Was macht die Moschee zur Moschee?

Sakrale Architektur in Islam und Christentum

Österreich garantiert staatlich anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften die freie Ausübung ihres Bekenntnisses. Kirchen gehören zum Ortsbild, wenn es sich aber um den Bau neuer Moscheen handelt, gehen die Wogen der Emotionen hoch.

"Das wichtigste Gemeinsame einer Kirche und einer Moschee ist meiner Meinung nach, dass man sich dort an den einen Gott wendet", sagt der muslimische Soziologe und Imam Mouhanad Korchide. Neben dem persönlichen Gebet ist für ihn die soziale Komponente, die Gemeinschaft der Gläubigen und das gegenseitige Unterstützen in Notsituationen eine weitere prägende Gemeinsamkeit.

Die Kirche im Dorf lassen

Begegnungen mit Gott können prinzipiell überall stattfinden. Kirchen, Tempel und Moscheen bieten für diese Begegnungen einen speziellen Rahmen und Raum. Die architektonischen Formen sind unterschiedlich und haben sich im Lauf der Jahrhunderte verändert.

Und auch die Landschaft verändert sich langsam. Im weitgehend christlich geprägten Europa gehören Kirchtürme als sichtbares Zeichen eines Gotteshauses seit Jahrhunderten zum Ortsbild. Beim geplanten Bau neuer muslimischer Gebetsräume und Moscheen mit Kuppeln und Minaretten gehen trotz der garantierten freien Ausübung des Islam in unserem Land die Emotionen hoch.

Die Zeichen der Heimat

"Aus theologischer Sicht spielt weder die Kuppel noch das Minarett eine Rolle", sagt Mouhanad Korchide. Das Minarett hat die Funktion, dass der Gebetsruf des Muezzins von oben besser gehört werden kann, erklärt der 36-jährige Imam.

Die architektonische Form einer Moschee kann sehr unterschiedlich sein. Vor allem in nicht-muslimischen Ländern werde aber die vertraute Form mit Kuppeln und Minaretten im orientalischen Stil für die Muslime in der Fremde zum Zeichen von Heimat.

Die Moschee ist für Muslime ein ritueller Ort des gemeinschaftlichen Gebets. Aber auch ein Ort der politischen und rechtlichen Wertevermittlung sowie ein sozialer Treffpunkt.

Wesentliche Elemente von Moscheen

Als erste Moschee im architekturhistorischen Sinn und als Vorbild für alle Moscheen der islamischen Welt gilt das Haus des Propheten Mohammed in Medina. Moscheen haben in unterschiedlichen Ländern sehr unterschiedliche architektonische Erscheinungsformen. Einige wesentliche Aspekte sind allerdings unverzichtbar.

"Wichtig ist die Ausrichtung nach Mekka", sagt Mouhanad Korchide. Er ist Soziologe und als Assistent am religionspädagogischen Institut an der Universität Wien zuständig für die Ausbildung islamischer Religionslehrer an öffentlichen Schulen. Mouhanad Korchide lebt seit 16 Jahren in Wien.

Die Eltern des heute 36-jährigen Imams stammen aus Palästina und lebten viele Jahre lang als Flüchtlinge im Libanon. Dort hat Mouhanad Korchide Islamwissenschaften studiert; in Wien studierte er Soziologie. Die Kennzeichnung der Gebetsrichtung und die Empore für den Muezzin sind die wichtigsten inneren architektonischen Kennzeichen einer Moschee. Teppiche, Waschräume und die Möglichkeit, die Schuhe abzustellen, sind weitere wichtige Elemente.

Brennpunkt Bad Vöslau

Vor wenigen Wochen wurde in Bad Vöslau in Niederösterreich mit dem Bau eines türkischen Kulturzentrums begonnen. 10 Prozent der etwa 11.000 Einwohner von Bad Vöslau sind Muslime mit meist türkischen Wurzeln. Vor zwei Jahren wandten sich Vertreter des türkischen Vereins ATIB an den österreichischen ortsansässigen Zivilingenieur Werner Kosa mit der Bitte, den Bau eines türkischen Kulturzentrums zu realisieren und legten ihm einen in der Türkei entworfenen Plan vor.

"Am Anfang gab es diesen Plan mit vielen Kuppeln und weithin sichtbaren Minaretten", erzählt Werner Kosa. Dieser erste Plan löste im niederösterreichischen Bad Vöslau eine heftige Diskussion quer durch alle Parteien und Bevölkerungsschichten aus. Schließlich griff man zum Mittel der Mediation. 30 Planvarianten später kam es zur gütlichen Einigung.

"Jetzt besteht durchaus die berechtigte Hoffnung, dass es ein Miteinander und nicht ein Nebeneinander wird", sagt Werner Kosa. Jetzt hätte "die jeweils andere Seite" auch konkrete Gesichter und Namen, man habe einander kennen gelernt und könne nun viel besser miteinander reden. "Es liegt jetzt an uns nicht-muslimischen Bad Vöslauern, das türkische Kulturzentrum nach seiner Eröffnung zu nutzen", sagt der Zivilingenieur.

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Hör-Tipp
Logos, 5. April 2008, 19:05 Uhr