Die Hilfe-Konzerne der Kirchen

Caritas und Diakonie

Die Caritas der katholischen Kirche und die Diakonie der evangelischen Kirche haben bereits die Größe von Industriebetrieben erreicht. Der Umsatz der Caritas beträgt knapp 430 Millionen Euro im Jahr, jener der die Diakonie ist rund halb so hoch.

An vier Standorten in Österreich betreibt die Caritas Carla-Läden, bei denen man Sachspenden abgeben kann. Diese werden gratis an Bedürftige weitergegeben oder zu günstigen Preisen in den Carla-Läden verkauft.

Ehrenamtliche Wertschöpfung
Noch wichtiger als Sachspenden sind jedoch Geldspenden. 2006 hat die Caritas rund 37 Millionen Euro an Spenden erhalten. Laut Caritas-Präsident Franz Küberl kommt der Großteil von einem Spenden-Euro den Betroffenen zugute, nämlich 92,5 Cent. Die Wirkung eines Spenden-Euro sieht Küberl doppelt so hoch, durch die Leistungen ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie durch effiziente Verwaltung. Spenden werden vor allem für die Auslandshilfe und für die Armutsbekämpfung eingesetzt.

Mehrere Geldquellen
Spenden sind nicht der Hauptbestandteil der Einnahmequelle der Hilfsorganisationen. Caritas-Präsident Franz Küberl schlüsselt auf:
Mehr als die Hälfte zahlt die öffentliche Hand als Kostenersatz für soziale oder Pflegedienste. 17 Prozent entfallen auf Zuzahlungen durch Privatpersonen, etwa in Seniorenheimen. Auch Obdachlose müssen etwas bezahlen, wenn sie bei der Caritas übernachten und Geld haben. 35 Millionen Euro entfallen auf Subventionen, ebenso viel auf Spenden und 30 bis 40 Millionen Euro kommen aus Beiträgen der Kirche. Spenden machen also knapp neun Prozent der Gesamteinnahmen aus.

Ähnliches Bild bei der evangelischen Kirche

Die prozentuelle Aufteilung der Einnahmequellen ist bei der Diakonie ähnlich, allerdings steht der Diakonie nur rund die Hälfte des Geldes zur Verfügung, das die Caritas hat. Laut Direktor Michael Chalupka sind es rund 220 Millionen Euro.

Unterschiedlich ist die Struktur der beiden Organisationen. Während die Caritas aus eigenständigen Organisationen mit eigener Finanzverwaltung in den neun österreichischen Diözesen sowie der Caritas Österreich besteht, hat die Diakonie keine Länderstruktur. Der Diakonie gehören 31 Organisationen an, die mit gemeinsamen Regeln unter dem Dach der Diakonie arbeiten.

Die Diakonie hat rund 5.600 angestellte und Hunderte freiwillige Mitarbeiter. Bei der Caritas sind fast doppelt so viele Menschen angestellt, die Zahl der ehrenamtlichen Mitarbeiter beträgt inklusive den Helfern in den Pfarren rund 28.000. Die hohe Zahl an unbezahlten Mitarbeitern ermöglicht es der Caritas, besonders kostengünstig zu agieren. Die Caritas hat einen Verwaltungsaufwand von rund 7,5 Prozent, bei der Diakonie liegt er - je nach Projekt - jedenfalls unter 20 Prozent.

Spenden mit und ohne Gütesiegel
Nach Skandalen bezüglich einer missbräuchlichen Verwendung von Spenden wurde vor ein paar Jahren das sogenannte Spendengütesiegel eingeführt, das eine ordentliche Buchführung der Organisationen beurteilt, nicht jedoch die inhaltlichen Schwerpunkte der Projekte. Sowohl die Caritas als auch die Diakonie lassen ihre Buchführung von Wirtschaftsprüfern durchleuchten und veröffentlichen diese in Jahresberichten. Die Diakonie führt ein Spendengütesiegel, die Caritas nicht, wiewohl sie alle Kriterien dafür erfüllen würde. Präsident Küberl sagt, ordentliche Gebarung sei selbstverständlich, das Gütesiegel wäre eine unnötige Ausgabe.

Seit langem fordern die Hilfsorganisationen, dass Spenden steuerlich absetzbar sind. Bisher ohne Erfolg. Jetzt hoffen sie auf die nächste Steuerreform.

Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 21. März 2008, 9:45 Uhr

Links
Caritas
Diakonie
Institut für Spendenwesen