Kampf um Pressefreiheit in Südosteuropa

Druck durch Beobachtung

Die Medienorganisation SEEMO - mit Sitz in Wien - widmet sich dem Kampf um Pressefreiheit in den Ländern Südosteuropas. Immer wieder werden dort Journalisten bedroht und sogar ermordet. SEEMO fordert die lückenlose Aufklärung dieser Fälle.

Beim Treffen des International Press Institute (IPI) im Oktober 2000 in der kroatischen Hauptstadt Zagreb, beschlossen die Repräsentanten und Repräsentantinnen von 23 Medien-Organisationen aus Südosteuropa, die Tochterorganisation SEEMO ins Leben zu rufen.

Als Sitz der neu gegründeten Organisation wurde Wien ausgewählt, ihre Hauptaufgabe sollte der Kampf um die Pressefreiheit in südosteuropäischen Ländern sein, erklärt ihr Generalsekretär Oliver Vujovic, denn Journalisten und Journalistinnen in Südosteuropa arbeiten unter schwierigen - und manchmal auch gefährlichen - Bedingungen.

Journalismus in Südosteuropa

"Die Lage ist noch immer sehr problematisch", betont Vujovic, "immer wieder werden Journalisten und Journalistinnen bedroht oder gar ermordet. Viele dieser Fälle werden nicht aufgeklärt." So sind etwa drei Mordfälle an Journalisten in Serbien nach wie vor ungeklärt. In Kroatien wiederum wurde vor einem Jahr Dusan Miljus von der kroatischen Zeitung "Jutarnji list" ("Morgenblatt") bei helllichtem Tag auf offener Straße zusammengeschlagen. Die Täter wurden niemals gefasst, beklagt Oliver Vujovic: "Eine unsere Hauptaktivitäten liegt darin, dass wir versuchen, Journalisten zu schützen und Druck auszuüben, damit diese Fälle aufgeklärt werden."

Wien als Standort

Dass SEEMO in Wien ihren Sitz hat, ist für Vujovic kein Zufall. Um nicht in den Verdacht der regionalen Parteilichkeit zu kommen, musste man einen neutralen Ort finden, der für alle Beteiligen in der Nähe liegt und der auch für alle einen gemeinsamen Wert hat. "Wien ist", scherzt Vujovic, "wie in der Monarchie, wieder die Hauptstadt der Südslawen geworden. Hier sind auch viele internationale Organisationen tätig, die die Anstrengungen der SEEMO in den vergangenen Jahren sehr stark unterstützt haben. SEEMO hat eine außergewöhnliche Verlagsaktivität und diese Arbeit wäre ohne die Hilfe dieser Organisationen nicht möglich.

South East Europe Media Handbook

SEEMO veröffentlicht jährlich das "South East Europe Media Handbook". Dieses besteht aus zwei mehr als Tausend Seiten großen Bänden und enthält unter anderem ausführliche Informationen über die Medienlandschaft und die Situation von Journalisten und Journalistinnen in 20 südosteuropäischen Ländern. Als "Lingua Franca" der Publikation wurde aus praktischen Gründen Englisch gewählt.

deScripto

In Zusammenarbeit mit der Universität Wien veröffentlicht SEEMO vier Mal jährlich die Zeitschrift "deScripto", ein unabhängiges Journal, das der Demokratisierung der Medien und der Entwicklung der Zivilgesellschaft in Südosteuropa gewidmet ist. Die aktuelle Ausgabe beschäftigt sich zum Beispiel mit "Media Landscape – Serbia in Transition".

Dr. Erhard Busek Preis

Als Anerkennung von besonderen journalistischen Leistungen im Bereich des investigativen Journalismus, sowie der Menschenrechte, vergibt SEEMO regelmäßig Journalistenpreise. Der bekannteste ist der Dr. Erhard Busek Preis - benannt nach seinem Stifter, dem ehemaligen österreichischen Vizekanzler - der einmal jährlich vergeben wird. Damit werden Journalisten und Journalistinnen ausgezeichnet, die einen besonderen Beitrag zur Völkerverständigung in Südosteuropa geleistet haben.

Schließlich sind Medien nicht bloß ein "System aus Werkzeugen und Organisation, sondern vielmehr soziale Kommunikationssysteme. Medien sind die kulturelle, politische, pädagogische und wirtschaftliche Plattform einer Gesellschaft", wie Thomas A. Bauer, Herausgeber von deScripto im Vorwort zur aktuellen Ausgabe betont.