Die neuen Mitglieder

Welcome to the club

Vom 2. bis 4. April 2008 findet in Bukarest das zweite von drei NATO-Gipfeltreffen statt. Jaap de Hoop Scheffer, der Generalsekretär der North Atlantic Treaty Organization, beschreibt diese Gipfeltreffen als einen Meilenstein in der Transformation der NATO.

"Albanien nimmt in der Geschichte der Beziehungen zwischen der NATO und dem ehemaligen Ostblock eine Sonderstellung ein", äußerte sich einmal der ehemalige albanische Staatspräsident Alfred Moisiu. Albanien war mit seinem NATO-Beitrittswunsch im Dezember 1992 das erste Land der ehemals kommunistischen Staaten, das dem Bündnis beitreten wollte.

Dass dieser Wunsch mehr als 15 Jahre unerfüllt bleiben sollte und dass Tschechien, Polen, Ungarn, Estland, Lettland, Litauen, Bulgarien, Rumänien, die Slowakei und Slowenien - alle ehemalige Ostblock-Staaten - schon Mitglieder der NATO sind und damit Albanien in seinem Streben überholt haben, lässt Albaniens Freude gegenüber der NATO nicht kleiner werden.

De facto ein Bündnismitglied

Albanien hat noch immer "ein starkes emotionales Engagement mit dem Bündnis", wie das Moisiu so schön bezeichnet hat und man hofft, dass es diesmal mit dem Beitritt etwas wird. Nach seinen Worten kann man Albanien schon als einen NATO-Staat betrachten, weil Albanien "schon seit Jahren de facto wie ein Bündnismitglied auftritt".

Die heikle Lage der (jetzt Nachbar-)Republik Kosovo kann den Optimismus der Albaner vergrößern und die Chancen, dass Albanien ein NATO-Mitgliedstaat werden wird, angesichts der Kosovo-Situation tatsächlich noch weiter steigern.

In dieser Runde der NATO-Erweiterung sind auch Mazedonien und Kroatien dabei.

Mazedonien

Was für Albanien ein Vorteil ist, könnte für den anderen Bündnismitgliedskandidat, Mazedonien, ein Hindernis sein. Die größte mazedonische Demokratische Partei der Albaner (DPA) ist am 12. März 2008 aus der Regierungskoalition ausgetreten. Mit 25 Prozent der mazedonischen Population sind Albaner die zweitgrößte Volksgruppe in Mazedonien. Obwohl sehr oft zu hören ist, dass Mazedonier und Albaner einander beiderseits akzeptierten und einen "modus vivendi" gefunden haben, stellt sich immer die Frage, ob man sich wirklich diesen Zustand auf eine lange Dauer erhoffen kann.

Merkwürdigerweise spricht kaum jemand über die Möglichkeit, dass einmal die Albaner aus allen drei nahe gelegenen Staaten mit albanischer Population - Albanien, die Republik Kosovo und die Albaner aus Mazedonien - nicht auf die Idee kommen, einen gemeinsamen Staat zu schaffen, sozusagen ein Groß-Albanien. Was in diesem Falle in Mazedonien passieren könnte, kann man sich leicht ausmalen. Als wäre das noch nicht genug, schien die schon seit der Unabhängigkeit bestehende Frage über den Namen des Staates als das größte Hindernis für den mazedonischen NATO-Beitritt. Mazedonier und Griechen können sich noch nicht über den Namen einigen und wenn keine für die Griechen zufriedenstellende Lösung gefunden wird, droht Griechenland mit dem Veto zur mazedonischen NATO-Mitgliedschaft.

Kroatien

Kroatien könnte sich als fast sicheres Mitglied der NATO fühlen. Schon vor dem Gipfeltreffen in Bukarest wurde bestätigt, dass Präsident Bush nach Bukarest Kroatien besuchen wird. Für den kroatischen Prämierminister Sanader ist der voraussichtliche NATO-Beitritt eine gute Möglichkeit, die Verzögerung der Verhandlungen mit der EU vor seinen Bürger zu kaschieren. Nach vielen Meinungsumfragen sind mehr als 60 Prozent der Kroaten für den NATO-Beitritt.

Obwohl einige kleineren Gruppen von Anti-NATO-Aktivisten mit ihren Fakten, die gegen die NATO sprechen, sehr bemüht sind, ihren Mitbürgern die Nachteile des Beitritts aufzuzeigen, so scheint es, dass rationale Erklärungen in dieser Sache kaum einen Wert haben. Hier spielt die Kosovo-Frage auch eine sehr bedeutende Rolle. Es ist immer noch nicht klar, wie sich Serbien in Zukunft verhalten wird. Im Grunde genommen ist Bosnien Herzegowina so ein großes, noch nicht gelöstes Problem, wie es Kosovo einmal war - und noch immer ist.

Das Gefühl, im Club zu sein

In der Zeit des "realen Sozialismus" war die NATO ein Gespenst des Westens. Die sozialistischen Staaten hatten ihre militärischen Gegenspieler - den Warschauer Pakt. Nach dem Zerfall des "Ostblocks" flohen die ehemaligen Verbündeten aus ihrem "Pakt" und landeten unter dem Schirm ihres Gespenstes, also der NATO. Das war auch ein Beweis, dass sie nicht mehr zum großen Bruder Sowjetunion gehörten.

Fast wie bei Privatpersonen, die irgendwelche für sie wertvolle Mitgliedschaften anstreben, kann man bei den Staaten eine vergleichbare Sucht finden. Um sich wichtiger und besser zu fühlen, muss man in einem angesehenen Club Mitglied sein. Die Mitgliedschaft bei einer wichtigen Organisation wie der NATO oder der EU zeigt den eigenen Bürger, wie gut ihre Politiker ihre Arbeit ausüben. Man misst damit, wie weit sich das eigene Land vom Sozialismus entfernt hat. Dass man selbst früher zu einem Club gekommen ist als die anderen, ist gut für die Selbstzufriedenheit.

In diesem Sinne irren die Aktivisten, die mit Fakten gegen die NATO protestieren. Hier geht es nicht um rationale Gründe. Es geht um Ängste und um ein Gefühl, Mitglied des Clubs zu sein.