Johannes Sachslehners Biografie über Amon Göth

Der Tod ist ein Meister aus Wien

Wer Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste" gesehen hat, wird sie schwerlich vergessen, die Figur des sadistischen KZ-Kommandanten Amon Göth. Der österreichische Historiker Johannes Sachslehner hat nun eine Biografie über ihn vorgelegt.

Günter Kaindlstorfer spricht mit Johannes Sachslehner

Wer Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste" gesehen hat, wird sie schwerlich vergessen, die Figur des sadistischen KZ-Kommandanten Amon Göth. In Spielbergs Film macht sich Göth, Kommandant des KZ Plaszow in Polen, einen Spaß daraus, Häftlinge von seinem Balkon aus mit dem Gewehr einfach abzuknallen. Unter den monströsen Kommandanten deutscher Konzentrationslager war der gebürtige Wiener Amon Göth sicher einer der monströsesten.

Einer der Schlimmsten

Er inszenierte sich gern als Gentleman, als elegant gekleideter Bonvivant, der die Wiener Kaffeehäuser unsicher machte: Amon Leopold Göth, Verlegersohn aus Wien-Gumpendorf, den die Zeitgeschichte als einen der schlimmsten Mörder des an Brutalitäten wahrlich nicht armen NS-Terrorsystems kennt. Der Wiener Historiker Johannes Sachslehner hat im Styria-Verlag nun die erste große Biografie des sadistischen KZ-Kommandanten vorgelegt. Amon Göth übertraf die an sich schon monströsen Kommandeure anderer Konzentrationslager noch an Monstrosität, meint Sachslehner im Gespräch: "Ich glaube, dass er sich von anderen Kommandanten deutlich unterscheidet, (...) er war einer, der persönlich und eigenhändig getötet hat. Das ist auffällig."

Geboren wurde Amon Göth im Dezember 1908 als Sohn einer streng katholischen Buchhändler- und Verlegerfamilie in Wien. In den 1920er Jahren, als Oberrealschüler, beginnt sich der überzeugte Antisemit für den Nationalsozialismus zu begeistern. 1931 tritt er in die SS ein. Nach dem "Anschluss" Österreichs macht Göth rasch Karriere. Im Februar 1943 übernimmt er die Leitung des späteren KZs Plaszow, kurz darauf leitet er auch die brutale Liquidierung des Ghettos von Krakau.

Göth im Film

Johannes Sachslehner hat die in vielem typische Karriere des SS-Mörder Amon Göth penibel recherchiert. Er setzt sich auch mit Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste" auseinander, einem Film, durch den Amon Göth eine gewisse, kulturindustriell vermittelte Berühmtheit erlangt hat.

Frage an Johannes Sachslehner: Wie eng hielt sich Spielberg an die historischen Fakten? "Der Film arbeitet natürlich mit den dramaturgischen Mitteln des Kinos, wobei die Fantasie des Regisseurs Szenen schafft", so Sachslehner.

Zynische "Events" inszeniert

Johannes Sachslehner zeichnet Amon Göth in seiner Biografie als sadistischen Showman, der es liebte, Hinrichtungen, Morde, Liquidierungen als zynische "Events" zu inszenieren. "Er hat sich als Wiener Kulturmensch gesehen", meint Sachslehner, "das heißt, die richtige passende Musik war wichtig für eine Selektion."

Johannes Sachslehner hat jede Menge Quellenmaterial aufgearbeitet für sein Buch, er hat Archive durchforstet und überlebende Zeitzeugen interviewt. Herausgekommen ist eine in jeder Beziehung überzeugende Biografie. Auch wenn die Lektüre des Bandes streckenweise schwer erträglich ist, so beleuchtet sie doch ein wissenschaftlich bisher überraschend unterbelichtetes Kapitel der Geschichte des "Dritten Reichs".

Hör-Tipp
Kontext, jeden Freitag, 9:05 Uhr

Buch-Tipp
Johannes Sachslehner, "Der Tod ist ein Meister aus Wien", Styria Verlag

Link
Styria Verlag - Der Tod ist ein Meister aus Wien