Was die Ausbreitung von Seuchen begünstigt

Seuchen auf dem Vormarsch

Im Lauf der Geschichte haben Seuchen immer wieder ganze Landstriche entvölkert, Völkerwanderungen ausgelöst, Kriege entschieden und die ökonomische Entwicklung ganzer Kontinente blockiert. Weltweit ausrotten konnte man bisher aber nur die Pocken.

Hauptwegbereiter für Seuchen sind schlechte ökonomische und soziale Bedingungen, die mit ebensolchen Wohn- und Ernährungsverhältnissen einhergehen. Katastrophen und Konflikte verschärfen die Situation - man denke an Flüchtlingslager, wo Menschen unter katastrophalen hygienischen Bedingungen leben.

Ebenso können sich klimatische Veränderungen auf die Ausbreitung von Seuchen auswirken: so begünstigt die Erderwärmung insbesondere Infektionserkrankungen, die von Insekten übertragen werden. Diese verbreiten sich nun in Regionen, in denen sie vorher nicht anzutreffen waren: Malaria-Stechmücken zum Beispiel.

Malaria in Europa?

In Europa wird die Malaria allerdings kaum wieder heimisch werden: Denn Wärme allein reicht nicht aus: Mücken brauchen es auch feucht: und was das betrifft, finden sie in Europa keine guten Bedingungen vor, denn hier wurden die meisten Sumpfgebiete schon vor langem trockengelegt.

Anderswo auf der Welt hingegen stehen die Chancen der Mücken weit besser: Im Besonderen dort, wo Malaria schon jetzt vorkommt, wird die Erwärmung vermutlich dazu führen, dass die Malaria-Saison länger dauern und heftiger verlaufen wird als bisher.

Kontakte zwischen Mensch und Tier als Risikofaktor

Der zunehmende Kontakt zwischen Mensch und Tier in Urwäldern, die zwecks Gewinnung landwirtschaftlicher Nutzflächen zu Millionen Hektar gerodet werden, stellt eine besondere Gefahrenquelle für die Entstehung und Ausbreitung neuer Infektionskrankheiten dar. HIV/AIDS oder auch Ebola, eine Viruserkrankung, gegen die es bislang keine erfolgreiche Therapie gibt, haben gezeigt, dass diese Kontakte hochbrisant sein können: in beiden Fällen dienten Affen den Erregern als Zwischenwirte.

Eine nicht minder große Gefahr stellt die industrialisierte Massentierzucht dar. Auf der Erde leben derzeit 6,5 Milliarden Menschen und 30 Milliarden Federtiere - Hühner, Gänse, Enten und andere mehr. Gerade die Massenzucht dieser Tiere ist eine potenzielle Hauptbrutstätte für neue Krankheitserreger. Ein Beispiel: H5N1, die Geflügelgrippe. Der globale Tier- und Fleischhandel, ob legal oder illegal, verstärkt das Problem.

Auch die unsachgemäße Verwendung von Antibiotika - vor allem in der Tierzucht - ist höchst riskant, da diese Medikamente in vielen Ländern - mit Ausnahme der EU - nicht nur zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten, sondern auch als Wachstumsförderer eingesetzt werden. Dadurch steigt wiederum die Gefahr der Resistenzbildung.

Vernetzte Welt - vernetzte Gefahr

Noch nie konnte sich eine lokal begrenzte Infektionskrankheit so leicht in eine Pandemie verwandeln wie heute. Flüchtlinge und Reisende tragen Krankheiten über Landesgrenzen und Kontinente.

2003 hat der bis damals unbekannte Erreger des schweren akuten Atemwegssyndroms, kurz SARS, die Welt in Schrecken versetzt. Er hatte es mittels Flugverkehrs innerhalb von nur zwölf Stunden um den halben Globus geschafft. Dank internationaler Zusammenarbeit war das Virus, das von einer asiatischen Katzenart stammte, rasch identifiziert und konnte innerhalb weniger Monate durch strenge Quarantäne- und Einreisebestimmungen sowie Tötung der Reservoirtiere erfolgreich bekämpft werden.

Von den 8.000 weltweit infizierten Menschen waren allerdings 750 innerhalb weniger Monate gestorben. Heute ist SARS längst aus den Medien verschwunden - aber es hat gezeigt, dass und warum Wachsamkeit nötig ist.

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Hör-Tipp
Radiodoktor - Medizin und Gesundheit, Montag, 22. Dezember 2008, 14:20 Uhr