre. Da bemerkte er, dass der Stress eines Arztbesuches bei Patienten mit hohem Blutdruck zu noch höherem Blutdruck zu führen schien. In Tierversuchen konnte er nachweisen, dass Bluthochdruck eindeutig zu Schlaganfällen und Nierenleiden führen kann.

Das war 1968, auf dem Höhepunkt der Hippie-Zeit. Im selben Jahr reisten die Beatles nach Indien. Dort ließen sie sich von Maharishi Mahesh Yogi, in die Meditation einführen. Der Guru ist der Gründer der so genannten Transzendentalen Meditation, kurz TM genannt. Sie ist auch heute noch eine weit verbreitete Methode mit prominenter Gefolgschaft.

Bei TM wiederholt der Meditierende ein Mantra. Gedanken, die aufsteigen, ignoriert er. Es ergab für Herbert Benson keinen Sinn, dass dieses Prinzip, das zu tiefer Entspannung führt, nur der transzendentalen Meditation zugrunde liegen sollte. Er begann zu rechercherieren und stellte fest, dass die Wiederholung eines Wortes und das Ignorieren von aufsteigenden Gedanken ein universelles Merkmal von Entspannungstechniken in allen Kulturen ist.

Gesundheit und Leistung

In akademischen Kreisen war seine Forschung noch lange nicht hoffähig. Doch mittlerweile sei die Forschungsrichtung dabei, sich zu etablieren, meint Anne Harrington, Wissenschaftshistorikerin in Harvard

Die Studien konzentrieren sich auf Meditation und ihre Auswirkungen auf menschliche Gesundheit. Der zweite Schwerpunkt liegt auf den Vorgängen im Gehirn und inwiefern Meditation sich etwa eigne, durch verstärkte Konzentrationsfähigkeit die eigene Leistung zu steigern.

Meditieren für eine bessere Welt

Wenn Forscher heutzutage von veränderten Bewusstseinszuständen sprechen, dann untermauern sie ihre Thesen mit Daten der Hirnforschung. Versuche mit tibetanischen Mönchen, die sich in die Meditation des "vorbehaltslosen Mitgefühls" versenkten, ergaben einen drastischen Anstieg von Gamma-Wellen, was geistige Höchstleistung signalisiert.

Das heißt, Mitgefühl ist nicht nur gut für die Welt, sondern wirkt sich auch positiv auf den Meditierenden aus. Solche Ergebnisse, so Anne Harrington, passen zum Zeitgeist.

Meditieren um glücklich zu sein

Nicht nur die Vorstellung von einer besseren Welt durch Meditation interessiert den Westen. Der neueste Schrei ist Meditation als Mittel zum Glücklich werden. Auch das beruht zum Teil auf Ergebnisse aus der Hirnforschung. Bei meditierenden Mönchen leuchtete das Areal auf, das mit Wohlbefinden und Glücksgefühlen assoziiert ist.

Anne Harrington betrachtet den Glücksanspruch mit einer gewissen Skepsis. " Wir sollten uns auch davor hüten, Glück als neurologisches Phänomen zu betrachten. Menschen leiden nun mal und kämpfen sich durch. Doch vielleicht erwirbt man durch Meditation Bewältigungsmechanismen, die die Härte der Herausforderungen in einem Leben dämpfen. Vielleicht ist das eine Art von Glücklich sein."

Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 4. Februar bis Donnerstag, 7. Februar 2008, 9:30 Uhr