Gabriele und Rainer Huß

Bratsche und Tuba im Duo

Sie haben einander im Orchester des RSO Wien kennen und lieben gelernt: Gabriele und Rainer Huß. Bald entstand der Wunsch, gemeinsam zu musizieren. Doch für Instrumente Bratsche und Tuba gab's keine Literatur. Die haben sie sich nun selbst geschaffen.

Spielt Streitkultur in der Kammermusik eine Rolle?

Es gibt Instrumentenkombinationen, die sind so ungewöhnlich, dass noch kein Komponist auf die Idee gekommen ist, für sie Stücke zu schreiben. Bratsche und Tuba ist so eine Kombination. Was tun, wenn man nun in dieser Duo-Besetzung gemeinsam musizieren will? Gabriele Huß, Bratschistin beim RSO Wien und ihr Ehemann Rainer Huß, Tubist im selben Orchester hatten diesen dringenden Wunsch.

Ihren Plänen ist man zunächst mit Skepsis begegnet. "Anfangs wurden wir belächelt", gesteht Gabriele Huß. Niemand habe sich vorstellen können, dass das funktionieren kann. "Wir haben uns anfangs auch nicht getraut an die Öffentlichkeit zu gehen." Ihr erstes öffentliches Konzert in der Schule ihres jüngsten Sohnes gab ihnen Sicherheit: "Wir sind später auf der Straße von Menschen angesprochen worden, die gesagt haben: Das ist so schön gewesen, das hat uns so gut gefallen. Dann haben wir uns gedacht: Na das könnte ja vielleicht funktionieren - und sind in diese Richtung weiter gegangen."

Skepsis auch bei Komponisten

Doch Musikstücke für die Besetzung gab es überhaupt keine, so Huß. Man behalf sich zunächst mit Duos für ein hohes und ein tiefes Melodieinstrument. "Wir haben dann begonnen, Komponisten direkt anzusprechen, Stücke für uns zu komponieren", erzählt Huß. Doch auch sie hätten sich nicht vorstellen können, dass diese Duoform funktioniert.

"Der erste, der wirklich für uns etwas komponiert hat, war mein Vater", erzählt Gabriele Huß. Es sollte die letzte Komposition sein, die Augustin Kubizek fertig stellen konnte, da es ihm nach einem Schlaganfall nicht mehr möglich ist, zu komponieren. "Ich freue mich sehr, dass wir das heuer aufnehmen konnten. Mein Vater wird heuer 90 Jahre alt und das Stück ist finde ich sehr schön geworden. Wie er uns beide wahrgenommen hat, ist in diesem Stück widergespiegelt.

Repertoire-Erweiterung durch Bearbeitungen
Auch Kurt Schwertsik hat für die Bratschistin und den Tubisten, die seit Anfang der 1990er Jahres Mitglieder des RSO Wiens sind, ein Stück geschrieben: "Equi-libri-stique".

Rainer Huß betätigt sich als kreativer Bearbeiter bekannter Stücke, um das Repertoire für Bratsche und Tuba zu erweitern. Auch Konzerte hat Rainer Huß arrangiert - etwa Mozarts "Sinfonia concertante" (eigentlich für Violine und Viola) oder Bachs Doppelkonzert für zwei Geigen.

So besteht die Bratsche klanglich
Erdrückt die Tuba nicht die Bratsche klanglich? "Da sind wir gleich bei den Vorurteilen", lacht Huß. "Es kommt drauf an, wie man das Instrument handhabt. Es hilft sehr, dass die Klangfarben von Tuba und Bratsche deutlich zu unterscheiden sind. Man muss auf diese spezielle Konstellation beim Spielen Rücksicht nehmen." So spielen wie bei einer Prokofjew-Symphonie könne er da natürlich nicht: "Aber da hab ich auch ein anderes Instrument. Ich spiele hier mit einer relativ kleinen Tuba."

Der klangliche Umgebung sei naturgemäß eine andere als im Orchester, erzählt Gabriele Huß: "Das ist eine sehr spannende Geschichte. Die Tuba hat ein besonderes Charakteristikum: Der Klang kommt oben auf dem Schallbecher heraus und fällt links und rechts wie eine Kugel herunter. Wenn ich innerhalb oder am Rand dieser Kugel stehe, habe ich keine Chance, mich selbst zu hören. Da habe ich am Anfang nicht so gut damit umgehen können. Mittlerweile weiß ich: Ich muss mich außerhalb dieser Kugel stellen."

Hör-Tipp
Intrada, Freitag, 23. Mai 2008, 10:05 Uhr