Im internationalen Konzertleben verankert

Alice Sara Ott, Pianistin

Sie wusste schon mit drei, dass sie Pianistin wird: Alice Sara Ott, Jahrgang 1988, seit 2000 Jungstudentin an der Mozarteum-Uni Salzburg. Heuer präsentierte das Ausnahmetalent zum Chopin-Jahr eine neue CD. Am 28. April 2010 wird Ott im Wiener Konzerthaus zu hören sein.

Alice S. Ott im "Intrada"-Porträt vom 9. Mai 2008

"Bei uns zuhause stand der Flügel meiner Mutter, aber sie wollte nicht, dass ich wie sie Pianistin werde. Denn sie weiß, wie hart dieser künstlerische Beruf ist. Als ich etwa drei Jahre alt war, nahmen mich meine Eltern in ein Konzert mit. Ich war damals so von der Musik begeistert, dass ich danach zu meiner Mutter sagte: Mama, ich werde einmal Pianistin.

Sie dachte zunächst, dass es nur ein Hirngespinst sei. Aber nachdem ich ein Jahr gebettelt habe, meinte mein Vater schließlich, ich solle doch Klavier spielen lernen. Und so bekam ich mit vier Jahren meinen ersten Unterricht in München", erzählt Alice Sara Ott, gebürtige Münchnerin deutsch-japanischer Abstammung, Jahrgang 1988, die seit 2000 Jungstudentin bei Karl-Heinz Kämmerling an der Mozarteum-Universität in Salzburg ist.

In etwa zwei Jahren wird die gefragte Nachwuchs-Pianistin mit dem Vollstudium in Salzburg beginnen.

Zunächst hatte die junge Musikerin, die zu den größten pianistischen Nachwuchshoffnungen zählt, privaten Unterricht. Für ihre Entwicklung wurde schließlich ein Wechsel notwendig: "Ich wusste, dass Professor Kämmerling, der ja international bekannt ist, zu den ganz großen Lehrern zählt. Damals hörte ich aber, dass er seine Klasse verkleinern wollte und keine Schüler mehr aufnahm. Durch eine Bekannte, die bei ihm studiert, kam ich schließlich in Kontakt mit ihm und durfte vorspielen - und kurz danach kam ich ans Mozarteum", berichtet Ott.

Das Ö1 Magazin "Intrada" präsentierte das Ausnahmetalent in seiner Sendung am 9. Mai 2008.

Die Klanggewalt des Klaviers

"Es ist ja kein Melodie-Instrument wie die Geige oder das Cello - das Klavier ist ja sozusagen ein ganzes Orchester. Und diese Wucht des großen Klangs hat mich schon immer fasziniert. Man sagt ja, dass sich das Instrument die Spielerin oder den Spieler aussucht - und wir passen charakterlich einfach ideal zusammen", beschreibt Ott ihre Beziehung zum Klavier.

Von Mozart bis Ravel

"Es ist mir wichtig, eine große Bandbreite bei meinem Repertoire zu haben. In jungen Jahren sollte man sich noch nicht spezialisieren, denn die Klavier-Literatur ist ja unglaublich groß", berichtet Ott, deren Repertoire von Mozart bis Ravel reicht.

"Im Moment spiele ich sehr viel Liszt und habe kürzlich alle zwölf 'Etudes d'exécution transcendante' aufgeführt. Und ich bin dabei, die Chopin-Walzer zu lernen. Im Konzert-Bereich gehe ich auf das 5. Beethoven-Klavierkonzert zu und spiele sehr viele russische Komponisten: so unter anderem Rachmaninows Paganini-Rhapsodie, sein 2. Klavierkonzert sowie das 1. Tschaikowski-Klavierkonzert", so Ott, die eine besondere Affinität zu Liszt hat.

Im Wiener Konzerthaus am 28. April 2010

Am 28. April 2010 wird Alice Sara Ott im Wiener Konzerthaus mit Werken von Chopin, Brahms und Beethoven zu hören sein.

Am 18. Februar gastierte Ott im Auditorium du Louvre in Paris mit einem Recital mit Werken von Beethoven und Chopin. Davor war sie in der Tonhalle Zürich zu hören, wo sie mit dem Züricher Kammerorchester unter Muhai Tang Werke von J.S. Bach spielte. Und am 13. Februar gab die junge Pianistin ein Konzert mit dem Royal Stockholm Philharmonic Orchestra unter Sef Sakari Oramo, bei dem sie Tschaikovskys Klavierkonzert Nr. 1 spielte

CD mit Walzern zum Chopin Jahr 2010

Und Anfang dieses Jahres brachte Alice Sara Ott bei der "Deutschen Grammophon" (DG) eine CD mit sämtlichen Walzern von Frederic Chopin anlässlich seines 200. Geburtstages, der sich heuer jährt, heraus.

Im Frühjahr 2009 erschien, ebenfalls bei DG, ihre Einspielung von Liszts "Etudes d'exécution transcendante".

2009 Debüt in der Münchner Philharmonie
Und im Februar 2009 ging für Ott ein Kindheitstraum in Erfüllung:

"Dass ich in der Münchner Philharmonie mit den St. Petersburger Symphonikern unter Alexander Dmitrijew spielen durfte", so die Ausnahmepianistin, die mit dem Orchester davor auch in St. Petersburg und danach zwei Mal im Salzburger Festspielhaus auftrat. Auf dem Programm standen Rachmaninovs Rhapsodie auf über ein Thema von Paganini sowie Liszts Klavierkonzert Nr. 1.

