Vom Verschwinden eines unersetzlichen Haustieres

Die Honigproduzenten

Stirbt die Biene, stirbt wenige Jahre später auch der Mensch. Dieses Albert Einstein zugerechnete Zitat gewinnt im Lichte des Bienensterbens in den USA Besorgnis erregende Aktualität. Wie wichtig sind Bienen für das Überleben der Menschheit?

Bereits im antiken Griechenland züchtete man Bienen, da Wein nur gewürzt und gesüßt getrunken wurde. Die große Bedeutung der kleinen Insekten fand Eingang in den Mythos: Als Wiedergutmachung für den Tod der Eurydike musste Aristeios, der Sohn des Gottes Apoll, auf Geheiß von Göttervater Zeus die Menschen die Kunst der Imkerei lehren. Nicht nur das Gewand der Artemis von Ephesos ist mit Bienen geschmückt, die Insekten wurden auch auf Münzen geprägt und prangten als Wappentier über dem Stadttor des antiken Handelszentrums.

Bienen als Herrschaftsymbole

Im mittelalterlichen Frankreich wählten die Merowinger die Biene zum Wappentier, im 19. Jahrhundert ließ Napoleon Stoffe, Tapeten, Möbel und Wagen mit goldenen Bienen schmücken. Mit Napoleons Sohn, dem späteren Herzog von Reichstadt, kamen diese Symbole der Macht 1813 nach Wien. Sowohl die silberne Wiege, als auch die Kinderkutsche des Prinzen, die in der Wagenburg in Schönbrunn zu sehen ist, sind mit Bienen geschmückt.

Das Bienensterben

Die Honigbiene, eines der ältesten Haustiere des Menschen, kommt heute häufig in die Schlagzeilen. Das große Bienensterben, das in den USA bereits die Hälfte der Bienenvölker dahingerafft hat, gibt Anlass zu ernster Besorgnis. Während amerikanische Wissenschaftler eine Krankheit als Ursache vermuten und nach einem Virus suchen, macht man in Europa eher die Akkord-Bestäubungsarbeit der Bienen auf riesigen Monokulturen für den Massenexodus verantwortlich.

Die Leiden der Bienen in der industriellen Landwirtschaft

Täglich werden Millionen von Bienen in luftdurchlässiger Verpackung mit dem Flugzeug verschickt. Das häufigste Ziel sind Obstplantagen in Kalifornien, die ohne die Bestäubungsarbeit der Bienen keine Früchte hervorbringen würden.

Um die starken Verluste in den USA auszugleichen, werden Bienen aus Australien importiert, wobei allerdings auch Krankheitserreger mit auf die Reise gehen. Amerikanische Landwirte behandeln die fleißigen Insekten daher vorbeugend mit Antibiotika. Zusätzlich leiden die Tiere unter Stress durch Klima- und Temperaturschwankungen. Auch der hemmungslose Einsatz von Pestiziden wird für das Verschwinden fast der Hälfte der nordamerikanischen Bienenpopulation verantwortlich gemacht. Honig ist bei solcher Haltung ein Nebenprodukt, das oft nicht vermarktet wird.

Stirbt nach der Biene auch der Mensch?

Das gänzliche Verschwinden des Insekts hätte - glaubt man einem Zitat, das Albert Einstein zugerechnet wird - dramatische Folgen: Stirbt die Biene, stirbt wenige Jahre später auch der Mensch. Ohne Bestäubung ginge das Nahrungsangebot zurück, die wenigsten Obstsorten können ohne Bienen oder Hummeln befruchtet werden.

Ein Phänomen, das wir alle kennen: Ein Kirschbaum, der trotz Blütenpracht keine Früchte trägt - nicht immer ist Frost daran Schuld. Regnet es in der Woche, in der die Bestäubung stattfinden sollte, ohne Unterlass, bleiben die Insekten im Stock, die Ernte fällt aus.

Hilfe für die Bienen

Schalen mit frischem Wasser im Garten, auf dem Balkon oder Fensterbrett helfen den Tieren, an heißen Sommertagen den Weg zurück zum Stock zu überwinden. Lassen Sie Wiesenschaumkraut und Taubnesseln stehen, denn der Nektar von blühendem "Unkraut" hilft den fleißigen Tieren, ihren hohen Kalorienbedarf zu decken.

Nicht selten sterben Bienen vor Erschöpfung, wenn sie, mit Pollen für die Brut schwer beladen, selbst keine Nahrung finden. Und die Wege sind weit: Um ein Kilo Honig zu erzeugen, muss eine Biene die Distanz von sieben Erdumrundungen zurücklegen.

Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 28. Juli bis Donnerstag, 31. Juli 2008. 9:30 Uhr

Buch-Tipps
Gerhard Roth, "Landläufiger Tod", Fischer Taschenbuch

Gerhard Roth, "Über Bienen", Folio, Wien Bozen

Roald Dahl, "Küßchen Küßchen", rororo

Heiko Bellmann, ".Bienen, Wespen, Ameisen. Hautflügler Mitteleuropas", Kosmos Naturführer

Arno Geiger, "Es geht uns gut", Hanser Verlag

Waldemar Bonsels, "Die Biene Maja", dtv junior