Der Irak - Teil 1

Geschichte eines umkämpften Landes

Selbstbestimmt war der Irak nur selten in seiner jüngsten Geschichte. Islamische Kalifen, Mongolen, Türken und Briten beherrschten den Irak vor den Amerikanern. In der republikanischen Periode litt die Bevölkerung unter der Herrschaft der Baath-Partei.

Den Schritt vom Jäger und Sammler zum Viehzüchter und Ackerbauern machte die Menschheit im Vorderen Orient. In Mesopotamien wurden das Rad, die Schrift und das Bier erfunden, aus Stadtstaaten wurden erstmals Weltreiche. Eine weitere Premiere dieser Kultur war die Zeitrechnung: man orientierte sich am Sonnenjahr und teilte dieses in 360 Tage ein.

Auch der aus der Bibel bekannte Garten Eden lag in Mesopotamien, am Unterlauf von Euphrat und Tigris. Die "Weltherrscher" dieser frühen Reiche sind uns heute bekannt, zu ihnen zählen König Gilgamesch von Uruk, Sargon von Akkad, Hammurabi von Babylon, oder der aus der Bibel bekannte Nebukadnezar mit seinem prächtig wieder auferstandenen Babylon und dem Turm zu Babel. Den Mythen von Babylon widmet der Louvre momentan eine große Ausstellung.

Bagdad die Stadt des Friedens

Im vierten vorchristlichen Jahrhundert eroberte Alexander der Große Mesopotamien. Er verstarb in Babylon, unter seinen Nachfolgern blieb Mesopotamien bis 83 vor Christus Teil des Hellenistischen Reiches. Aus den Jahren bis zur islamischen Eroberung 634 ist uns wenig bekannt, Mesopotamien geriet in eine Randlage, wirtschaftlich und politisch wurden die Gewichte nach Osten in den heutigen Iran verschoben.

Unter dem auch aus den "Geschichten aus 1001 Nacht" bekannten Kalifen Harun al Raschid wurde die 762 gegründete Stadt Bagdad zum Mittelpunkt der ganzen islamischen Welt und in kürzester Zeit zur reichsten Stadt der Welt. Schon kurz nach seiner Gründung sollen in Bagdad 700.000 Menschen gelebt haben, um 900 sollen es gar 900.000 gewesen sein. Nahezu alle Gelehrten des 9. und 10. Jahrhunderts waren zumindest eine Zeit lang in Bagdad, der "Stadt des Friedens", tätig.

Teil des Osmanischen Reiches

In der Zeit ihres ersten Niederganges, um das Jahr 1000, soll Bagdad nur mehr 125.000 Einwohner gezählt haben. Das Reich erwies sich einfach als zu groß, um es mit den verfügbaren Kommunikations-, Verwaltungs- und Verkehrstechniken dauerhaft zu kontrollieren. Als schwärzester Tag in der Geschichte Bagdads gilt bis heute der 20. Februar 1258. An diesem Tag wurde die Stadt nach zehntägiger Belagerung durch mongolische Truppen unter einem Enkel Dschingis Khans zerstört. Arabische Historiker berichten von über 800.000 Toten.

1534 wurde das Zweistromland dem Osmanischen Reich angegliedert. Türkische Paschas wurden von der Zentrale in Istanbul, von der "Hohen Pforte", eingesetzt, um die nunmehr osmanische Provinz Mesopotamien zu verwalten. Die türkischen Paschas waren mehr an der Ausbeutung der Bevölkerung interessiert als an einer nötigen Instandhaltung der jahrtausende alten Bewässerungskanäle im Land.

Autonomie und Verwüstung

Bereits im 17. Jahrhundert begann der Machtverfall des Osmanischen Reiches. Für den Irak bedeutete dies zwischendurch Phasen größerer Autonomie. Im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts wurde der Süden des Irak aber durch saudi-arabische Wahabiten-Krieger verheert, die einen radikal, als fundamentalistisch zu bezeichnenden Islam propagierten. Sie gingen besonders fanatisch gegen die irakischen Schiiten rund um Kerbala und Nadjaf vor.

Mandat es britischen Empire

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte der Irak wegen seiner Bodenschätze, seiner Getreidevorräte, seiner strategischen Lage und später auch wegen des Erdöls das Interesse der britischen Kolonialmacht. Aber auch die Deutschen versuchten, etwa durch den Bau der Bagdad-Bahn ab 1899 Einfluss zu gewinnen im Irak.

Im Ersten Weltkrieg kämpfte das Osmanische Reich an der Seite der Mittelmächte, 1918 gelang es britischen Truppen, die Kontrolle über das alte Mesopotamien zu übernehmen. Der Irak wurde zum Mandat des britischen Empire.

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Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 17. März bis Donnerstag, 20. März 2008, 9:30 Uhr