Liszt-Etüden im Neuen Mozarteum

Am 8. Juni 2008 gab Alice Sara Ott einen Klavierabend im Solitär des Neuen Mozarteums, bei dem sie Franz Liszts "12 Etudes d'execution transcendante" spielte.

Knapp davor absolvierte die junge Pianistin eine Japan-Tournee, danach gastierte sie in Kiew mit Rachmaninows Paganini-Rhapsodie und trat dann beim Davos Festival in der Schweiz auf. Im Herbst 2008 folgte dann eine weitere Japan-Tournee.

Erfolgreiches Einspringen für Murray Perahia

Und unmittelbar vor Beginn ihrer damaligen Japan-Tournee sprang Ott kurzfristig für einen prominenten Kollegen ein: am 12. Mai 2008 gab sie statt Murray Perahia in Basel einen Klavierabend.

"Ich kam gerade nach Hause und wollte für meinen Flug nach Japan am Sonntag packen, als ich einen Anruf erhielt, ob ich nicht für Murray Perahia in Basel einspringen könnte. Natürlich habe ich mich sehr darüber gefreut", so die gefragte Pianistin.

Und dieses Konzert bescherte Ott auch einen großen Erfolg: "Mit den 'transzendentalen', an Schwierigkeiten alles übersteigenden Liszt-Etüden reißt sie dann das Publikum von den Stühlen - Standing Ovations gehören bei den Basler Solistenabenden zu den Ausnahmen. Die zyklische Aufführung ist schon im Aufnahmestudio ein Wagnis, nur wenige der großen Pianisten sind es je eingegangen. Live besitzt sie geradezu Seltenheitswert. ( … )", berichtete die "Basler Zeitung".

Ein ständiges Wachsen

"Natürlich ist zunächst die Lernphase wichtig, die Technik sowieso. Ebenso ist es das Wissen um die Hintergründe, wie ein Werk entstanden ist. Ich glaube aber, dass das wirkliche Wachstum eines Stückes erst auf dem Podium beginnt, wo man es erstmals vor Publikum spielt. Denn in diesem Moment kommen so viele Aspekte dazu, die im Alltag und beim Üben nicht vorhanden sind. Und daran reift und wächst das Stück - und ich reife und wachse mit ihm", erläutert Ott ihren künstlerischen Zugang.

Internationale Erfahrung

Seit seinem 15. Lebensjahr hat das Ausnahmetalent bereits in zahlreichen Konzertsälen Deutschlands, Europas sowie in Japan musiziert und ist ebenso bei Festivals aufgetreten:

"Ganz große Erlebnisse waren für mich, dass ich im Herkulessaal in München spielen durfte, im Concertgebouw Amsterdam sowie mit dem Tonhalle Orchester unter David Zinman. Und 2007 durfte ich in der Suntori Hall, dem bekanntesten und beliebtesten Konzertsaal Japans, spielen. Das war eine ganz große Ehre für mich", berichtet Ott.

Bei Agentur Concerto Winderstein

Seit 2006 wird die erfolgreiche Pianistin von der Münchner Agentur Concerto Winderstein vertreten, wie sie erzählt: "Das ist sehr wichtig für mich, denn ich weiß, wie schwer es für junge Künstler ist, Fuß zu fassen."

Erste CD als "fulminante Visitenkarte"

Bereits 2004 brachte Alice Sara Ott ihre erste CD heraus - als "fulminante Visitenkarte", wie die "Süddeutsche Zeitung" ihre erste Einspielung hervorragend beurteilte. Und fand mit ihrer Einspielung große Resonanz in Europa und Japan.

"Auch mit 80 noch musizieren"

Eine kometenhafte Karriere im Blitztempo strebt die leidenschaftliche Pianistin, die von der Stiftung zur Förderung von Kultur und Wissenschaft der Centrum Bank in Liechtenstein mit einem Steinway-Konzertflügel gefördert wird, keineswegs an.

Und der Zukunftswunsch der jungen Künstlerin, die trotz aller Erfolge bescheiden geblieben ist? "Ich möchte als Mensch und als Musikerin reifen. Mein größtes Ziel ist es, dass ich mit 70 oder 80 immer noch auf dem Podium sein und mit den Menschen durch die Musik kommunizieren kann", so Alice Sara Ott.

Service

Mehr zu Konzerten, Tourneen, Festivals, Preisen und Förderungen von Alice Sara Ott in oe1.ORF.at

Kontakt
Alice Sara Ott

CD-Tipps
Alice Sara Ott, Chopin Complete Waltzes, Deutsche Grammophon, CD 477 8095, auch als Download verfügbar, Erscheinungsdatum: Jänner 2010

Alice Sara Ott, Franz Liszt, Etudes d'exécution transcendante, Deutsche Grammophon, CD |D|D|D| 000289 477 8362 6 |G|H|, Erscheinungsdatum: Mai 2009

Alice Sara Ott, Werke von Franz Liszt, ram 50402

Links
Universität Mozarteum Salzburg
Centrum Bank-Stiftung - Musik und Kultur
Deutsche Stiftung Musikleben - Alice Sara Ott
Louvre - Auditorium: Concert Alice Sara Ott
Alice Sara Ott
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